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dreieinhalb Jahren mit einer Österreicherin

zusammen. Auch Isi und der

29-Jährige Alireza, Vize-Weltmeister im

Kickbox-Vollkontakt[ , der mittlerweile

selbst Shinergy-Trainer ist, sind mit

Österreicherinnen liiert. Nur Hussein,

mit seinen 18 Jahren der Jüngste, ist

noch Single. „Leider“, zuckt er mit den

Schultern. „Geh, du hast noch ur viel

Zeit“, reden ihm seine älteren Freunde

gut zu. Hussein absolviert gerade die

Camillo Sitte HTL und will später einmal

Baumeister werden. Sein größtes Ziel ist

es, einmal bei der Taekwondo-Weltmeisterschaft

für Österreich anzutreten.

Hussein, Khalegh und Isi sind

Asylberechtigte, Alireza ist noch Asylwerber.

Wie können sie dann offiziell für

Österreich Kämpfe antreten? Eigentlich

bräuchte man dafür ja die Staatsbürgerschaft,

aber für Staatsmeisterschaften

und das Nationalteam gibt es eine

Khalegh ist

Österreichischer

Staatsmeister

im

Kickboxen

Ausnahmeregelung. „Der Kickbox-Verbandspräsident

Harald Folladori hat das

extra für die Burschen ins Leben gerufen,

weil er unser Projekt unterstützt. Und so

konnten sich auch einige der Burschen

ins Nationalteam qualifizieren“, so Ronny

Kokert stolz.

„IN AFGHANISTAN GIBT ES

EINFACH KEIN LEBEN“

Isi, Alireza, Khalegh und Hussein haben

eine harte Flucht hinter sich. „Manche

Österreicher glauben, dass wir

hier mit Anzug und Krawatte in Kabul

Was sie wirklich

bemängeln, ist der

Umgang der Politik mit

Geflüchteten.

ins Flugzeug gestiegen sind und nach

Österreich gekommen sind”, sagt Isi

mit einem traurigen Schmunzeln im

Gesicht. „Dabei ist das so: Du steigst in

dieses Boot und weißt nicht, ob du am

Ende noch lebst. Viele meiner Freunde,

darunter auch mein bester Freund, sind

auf der Flucht gestorben. Viele sind

einfach verdurstet. Ich habe damals

meiner Mama gesagt: Schau mich genau

an, vielleicht sehen wir uns nie wieder.”

Es ist nun sechs Jahre her, dass Isi seine

Familie das letzte Mal gesehen hat.

Seinen kleinen Bruder hat er noch nie

kennengelernt. Isis Familie ist momentan

in Bosnien untergebracht. Er hofft, dass

sie bald wieder vereint sind. Isi vermisst

am meisten die afghanische Gastfreundschaft

und seine Familie. „Ich hatte in

Kabul eine top Arbeit. Ich war Küchenhilfe

bei einer Institution der EU. Ich hatte

sogar einen AMG!“, erzählt er stolz. Aber

wenn das Land nicht sicher ist, will man

dort keine Sekunde länger als notwendig

bleiben. „In Afghanistan gibt es einfach

kein Leben”, sagt Alireza nachdenklich.

Vor allem aber nicht für die Frauen.

„ALLES, WAS MIT FRAUEN

ZU TUN HAT, MACHT

MAN IN AFGHANISTAN

HEIMLICH.“

„Frauen in Afghanistan haben einfach

keine Stimme. Sie sind unterdrückt und

dürfen fast nichts“, erklärt Alireza. „Ich

finde das schön, dass in Österreich

Frauen und Männer dieselben Rechte

Alireza, Vize-Staatsmeister

im Kickbox-Vollkontakt

42 / RAMBAZAMBA /

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