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Der Windische Bauernaufstand von 1573 - Historicum.net

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Winfried Schulze<br />

bewogen den Erzbischof, die Beratungen der Räte abzusagen. Kein Zweifel<br />

kann jedoch darüber bestehen, daß die direkt oder indirekt betroffenen Landesfürsten<br />

sich in seltener Einmütigkeit zu gemeinsamem Handeln bereit fanden.<br />

Was bei der Vorbereitung eines gemeinsamen Kampfes gegen die Türken<br />

nahezu unmöglich war, schaffte ein nur Tage dauernder <strong>Bauernaufstand</strong>, der<br />

umgehende Beratungen und die Bereitschaft zu gemeinsamem Handeln auslöste.<br />

Darüber hinaus gewährte der Salzburger Erzbischof den innerösterreichisehen<br />

Abgesandten, die ihn am 15. Februar aufsuchten, einen Kredit 122). Außerdem<br />

zog er — parallel zum Grazer Vorgehen — den Ausschuß seiner<br />

Landstände zu sich, um die möglichen Gefahren für Salzburger Territorium<br />

zu besprechen. Als Maßnahme einer aktiven Vorsorge suchte man auch die<br />

Stimmung des „gemeinen Mannes" „sunnderlich aber die bey den perckhwercken"<br />

auszukundschaften 123). Herzog Albrecht hielt es wie der Tiroler Erzherzog<br />

Ferdinand für notwendig, am 17. Februar ein Mandat an seine lokalen<br />

Obrigkeiten zu erlassen, in dem er ihnen gebot, „in geheym" nachzuforschen,<br />

ob im bayerischen Teil des Gebirges Hinweise auf konspirative Aktionen der<br />

Bauern gegeben seien oder ob fremde Personen aufgetaucht seien. Außerdem<br />

sollten Verzeichnisse tauglicher und verläßlicher Kriegsleute vorbereitet werden,<br />

auf die man im Falle einer Ausweitung des <strong>Bauernaufstand</strong>es auf bayerisches<br />

Gebiet zurückgreifen könne124).<br />

Über den Kreis der betroffenen Landesfürsten hinaus, deren Reaktion bislang<br />

untersucht worden ist, bieten alle verfügbaren Berichte über den <strong>Bauernaufstand</strong>,<br />

die ja durchweg <strong>von</strong> Adeligen verfaßt sind, wertvolle Hinweise auf<br />

die subjektive Einschätzung der Gefährdung der allgemeinen politisch-sozialen<br />

Ordnung durch den Aufstand. Damit ist zugleich die Möglichkeit gegeben,<br />

allgemeine Aussagen über den Grad der Stabilität der Feudalordnung in der<br />

Sicht des landständischen Adels zu treffen.<br />

Dabei lassen die Quellen ganz allgemein keinen Zweifel daran, daß die<br />

bäuerlichen Ziele durchweg als Negierung der feudal-ständischen Ordnung<br />

interpretiert wurden. Während für Erzherzog Karl dieses Ziel darin bestand,<br />

sich „<strong>von</strong> aller dienstbarkhait ledig" zu machen 125), glaubte der Freiherr <strong>von</strong><br />

122)Ebenda, fol. 22 b, vgl. auch Kr ones, Beiträge, S. 31, Nr. 58, 59, J. Loserth,<br />

Salzburg und Steiermark im letzten Viertel des 16. Jahrhunderts (Forschungen zur<br />

Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte der Steiermark, Bd. V/2). Graz 1905, S. 19,<br />

Anm. 1 und die Hinweise über die Höhe der Darlehen an Landesfürst und Landschaft<br />

bei E. Marks, Das Salzburger Vizedomamt Leibnitz. Phil. Diss. Salzburg<br />

1972, S. 95 (Frdl. Hinweis <strong>von</strong> Dr. Pagitz, Landesarchiv Salzburg).<br />

123)Hauptstaatsarchiv München, loc. ca., fol. 23 a.<br />

124, ) Das Konzept des Patents, ebenda, fol. 42 a----43 a. Zu den Tiroler Maßnahmen<br />

gegen eventuelle Unruhen vgl. die Hinweise bei J. Hirn, Erzherzog Ferdinand<br />

<strong>von</strong> Tirol. Geschichte seiner Regierung und seiner Länder, Bd. 2, Innsbruck 1888,<br />

S. 113.<br />

125) Ebenda, fol. 45 a. — Noch am 24. Februar schrieben die steirischen Verord<strong>net</strong>en<br />

an ihre oberösterreichischen Kollegen gleichsam als Entschuldigung ihrer<br />

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