Königin des Nürburgrings 54 <strong>Ausgabe</strong> 3/20<strong>21</strong>
Eine echte Rennfahrerin hat ihr letztes Rennen verloren. Sabine Schmitz hinterlässt eine große Lücke in <strong>der</strong> Welt des Nürburgrings, <strong>der</strong> im Grunde ihr Zuhause war. Nach eigenen Schätzungen legte sie mehr als 30.000 Runden auf <strong>der</strong> legendären Nordschleife zurück und soll bei Testfahrten mit einem Serien-Ferrari sogar einmal an Michael Schumacher vorbeigerast sein. Als erste und einzige Frau gewann sie 1996 und 1997 den Gesamtsieg beim Klassiker »24-Stunden-Rennen« zusammen mit Johannes Scheid und Hans Widmann im BMW M3 mit dem Spitznamen »Eifelblitz«. 1998 holte sie zudem den Titel in <strong>der</strong> VLN. Geboren 1969 in Adenau unterhalb <strong>der</strong> Nürburg, konnte Sabine vom KIn<strong>der</strong>zimmer auf den Asphalt <strong>der</strong> Rennstrecke schauen. Aufgewachsen im elterlichen Hotel »Pistenklause«, in dem <strong>die</strong> Größen des Motorsports ein- und ausgingen und auch schon mal Mika Häkinnen auf dem Tisch tanzte, wie sie im Podcast »Alte Schule <strong>–</strong> Die goldene Ära des Automobils« verriet, unternahm sie ihre jungfräulichen Fahrten auf dem Ring noch ohne Führerschein und im Auto ihrer Mutter. Später dann mit Führerschein und den ersten Touristen an Bord. Frühe Rennen fuhr sie gemeinsam mit, aber auch gegen ihre ebenfalls <strong>motor</strong>sportbegeisterten Schwestern. Der erste große Erfolg war 1992 <strong>der</strong> Gewinn des Ford Fiesta Mixed Cup, doch zur Legende von heute wurde sie auf <strong>der</strong> Nordschleife. So wie im BMW-Ringtaxi, in dem sie mehr als 10 Jahre meist männlichen Mitfahrern im BMW M5 zeigte, was eine Harke ist. Die Geschichten und Anekdoten dazu hat sie immer wie<strong>der</strong> gerne auf Nachfrage in Interviews erzählt, viele Videos bei Youtube, gerade aus <strong>der</strong> Anfangszeit zeigen sichtlich überraschte Mitfahrer, <strong>die</strong> mit allem gerechnet hatten, nur nicht mit einer waschechten Rennfahrerin. Legendär war auch ihr Gastauftritt 2004 bei »Top Gear«, <strong>der</strong> sie mit einem Schlag international bekannt machte. Dem Mo<strong>der</strong>ator Jeremy Clarkson, <strong>der</strong> sich <strong>für</strong> einen begnadeten Rennfahrer hielt, nahm sie in seinem eigenen Jaguar S-Type Diesel auf <strong>der</strong> Nordschleife 47 Sekunden ab und kündigte an, <strong>die</strong>s auch mit einem Ford Transit zu schaffen. Es reichte nicht ganz, ein paar Sekunden fehlten, aber <strong>die</strong> Sympathien <strong>für</strong> Sabine schlugen auch bei <strong>der</strong> BBC voll durch. Ab sofort war sie Mo<strong>der</strong>atorin bei <strong>der</strong> berühmtesten Auto-Sendung <strong>der</strong> Welt und es folgten neben <strong>der</strong> Rennfahrerei zahlreiche TV-Auftritte. 2005 ging es dann mit ihrem neuen Lebenspartner und Hobbyrennfahrer Klaus »Frikadelli« Abbelen im Porsche 911 GT3 R an den Start. Gemeinsam gründeten sie den Rennstall »Frikadelli Racing«. 2008 konnte dann noch einmal, nicht zuletzt dank Sabines Fahrkünsten, ein dritter Rang beim 24-Stunden-Rennen belegt werden. Gemeinsam führten <strong>die</strong> beiden aber auch auf ihrer Eifel-Ranch in Barweiler echte Pferdestärken über <strong>die</strong> Weide. Und in Sabines »Saloon« gaben sich seit ihrem Erfolg bei »Top Gear« vor allem britische Touristen <strong>die</strong> Klinke in <strong>die</strong> Hand. Als entschleunigenden Ausgleich zur Rennerei fuhr Sabine gerne Traktor, kümmerte sich um ihre vielen Tiere auf <strong>der</strong> Ranch und ging ihrem Hobby, dem Westernreiten nach. Allerdings hat sie ihre Eifel nicht nur zu Lande erkundet: Seit 2004 besaß sie den Pilotenschein und zusammen mit Klaus Abbelen einen eigenen Helikopter Bell 407, <strong>der</strong> in einer Halle zwischen den Rennfahrzeugen auf seinen Einsatz wartete. Ihr Lachen und ihre Lebensfreude sind auf jedem Foto und in jedem Video zu spüren. Trotz eines 2017 festgestellten Karzinoms, kämpfte sie sich nach <strong>der</strong> Behandlung zurück ins Renncockpit und fuhr wie<strong>der</strong> Rennen. Im vergangenen Jahr kam dann <strong>der</strong> Krebs unaufhaltsam zurück. <strong>–</strong> Vor kurzem wurde <strong>der</strong> erste Linksknick nach dem ursprünglichen Start/Ziel-Bereich und noch vor <strong>der</strong> Zufahrt zum Hatzenbach nach Sabine Schmitz benannt. Zudem fuhr im Anschluss des Trainings <strong>der</strong> Tourenwagen-Legenden während des 24h-Rennens <strong>der</strong> legendäre „Eifelblitz“, mit Thomas Scheid am Steuer, in Gedenken an Sabine Schmitz eine Runde über <strong>die</strong> Nordschleife. Nach dem Start in <strong>der</strong> Boxengasse bildeten <strong>die</strong> Teams des 24h-Rennens ein Spalier. „Hoffentlich gibt es im Himmel eine Grüne Hölle“, wünschte ihr eine Kommentatorin unter einem Video. Dem Wunsch schließen wir uns an. Race In Peace, Sabine. Fotos: S.50 VLN Jan Bruck; S. 51 24h-Rennen Media <strong>Ausgabe</strong> 3/20<strong>21</strong> 55