BOLD THE MAGAZINE No.52
HOFFNUNG EXKLUSIV IM INTERVIEW: JOHN KRASINSKI | STRANGELY FASCINATING: FORMENTO + FORMENTO | MLETZKO: STIL UND GANZ VIEL PORSCHE | 60 JAHRE JAGUAR E-TYPE | KATAR: WEG IN DIE MODERNE | MIT DEM MINI DURCH ISLAND | LENA HOSCHEK: ANTOINETTE’S GARDEN
HOFFNUNG
EXKLUSIV IM INTERVIEW: JOHN KRASINSKI | STRANGELY FASCINATING: FORMENTO + FORMENTO | MLETZKO: STIL UND GANZ VIEL PORSCHE | 60 JAHRE JAGUAR E-TYPE | KATAR: WEG IN DIE MODERNE | MIT DEM MINI DURCH ISLAND | LENA HOSCHEK: ANTOINETTE’S GARDEN
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68 // <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> DESIGN / REPORTAGE<br />
einen gestärkten Motor. „Alles jederzeit<br />
vom TÜV begleitet, um bei der Zulassung<br />
keine Probleme zu bekommen“,<br />
ergänzt Lühmann. Der TÜV erwies<br />
sich bei der Entwicklung als perfekter<br />
Begleiter – die Professoren nicht. „Die<br />
haben nur Mist gemacht“, urteilt Lührmann<br />
hart. Sie hatten ihn knapp zwei<br />
Jahre begleitet, dann waren die ersten<br />
Carbonteile fertig. Aber die Passgenauigkeit<br />
war bescheiden: „Einer hat<br />
gesagt: ‚Jetzt drücken wir hier mal ganz<br />
fest drauf, schrauben das fest und dann<br />
zieht sich das.‘ Da wollte ich nicht mehr.“<br />
Lührmann nahm die Carbonentwicklung<br />
selbst in die Hand, auch dank des Netzwerkes,<br />
das er sich in den zwei Jahren<br />
aufgebaut hatte. Der Herstellername war<br />
auch schnell klar: natürlich „Mletzko“. Mit<br />
einem „newgen“ als Anhang, also „New<br />
Generation“.<br />
Heute hat Lührmann genau das, was er<br />
sich einst wünschte: „Wenige Angestellte,<br />
viel Spaß, kein Druck.“ Logisch, dass<br />
seine Mletzko ursprünglich Porsche 911<br />
waren. Und zwar Typ 964. „Es gibt viele<br />
Retro-Porsche, auch viele F-Modelle –<br />
ich wollte aber so etwas nicht nur nachbauen.“<br />
So begann die Arbeit mit vielen<br />
hundert Stunden Design am Computer.<br />
„Allein für den Bereich des hinteren<br />
Radlaufes am Übergang zum Schweller<br />
haben wir 50 Stunden gesessen,“ sagt<br />
Lührmann. „Der 964 hat eine eckige Form.<br />
Die muss man wieder schlank und puristisch<br />
und ästhetisch hinkriegen. Wenn<br />
man da etwas ändert, geht es bis oben<br />
in die Kotflügel. Leider bin ich Perfektionist,<br />
das macht mir das Leben schwer.“<br />
Übrigens: „Wir“, das sind vor allem er,<br />
sein Sohn Malte und sein Schwiegersohn<br />
Andre, die heute in der Firma mit<br />
drei Angestellten arbeiten und sie später<br />
einmal fortführen sollen.<br />
Nach dem Design ist der erste Schritt<br />
zum Mletzko, einen 964 zu strippen –<br />
selbst die hinteren Seitenteile werden<br />
herausgeschnitten. Das Gerippe wird<br />
bis auf die Türen ausnahmslos in Carbon<br />
neu eingekleidet. Natürlich besitzt der<br />
Mletzko einen Bürzel, aber neu designt<br />
und aerodynamisch im Computer<br />
berechnet. Die Ölklappe – eine Reminiszenz<br />
an den berühmten Ölklappen-911<br />
aus dem Baujahr 1972 – ist eine Folge<br />
der Detailverliebtheit des Dirk Lührmann.<br />
Alle Anbauteile sind selbstgemacht,<br />
nichts stammt aus dem Zubehörladen.<br />
Das betrifft mehrere hundert Teile, vom<br />
Außenspiegel über die Blinkergläser bis<br />
zum Waschwasserkasten. Jedes Teil wird<br />
vor der Verwendung vom TÜV abgenickt.<br />
Allerdings werden auch Teile von anderen<br />
Porsche-Modellen benutzt, zum Beispiel<br />
die Scheibenwischer und das Getriebe<br />
(mit überarbeiteter Übersetzung) vom<br />
993 und der Öltank vom Porsche Turbo.<br />
Die Bremsen vorn stammen vom 993<br />
Turbo, die hinten vom 964 Turbo, man<br />
kann aber auch eine Brembo-GT-Bremsanlage<br />
bekommen. Sogar die Fuchs-<br />
Felgen sind echt – auch wenn Fuchs sich<br />
erst nach acht Anrufen breitschlagen<br />
ließ, sie als 17-Zoll-Tiefbettfelge extra<br />
für Mletzko herzustellen. Der alte Kabelbaum<br />
flog raus, der neue wiegt gut 20<br />
Kilo weniger. Das ABS-System ist neu,<br />
das Fahrwerk auch – Öhlins oder Bilstein,<br />
je nach Wunsch. Das Gaspedal arbeitet<br />
elektrisch und stammt aus dem 997.<br />
Der Top-Hingucker aber ist der Sechszylinder<br />
– entwickelt in 5000 Stunden.<br />
„Ich wollte, dass man keine Kabel sieht“,<br />
erklärt Lührmann die makellose Optik<br />
der je nach Wunsch 3,9 oder vier Liter<br />
großen Aggregate. Durch Feinarbeit<br />
an Kurbelwelle, Ölpumpe, Titanpleuel,<br />
Zylinderkopf, Kolben, Zylinder, Motorengehäuse,<br />
Ventildeckel, Abgasanlage, und<br />
Ölheizungsanlage haucht Lührmann<br />
ihnen 345 oder 369 PS ein. Was sie zu<br />
den stärksten, vom TÜV abgesegneten<br />
964-Saugmotoren macht.<br />
Drei Mletzko gibt es bereits: den „Marrakesh“<br />
in Silber, den „Heartbeat“ in Rot<br />
und den „Spirit of O“ in Grün. Allen rennt<br />
ein Gepard unter der Fronthaube voraus,<br />
das Mletzko-Markenzeichen. Wir können<br />
den „Marrakesch“ entern, den hat sich<br />
Lührmann selbst verkauft. Auf dem<br />
Fahrersitz genossen schon zwei sehr<br />
namhafte Rennfahrer die Neukonstruktion<br />
und äußerten sich absolut wohlwollend,<br />
auch nachweisbar schriftlich. Da<br />
sie noch woanders unter Vertrag stehen,<br />
bleiben die Namen geheim – der Redaktion<br />
sind sie aber bekannt …<br />
Uns empfängt eine Orgie in Rottönen<br />
– Lührmann liebt es. Außerdem will<br />
er damit zeigen, was im Interieur alles<br />
möglich ist, eben auch Teppich bis zum<br />
Scheibenrahmen. Ja, der Mletzko fühlt<br />
sich an wie ein 911, und er sieht auch