Belu_BAThesis
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Universität Luzern
Florin Belu
Handlungsmuster bestimmen und so zu einer Ordnung innerhalb der Gesellschaftsstrukturen
beitragen (vgl. Walgenbach & Meyer 2008). Eine stabilisierende Konzeptualisierung von
Institutionen lässt sich dabei auf die in den gesellschaftlichen Erwartungsstrukturen
immanenten Normen und Werte zurückführen, welche grundsätzlich eine relative
Dauerhaftigkeit aufweisen, da die Normen und Werte der Gesellschaft sich üblicherweise
nicht abrupt verändern, sondern zufolge der zuvor dargestellten evolutionären oder
revolutionären Zyklen Wandlungsprozesse durchlaufen (vgl. Walgenbach & Meyer 2008:
56). Mit dem Wandel der gesellschaftlichen Wertschätzungen und der Veränderung von
Ansprüchen an Organisationen verändern sich ebenfalls die tragenden institutionellen
Strukturen. Dabei vollbringen Institutionen eine Anpassungsleistung und inkorporieren die
aktuellsten Erwartungsstrukturen einer Gesellschaft.
Bereits an dieser Stelle lassen sich Konfliktpotentiale theoretisieren: sobald die
Organisations- und Institutionsstrukturen aufgrund einer verzögerten Anpassungsleistung
keine Konformität mehr mit den Erwartungen der Umwelt aufweisen, kann es zu
Konflikthaftigkeiten zwischen gesellschaftlichen Erwartungen und organisationalen
Strukturen kommen. Scott weist darauf hin, dass Institutionen in strenger Abhängigkeit zu
Akteuren und deren Handeln bestehen und kontinuierlich produziert und reproduziert
werden. Sollten Institutionen durch die Individuen einer Gesellschaft, Gruppe oder
Organisation nicht rezipiert werden, so zerfallen sie. Daher argumentiert Scott (2001), dass es
sozialer Interaktionen bedarf, um Institutionen am Leben zu erhalten. Institutionen versterben
„[…] unless they are ongoingly «brought to life» in actual human conduct“ (Scott 2001: 49).
Dieses Phänomen erklären Berger und Luckmann pointiert: „[…] institutions [are] «dead» if
they are only represented in verbal designations and in physical objects“ (Berger &
Luckmann 1967: 75). Ein prägendes Merkmal von Institutionen ist, dass sie keine statischen
Gebilde darstellen, sondern sich kontinuierlich in Wandlungsbereitschaft befinden und quasi
über „[…] elastic fibers [...]“, in einer reziproken Beziehung zwischen Umwelt, Akteuren und
Strukturen am Leben erhalten werden (Scott 2001: 49). Trotz einer solchen prinzipiellen
Wandlungsbereitschaft sind institutionelle Wandlungsprozesse jedoch grundsätzlich träge.
Der Grund dafür ist die stabilisierende Funktion, welche institutionelle Strukturen innerhalb
der Gesellschaft ausüben, und die durch kulturelle Dynamiken am Leben erhalten werden,
sodass Institutionen zu hoher Langlebigkeit tendieren (vgl. Zucker 1977).
Zusammenfassend wird somit im neo-institutionellen Ansatz argumentiert, dass
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