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der motor – Ausgabe 3/21 – Kommunikation für die Branche

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Dagegen sah <strong>die</strong> Konkurrenz ziemlich alt aus, mit Motoren,<br />

<strong>die</strong> ausnahmslos Zweizylin<strong>der</strong> mit untenliegen<strong>der</strong> Nockenwelle<br />

waren. Und wir sprechen hier von den damals<br />

aktuellen Modellen von BMW, BSA, Norton, Triumph o<strong>der</strong><br />

Harley Davidson. Teilweise gingen sie auf über 40 Jahre alte<br />

Entwürfe zurück, da <strong>die</strong> Nachfrage in <strong>der</strong> Motorradbranche<br />

rückläufig war. Von den alten europäischen Marken, <strong>die</strong> ihre<br />

Weiterentwicklung verschlafen hatten, überlebten nur BMW<br />

und Moto Guzzi. Europa ignorierte den Motorrad-Boom<br />

auch relativ lange. Japan legte daher noch mal nach, <strong>die</strong><br />

Marken Suzuki und Kawasaki brachten ähnliche Modelle<br />

auf den Markt. Insgesamt sprangen <strong>die</strong> meisten Hersteller<br />

irgendwann auf den Reihenvierzylin<strong>der</strong>-Zug auf.<br />

Der Drehzahlmesser <strong>der</strong> CB 750, so etwas gab es bei BMW<br />

und Harley Davidson nicht einmal, ging bis zu unfassbaren<br />

10.000 Umdrehungen. Das Design von Drehzahlmesser<br />

und Tachometer übernahm zudem Elemente aus dem Flugzeugbau,<br />

wie eine colorierte Hinterleuchtung <strong>der</strong> Zifferblätter.<br />

Unvorstellbar, so etwas zur damaligen Zeit in Serie zu<br />

produzieren, doch genau das tat Honda. 1969 begann <strong>der</strong><br />

Verkauf <strong>der</strong> neuen CB 750 in den USA. 1970 wurde dann<br />

auch <strong>der</strong> deutsche Markt erschlossen. Es war <strong>die</strong> Wie<strong>der</strong>entdeckung<br />

des Motorrads, <strong>die</strong> Honda CB 750 als erste<br />

schwere Maschine <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne. Sie wurde zu DEM Serienmodell<br />

<strong>der</strong> großen Hubraumklassen. Der Erfolg ließ nicht<br />

lange auf sich warten. Zu verdanken war er vor allem dem<br />

Vierzylin<strong>der</strong>-Reihen<strong>motor</strong> mit seinen <strong>für</strong> damalige Verhältnisse<br />

unvorstellbaren Höchstleistungen in Kombination mit<br />

konkurrenzloser Zuverlässigkeit. Dazu kam ein seidenweicher<br />

Motorlauf und eine bisher ungekannte Kraft.<br />

Zwischen 1957 und 1967 errang Honda 137 Grand-Prix-<br />

Siege, 16 Fahrer- und 18 Markenweltmeisterschaftstitel.<br />

Eindrucksvoll bewies Honda damit seine Ambitionen, mehr<br />

Kunden auf allen Kontinenten gewinnen zu können. Und genau<br />

<strong>die</strong>s gelang vor allem durch <strong>die</strong> harmonischen Proportionen<br />

<strong>der</strong> CB 750, das Ergebnis war eine gedrungene und<br />

zugleich kräftige Linie. Dieses sehr eigene Design zeigte<br />

das neue Selbstbewußtsein <strong>der</strong> Marke: Zwei Auspuffrohre<br />

auf je<strong>der</strong> Seite und <strong>der</strong> breite Vierzylin<strong>der</strong><strong>motor</strong> verströmten<br />

Kraft, Sicherheit und mo<strong>der</strong>nste Technik. Neu und aufwendig<br />

war auch eine glatte Tankoberfläche, wo sonst bisher ein<br />

Falz verlief, <strong>der</strong> sich beim Zusammenfügen aus zwei Tankhälften<br />

ergab. Allerdings war sie keineswegs perfekt: Kette<br />

und Fahrwerk verkrafteten <strong>die</strong> Motorleistung nicht wirklich<br />

gut, <strong>die</strong> Fe<strong>der</strong>ung war zu hart, eine ungenügende Dämpfung<br />

und <strong>die</strong> Ersatzteilversorgung hätte deutlich besser sein<br />

können. Trotzdem wurde <strong>die</strong> CB 750 zum Bestseller mit langen<br />

Lieferfristen und da sie preislich deutlich unter den Big<br />

Bikes <strong>der</strong> Konkurrenz angesiedelt war, brachte es Honda<br />

Kaufanträge in solcher Menge ein, das <strong>die</strong> Fertigung kaum<br />

hinterherkam. Im ersten Produktionsjahr baute Honda 7.414<br />

Exemplare, von 1970 bis 1971 bereits 77.000 und von 1972<br />

bis 1975 dann 63.500 Stück. Bis zum Produktionsende <strong>der</strong><br />

ersten 750er Serie 1978 wurden 553.100 Maschinen hergestellt.<br />

Die ersten Modelle hatten noch ein Motorgehäuse,<br />

welches im aufwendigen Sandguss-Verfahren hergestellt<br />

wurde. Diese Modelle sind heute wie<strong>der</strong>um sehr gesucht,<br />

ab Ende 1970 erfolgte <strong>die</strong> Umstellung auf maschinellen Kokillenguss.<br />

Nach Ende <strong>der</strong> Produktion 1978 ersetzte Honda<br />

sie durch <strong>die</strong> CB 750 K. Im Jahr 1993 versuchte <strong>die</strong> Marke<br />

mit <strong>der</strong> CB Sevenfifty wie<strong>der</strong> an <strong>die</strong>se erfolgreiche Zeit und<br />

den alten, ruhmreichen Namen anzuknüpfen. Diese Maschine<br />

wurde bis 2002 produziert.<br />

Beson<strong>der</strong>s <strong>die</strong> Motorrä<strong>der</strong> <strong>der</strong> ersten Serie, als Oldtimer in<br />

gutem Zustand, werden inzwischen zu einem Mehrfachen<br />

ihres ehemaligen Neupreises gewertet. Modelle im Originalzustand<br />

sind allerdings selten, was vor allem daran<br />

liegt, dass <strong>die</strong> 750er ein gutes Fundament <strong>für</strong> Umbau- und<br />

Tuningmaßnahmen bot.<br />

Eine cineastische Verewigung <strong>die</strong>ser Legende gelang im<br />

ersten Terminator-Film von 1984. Hier fuhr Arnold Schwarzenegger<br />

eine 1972er Maschine in etwas verän<strong>der</strong>tem Style<br />

und setzte ihr damit ein Denkmal.<br />

<strong>Ausgabe</strong> 3/20<strong>21</strong><br />

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