Der Windische Bauernaufstand von 1573 - Historicum.net
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Winfried Schulze<br />
nis der ersten Aufstandstage hilfesuchend an die Nachbarfürsten gewandt.<br />
<strong>Der</strong> damit ausgelöste Briefverkehr trug nun eine Reihe <strong>von</strong> Berichten und<br />
Abschriften an den Münchener Hof, so daß sich in diesem schmalen Sammelband<br />
zum Teil sehr informative Stücke finden. Am wertvollsten aber muß die<br />
Abschrift der einzigen <strong>von</strong> den Bauern selbst verfaßten Quelle erscheinen,<br />
deren .r7,xistenz zwar aus einer anderen Quelle bekannt war, die aber selbst<br />
nicht gefunden werden konnte 34). Während ein Großteil der neuerdings <strong>von</strong><br />
jugoslawischer Seite publizierten Quellen sich sehr stark auf die Vorgeschichte<br />
des Aufstandes, die wirtschaftliche Struktur der betroffenen Grundherrschaften,<br />
die Folgen des Aufstands und den adeligen Besitzstreit um die Herrschaften<br />
im Aufstandsgebiet konzentriert, haben wir es bei der Münchener Sammlung<br />
mit direkt die Aufstandsbewegung betreffenden Quellenzeugnissen zu<br />
tun. Zusammen mit einer Reihe kleinerer Quellenaussagen, die bislang, soweit<br />
ich sehe, nicht in die Interpretation einbezogen wurden, war mit diesem Quellenfund<br />
ein Anlaß gegeben, die Historiographie und einige wichtige Aspekte<br />
des <strong>Windische</strong>n <strong>Bauernaufstand</strong>s der deutschsprachigen Forschung näher zu<br />
bringen, als dies bislang offensichtlich der Fall ist, und dieses Ereignis in die<br />
bäuerliche Sozialgeschichte des 16. Jahrhunderts einzuordnen.<br />
Es versteht sich, daß dabei nicht der Anspruch erhoben werden kann, die<br />
jugoslawischen Detailforschungen in ihrer ganzen Breite aufzunehmen oder<br />
gar weiterzuführen. Angesichts der leider beschränkten Arbeitsmöglichkeiten<br />
zu diesem Spezialgebiet der jugoslawischen Geschichte in Berlin und der Belastung<br />
durch andere Arbeiten durfte hier sinnvollerweise nicht angesetzt<br />
werden. Vielmehr soll — nachträglich zum Gedenkjahr 1973 — der Versuch<br />
gemacht werden, unter dem durch den Quellenfund vorgegebenen spezifischen<br />
Aspekt die Aufstandsbewegung zu analysieren und zu bewerten. Dieser Aspekt<br />
umfaßt vor allem die Diskussion um die Programmatik des <strong>Bauernaufstand</strong>es<br />
sowie die verschiedenen Formen der Reaktion des ständischen Herrschaftssystems<br />
auf die Aufstandsbewegung. Damit bot sich zugleich die Gelegenheit,<br />
eigene Arbeiten zur politischen Bedeutung bäuerlicher Schichten im innerösterreichischen<br />
Territorialstaat des späten 16. Jahrhunderts auf einer neuen<br />
Materialgrundlage wiederaufzunehmen. Ziel dieser Arbeiten war es vor<br />
allem, die bislang zu stark auf den Konflikt zwischen Landesfürsten und Ständen<br />
konzentrierte Ständeforschung durch die Einbeziehung und nähere Bestimmung<br />
der Rolle der bäuerlichen Bevölkerung zu erweitern und möglicherweise<br />
damit zu präzisieren35).<br />
sowohl die Originale der Briefe, die Berichte und die Konzepte der Antworten<br />
enthält (fol. 1-76a), als auch wiederum Abschriften da<strong>von</strong>. Eine Veröffentlichung<br />
der Dokumente ist in Casopis za zgodovino in narodopisje (Maribor) vorgesehen.<br />
34)Vgl. dazu w.u. Anm. 94!<br />
35)Dazu bisher meine Dissertation: Landesdefension und Staatswesen. Studien<br />
zum Kriegswesen des innerösterreichischen Territorialstaates (1564-1619) (Veröffentlichungen<br />
der Kommission für Neuere Geschichte Österreichs, Bd. 60), Wien-<br />
Köln—Graz 1973 und den in Anm. 10 bereits angeführten Aufsatz. — Angesichts des<br />
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