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Stahlhändler zu Beginn des Jahres ihre Lager

aufgefüllt in der Annahme, dass es in den nächsten

Monaten zur Problemen kommen wird.

Welche Auswirkungen sind kurz- bis mittelfristig

zu befürchten?

Von der Kurzarbeit über die Absage von Kundenaufträgen

bis zum kompletten Baustopp ist alles

denkbar.

Gibt es aus Ihrer Sicht Lösungen, um gegenzusteuern?

Wir im Handwerk können den Handel auf dem

Weltmarkt nicht unterbinden. Es ist völlig normal,

dass Produkte an den Meistbietenden verkauft

werden. Hier müssten politisch auf höherer Ebene

Regularien geschaffen werden,

Was raten Sie Ihren Kollegen aktuell?

Beim Abschluss neuer Bauverträge das Risiko für

Preissteigerungen während der Bauzeit und der

Fertigstellungstermine auszuschließen.

Kann die Kammer helfen?

Die Handwerkskammern kennen die Probleme

und vertreten uns auf politischer Ebene. Hier werden

unsere Belane vorgetragen und den Verantwortlichen

in Bund, Ländern und Kommunen

verständlich gemacht. Ohne diese Unterstützung

würde unsere Stimme nicht wahrgenommen.

Ist es möglich, auf andere Baustoffe auszuweichen?

Eventuell, wenn noch genügend Zeit bleibt, um

neu zu planen. Unterseitige Dämmungen können

beispielsweise mit Glasschaumschotter ausgeführt

werden. Allerdings ist das Thema alternative

Baustoffe sehr komplex und kann an dieser

Stelle nicht mit ein paar Worten hinreichend beantwortet

werden.

Auf jeden Fall muss stets der Zusammenhang

mit der jeweiligen Baumaßnahme gesehen werden,

wobei auch die Lage des Objekts eine Rolle

spielt.

Sollte die heimische Rohstoff-Industrie aufgrund

der aktuellen Erfahrungen gestärkt werden

und mehr Unterstützung bei der Politik

finden?

Grundsätzlich ja. Das würde uns zurzeit aber

auch nicht helfen. Uns fehlen einfach die Grundbaustoffe.

Der bestehende Bedarf wird schon lange

nicht mehr durch die heimische Rohstoff-Industrie

gedeckt. Abgesehen davon ist der Abbau

von Bürokratie für das Handwerk natürlich immer

zu begrüßen.

überraschend wieder an Fahrt gewonnen hat,

schaffen es zahlreiche Firmen nicht, ihre Fertigung

bedarfsgerecht und schnell wieder auf volle

Leistung zu bringen. Damit wächst der Nachfragestau,

dem lediglich ein begrenztes Angebot gegenüber

steht. Aber nicht allein hierzulande kam

es zu Produktionsausfällen. So beispielweise auch

in Süd Korea, wo im vergangenen Jahr nach dem

Ausbruch von Corona sozusagen über Nacht Fabriken

geschlossen wurden. Eine Entscheidung, die

unter anderem die Herstellung von international

gefragten Halbleitern zum Erliegen brachte.

Weitere Ereignisse verschärfen die sowieso schon

prekäre Situation erheblich. Dazu gehört die Blockade

des Suezkanals mit seinen für die Containerschifffahrt

wichtigen Transportwegen. Ebenso

trägt der Brexit Großbritanniens aus der EU aufgrund

erschwerter Zollformalitäten dazu bei, den

Warenverkehr zu verlangsamen und zu verteuern.

Die Hütte brennt

Derweil spitzt sich die Lage im Handwerk zu.

Trotz voller Auftragsbücher können immer mehr

Betriebe die Arbeit auf ihren Baustellen nicht

planmäßig fortsetzen, weil das Material zum Weitermachen

fehlt. Zur Untätigkeit gezwungen, brechen

die Umsätze ein – die Mitarbeiter werden

zwischenzeitlich in Kurzarbeit geparkt. Ein unhaltbarer

Zustand, der ohne Aussicht auf eine

schnelle Änderung einen großen gesamtwirtschaftlichen

Schaden anrichten würde.

Andreas Ehlert, Präsident der Handwerkskammer

Düsseldorf, findet entsprechend dramatische

Worte: „Es ist ein absolutes Brandthema. Der Materialengpass

am Bau könnte sich zu einem echten

Hemmschuh für eine rasche konjunkturelle Erholung

der gewerblichen Wirtschaft nach Ende der

Pandemie auswachsen.“

Text: Brigitte Waldens

Fotos: Shutterstock,

privat

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