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TITEL WIR SIND MITTELSTAND
Markus von Dreusche ist Geschäftsführer
des Arbeitgeber-
Verbandes von Remscheid und
Umgebung e.V.
Der Mittelstand ist vielfältig.
Dazu zählen kleine und mittlere
Unternehmen aus Handel, Handwerk,
dem Dienstleistungssektor,
Gastronomie und Hotellerie,
den Freien Berufen, der genossenschaftlich
orientierten Agrar- und Ernährungswirtschaft,
der Industrie sowie – als wichtigste
Finanzierungspartner der KMU – die Sparkassen
und Genossenschaftsbanken. Der Mittelstand in
Nordrhein-Westfalen erwirtschaftet ca. 34 Prozent
des Jahresumsatzes aller Unternehmen im Land -
das entspricht etwa 471 Milliarden Euro. Dabei
zählt das Handwerk mit rund 1,1 Million sozialversicherungspflichtigen
Beschäftigten als größter
Arbeitgeber. Genauso heterogen, wie der deutsche
Mittelstand aufgestellt ist, sind auch die
Auswirkungen der Corona-Krise. Während die
Industrie mit ein paar mehr oder weniger deutlichen
Blessuren davongekommen ist, leiden Gastronomie
und Handel erheblich unter den Folgen
der Pandemie-Bekämpfung.
Jetzt die Weichen stellen
Die Unternehmen im Bergischen sind weitestgehend
nicht so aufgestellt, dass sie nur einer
einzelnen Branche zuliefern.
Wie die verschiedenen Mittelstandsverbände einheitlich
betonen, muss die Politik dringend die
Weichenstellung vornehmen, damit die Folgen der
Krise bewältigt werden können. Die Arbeitsgemeinschaft
Mittelstand, zu der verschiedene
Branchenverbände wie zum Beispiel der Deutsche
Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA),
der Handelsverband Deutschland (HDE) und der
Zentralverband des Deutschen Handwerks
(ZDH) gehören, fordert schnellstmöglich einen
Paradigmenwechsel „weg von der situativen Corona-Politik
und hin zu einer zukunftsorientierten
Standortpolitik“. Für die Mittelstandvertreter ist
klar: Ohne den Mittelstand wird es keine wirtschaftliche
Erholung geben. Eine mittelstandsorientierte
Politik müsse die mittelständischen Betriebe
und Beschäftigten als Wohlstandsmotor
und Wettbewerbsvorteil begreifen, zur Selbstständigkeit
ermutigen und unternehmerisches Handeln
fördern. Dazu bräuchten die Betriebe verlässliche
Bedingungen, die auf marktwirtschaftlichen
Instrumenten beruhen. Im Vordergrund der politischen
Anstrengungen müssten ambitionierte
Maßnahmen zur Fachkräftesicherung, ein entschlossener
Bürokratieabbau, stabile Sozialversicherungsbeiträge
sowie eine mittelstands- und investitionsfördernde
Steuerpolitik stehen, fordert
die AG.
Nicht von einer Branche abhängig
Der Mittelstand im Bergischen ist stark industriell
geprägt. Größtenteils haben die Mitgliedsunternehmen
des Arbeitgeber-Verbands von Remscheid
und Umgebung e.V. die Krise einigermaßen gut
bewältigen können, bestätigt AGV-Geschäftsführer
Markus von Dreusche auf Nachfrage des
„Bergischen Unternehmers“. Durch das Instrument
der Kurzarbeit seien die Belegschaften stabil
geblieben, was dem aktuell hohen Auftragsgeschehen
entgegenkomme. Wie sich die Politik
letztendlich aufstelle, werde sicherlich erst nach
der Bundestagswahl im September sichtbar. „Irgendwie
muss das Ganze ja bezahlt werden“, verweist
der Jurist auf die Milliarden an Kosten, die
die Krisenbewältigung verschlungen hat und noch
verschlingt. Dabei müssten die Lasten aber vernünftig
verteilt werden, warnt er vor zu hohen Belastungen.
Bis der Mittelstandszug wieder ohne
Störungen rollt, müssen auch die derzeitigen Lieferengpässe,
die zum Teil noch aus dem ersten
Lockdown herrühren, bewältigt werden. Auch
Flauten bzw. Veränderungen in einzelnen Branchen,
wie etwa der Luftfahrtindustrie, gilt es abzufedern.
Zum Glück seien die Unternehmen im Bergischen
in den meisten Fällen nicht so aufgestellt, dass sie
nur einer einzelnen Branche zulieferten. Markus
von Dreusche rechnet damit, dass sich die Arbeitswelt
und auch die Unternehmenskultur verändern
werden. Dies werde innerhalb der Unternehmen
ablaufen, aber auch von entsprechenden
Maßnahmen durch den Gesetzgeber flankiert
werden müssen. Zum Beispiel mit der mobilen Ar-
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