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Der Windische Bauernaufstand von 1573 - Historicum.net

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Winfried Schulze<br />

stätigen. Unter einer anders angesetzten Fragestellung kann dieser <strong>Bauernaufstand</strong><br />

jedoch interpretatorisches Gewicht erhalten. Dabei muß versucht<br />

werden, die Aufstandsbewegung insgesamt in die politisch-sozialen Konstellationen<br />

der Zeit einzuordnen, die Stellung der einzelnen gesellschaftlichen<br />

Gruppen in diesem Konflikt zu bestimmen, um so letztlich die Funktion und<br />

Bedeutung des Aufstandes für die feudale Ordnung des späten 16. Jahrhunderts<br />

in den hier untersuchten Gebieten ermessen zu können. Es wird damit<br />

die eingangs angesprochene Fragestellung nach der politischen Bedeutung<br />

bäuerlicher Schichten in der Epoche nach dem Bauernkrieg <strong>von</strong> 1525 wieder<br />

aufgenommen.<br />

V<br />

Wenn wir dabei zunächst die Bauern als Träger der Aufstandsbewegung<br />

untersuchen, so muß einschränkend bedacht werden, daß bislang für diesen<br />

Aufstand eigene Äußerungen der Bauern selbst nicht bekannt sind, wie wir<br />

sie aus dem Bauernkrieg aber auch aus den österreichischen Bauernaufständen<br />

<strong>von</strong> 1594/97 kennen. Alle Kenntnisse über Absichten und Ziele der bäuerlichen<br />

Bewegung verdanken wir nur den Quellen, die das ständisch-landesfürstliche<br />

Herrschaftssystem hinterlassen hat. Den wenigen aus diesem Zusammenhang<br />

gewonnenen Aussagen, wie etwa den Verhören der gefangenen,<br />

z. T. gefolterten Bauern, kommt deshalb besonderes Gewicht zu, auch wenn<br />

die besondere Situation der Entstehung dieser Quellen zu bedenken ist. Erst<br />

durch den eingangs erwähnten Fund neuer Quellen besitzen wir eine kurze<br />

programmatische Äußerung der am Aufstand beteiligten Bauern, die uns<br />

einen gesicherten Einblick in die Beweggründe und Ziele der Aufständischen<br />

direkt gestattet.<br />

Eine nähere Untersuchung der bäuerlichen Position im Konflikt <strong>von</strong> <strong>1573</strong><br />

geht sinnvollerweise <strong>von</strong> einer Unterteilung der Entstehung des Aufstandes<br />

in drei Phasen aus. Die erste Stufe der Auseinandersetzung zwischen dem<br />

Grundherrn Tahy und den Untertanen seiner Herrschaft Sossed ist mit dem<br />

Beginn der Tahy'schen Herrschaft anzusetzen"). Sie wird charakterisiert durch<br />

den permanenten Versuch dieses Grundherrn, die Abgaben der Bauern zu<br />

erhöhen und sich ungerechtfertigt an den Untertanen zu bereichern. Die Aussagen<br />

der Bauern belegen dies in der Herrschaft Sossed wie in der Herrschaft<br />

Stattenberg in der Untersteiermark"). Danach hatte Tahy die Weinabgabe<br />

erhöht, hatte die Untertanen zu besonderen Diensten verpflichtet, verweigerte<br />

0) Tahy erwarb 1556 die untersteirische Herrschaft Stattenberg, 1564 kaufte er<br />

Andreas Bathori um 50 000 fl. dessen halben Teil <strong>von</strong> Sossed und Stubiza ab, vgl.<br />

Graf en auer, Kmead upori, S. 204.<br />

70) Für Sossed vgl. die über 500 Zeugenaussagen bei B ojni Preslugavanje,<br />

S. 16 ff. und Hauptstaatsarchiv München, fol. 55a f. (Beschwerden der Untertanen<br />

<strong>von</strong> Werdoväz ... vom 9. Februar <strong>1573</strong>); für Stattenberg vgl. Pop elka, Franz Tahy,<br />

S. 105 ff.<br />

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