Der Windische Bauernaufstand von 1573 - Historicum.net
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Winfried Schulze<br />
Plätzen und Festungen, die Militärgrenze"). So wurde das kroatisch-slawonisehe<br />
Restgebiet noch einmal <strong>von</strong> einem militärischen Befehlssystem überzogen,<br />
das sowohl nach Wien wie nach Graz orientiert war"), wo seit der habsburgischen<br />
Länderteilung <strong>von</strong> 1564 Erzherzog Karl als Landesfürst <strong>von</strong> Steiermark,<br />
Kärnten. Krain und Görz residierte, dem damit auch de facto die Sorge für die<br />
Erhaltung der kroatisch-slawonischen Grenzen gegen die Türken oblag, deren<br />
Kosten und Befehlshaberstellen weitgehend <strong>von</strong> den Ständen seiner Länder<br />
getragen wurden. So kann es auch nicht verwundern, daß beim Ausbruch des<br />
<strong>Bauernaufstand</strong>es die Hauptlast der Verantwortung auf dem innerösterreichischen<br />
Landesherren lastete. <strong>Der</strong> Kaiser war ebenso fern vom Ort der Ereignisse<br />
wie die Repräsentanten der ungarischen Zentralverwaltung. Die Entscheidungen<br />
fielen der Instanz zu, die wegen der Nähe der Aufstandsbewegung<br />
zur unteren Steiermark und zu Krain am ehesten betroffen war und darüber<br />
hinaus den militärischen Apparat der kroatisch-slawonischen Grenzbesatzungen<br />
in der Hand hatte. Dieser Hinweis erscheint mir um so notwendiger, als<br />
der Aufstand <strong>von</strong> <strong>1573</strong> durch die intensiven Bemühungen der jugoslawischen<br />
Historiker naturgemäß etwas aus dem Bezugssystem des innerösterreichischen<br />
Territorialstaates herausgelöst worden zu sein scheint. Festzuhalten ist, daß<br />
unabhängig <strong>von</strong> den Bemühungen des kroatisch-slawonischen Adels und der<br />
ungarischen Zentralstellen der Aufstand <strong>von</strong> <strong>1573</strong> quellenmäßig vor allem als<br />
Problem der innerösterreichischen Herrschaftsträger festgemacht werden muß<br />
und in diesem Zusammenhang auch eine bestimmte Aussagefähigkeit gewinnt.<br />
Das vom Aufstand im wesentlichen erfaßte Gebiet nördlich und südlich der<br />
Save (nordwestlich <strong>von</strong> Zagreb) liegt also in einem Raum sich in verschiedener<br />
Intensität überlagernder politisch-administrativer Strukturen, die z. T.<br />
miteinander in Konkurrenz standen 40). Hinzu kommt, daß dieses so kompliziert<br />
geschichtete politische Herrschaftssystem unter einem konstanten äußeren<br />
Druck stand, der Gefahr der türkischen Eroberung. Das bedeutet zugleich,<br />
38) Anstelle ausführlicher Literaturangaben verweise ich auf meinen Literaturbericht<br />
in: Militärgeschichtliche Mitteilungen 9 (1971), S. 187-196 und die neuere<br />
Darstellung <strong>von</strong> G. E. Rothe n b er g , Die österreichische Militärgrenze in Kroatien.<br />
Wien—München 1970. Zum Stand der Grenztruppen im Jahre 1572 vgl. R. Lopa<br />
Prilozi za poviest Hrvatske XVI. i XVII. vieka iz stajerskoga zemaljskoga arhiva<br />
u Gradcu [Beiträge zur Geschichte Kroatiens im 16. und 17. Jh. aus dem steiermärkischen<br />
Landesarchiv in Graz]. Starine 19 (1337), S. 33 ff.<br />
") Offiziell unterstanden die beiden Obersten der windischen und kroatischen<br />
Grenze (hier Veit <strong>von</strong> Halleck und Herbard <strong>von</strong> Auersberg) dem Wiener Kriegsrat.<br />
Da die innerösterreichischen Stände jedoch diese beiden Grenzabschnitte weitgehend<br />
finanzierten, war eine doppelte Orientierung der Befehlshaber zum Kaiser und zum<br />
innerösterreichischen Landesherrn bzw. den Ständen unvermeidlich. So kam es<br />
auch im Verlauf des <strong>Bauernaufstand</strong>es zu einem ständigen Nebeneinander der Kompetenzen<br />
der Einzelmaßnahmen.<br />
40) Vgl. dazu die Kartenskizzen bei Broml ej , Vosstanie <strong>1573</strong>, S. 255; Grafenauer,<br />
Km&eki upori, hinter S. 248 und bei Adameek, Seljae'ka buna, hinter S. 144<br />
und die Karte zu diesem Aufsatz, für deren Anfertigung ich Herrn W. Schlag<br />
herzlich danke.<br />
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