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Fjord und Schlei maritim 04/2021

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Historisches aus dem<br />

Stadtarchiv Kappeln<br />

Text <strong>und</strong><br />

Fotos:<br />

Peter Wengel/<br />

Stadtarchiv<br />

Kappeln<br />

Kappelner auf<br />

großer Fahrt<br />

Schoner »Emanuel« aus Cappeln, gebaut 1865, Kapitän Rasewitz.<br />

Das erste Dampfschiff auf der <strong>Schlei</strong> um 1848. Raddampfer »Schley«. Stich von M. Kurz<br />

Es ist zwar überliefert, dass die Kappelner<br />

bereits in frühester Zeit neben dem<br />

Fischfang der Seefahrt sehr zugetan<br />

waren, jedoch sind außer dem Bericht<br />

über die kühne Fahrt der beiden Schiffer<br />

Hans Thieß <strong>und</strong> Jan Gerth in die Türkei<br />

im Jahre 1666 keine weiteren Nachrichten<br />

über Einzelheiten erhalten. Leider<br />

gibt es über diese Reise keine Urk<strong>und</strong>en<br />

oder Unterlagen.<br />

Man darf annehmen, dass die Seefahrt<br />

in den Jahren darauf infolge der nordischen<br />

Kriege auch für Kappelner Schiffe<br />

mit allerlei Gefahren verb<strong>und</strong>en war.<br />

Auch produzierten infolge dieser Kriege<br />

viele Güter kaum genug, so dass man<br />

kaum nennenswerte Überschüsse erzielen<br />

konnte.<br />

Der Wasserweg war damals selbst mit<br />

kleinen Schiffen der bequemste <strong>und</strong> der<br />

billigste. Kappelner Schiffer beförderten,<br />

namentlich in der Blütezeit des Fleckens,<br />

die mit Ende des Nordischen Krieges<br />

1721 begann, meist hochwertige Waren,<br />

wozu neben den Räucherheringen<br />

vornehmlich Produkte aus den landwirtschaftlichen<br />

Großbetrieben aus Kappeln<br />

<strong>und</strong> Umgebung gehörten, insbesondere<br />

Butter, Käse, Fleisch <strong>und</strong> Wurstwaren.<br />

In erster Linie setzte damals der Handel<br />

mit der wachsenden dänischen Hauptstadt<br />

Kopenhagen in starkem Maße ein.<br />

Die Kappelner Schiffer beförderten die<br />

Waren im Auftrag der Gutsherren, den<br />

größten Teil aber kauften sie bereits als<br />

die so genannten Veredelungsprodukte<br />

auf <strong>und</strong> fuhren auf eigene Rechnung. Ein<br />

Teil dieser Schiffe <strong>und</strong> ihre Eigner bzw.<br />

Kapitäne aus den Jahren um 1753 sind<br />

namentlich bekannt <strong>und</strong> sollen hier kurz<br />

erwähnt werden: »Die Krone« (Lorenz<br />

Asmussen), »Frau Christine« (Johann<br />

Friedrich Ottsen), »Frau Anna« (Hinrich<br />

Daniel Lorentzen), »Der junge Tobias«<br />

(Johannes Hinrich Otto), »Die Hoffnung«<br />

(Carl Albrecht <strong>und</strong> Bernd Viereck), »Der<br />

ringende Jacob«. Mit dem Eintritt in<br />

das Zeitalter der Technisierung, der Erfindung<br />

der Dampfmaschine, erwiesen<br />

sich die Kappelner Segler als nicht mehr<br />

konkurrenzfähig.<br />

Die nach dem Kriege 1864 erfolgte<br />

Loslösung der Herzogtümer von Dänemark<br />

veranlasste diese, sich auf die eigene<br />

Landwirtschaft zu besinnen. Damit<br />

brachen die einst so regen Wirtschaftsbeziehungen<br />

zum Norden ab, der Handel<br />

unseres Flecken Kappeln begann zu<br />

stagnieren <strong>und</strong> die einst so stolze Flotte<br />

der Segelschiffe, die in ihrer Blütezeit im<br />

Zolldistrikt Kappeln – hierzu gehörten<br />

auch Arnis <strong>und</strong> Maasholm – 157 Fahrzeuge<br />

umfasste, schmolz bis zum Jahr 1875<br />

auf 34 in Kappeln beheimatete Schiffe<br />

zusammen. 1884 waren es nur noch 14<br />

<strong>und</strong> im Jahre 1900 schließlich nur noch<br />

zwei, von denen das eine 1907 nach<br />

Ekens<strong>und</strong> verkauft wurde, das andere<br />

machte keine Fahrt mehr.<br />

Einer der letzten Segelschiff-Kapitäne<br />

Kappelns war Hinrich Christoph Rasewitz,<br />

der 1844 in einem kleinen Haus<br />

gegenüber des heutigen »<strong>Schlei</strong>boten«<br />

geboren wurde. Bereits mit 14 Jahren<br />

ging er zur See. 1870, mit 26 Jahren,<br />

erwarb Rasewitz das damals vom Norddeutschen<br />

B<strong>und</strong> erteilte Zertifikat, ein<br />

Segelschiff als Kapitän zu führen. Er war<br />

Eigner des Zweimastschoners »Emanuel«.<br />

Mit diesem Schiff unternahm er viele<br />

weite Reisen, sogar bis nach Kalkutta in<br />

Indien. Den Schoner hat Rasewitz, als<br />

er heiratete, verkauft. Bereits ein Jahr<br />

später ist das Schiff mit Mann <strong>und</strong> Maus<br />

gesunken.<br />

Schon sehr früh wurden auf der <strong>Schlei</strong><br />

Dampfschiffe eingesetzt. Wann die ersten<br />

in Kappeln beheimatet waren, ist<br />

nicht bekannt, aber man weiß, dass König<br />

Friedrich VI. von Dänemark im Sommer<br />

1831 mit einem solchen Dampfschiff<br />

Kappeln passiert hat. In der Mitte<br />

des 19. Jahrh<strong>und</strong>ert verkehrte hier der<br />

Raddampfer »Schley« <strong>und</strong> etwas später<br />

die zu Kappeln gehörige »Merkur«, unter<br />

Kapitän Schnittger.<br />

Als Ersatz für die unterbrochene Kopenhagener<br />

Route wurde eine Dampferlinie<br />

von Spediteur <strong>und</strong> Makler Konsul<br />

Möller aus der Mühlenstraße ins Leben<br />

gerufen, um landwirtschaftliche Erzeugnisse<br />

nach Kiel <strong>und</strong> in den Süden zu<br />

transportieren. Eine zweite Dampferlinie<br />

wurde in den 90er Jahren gegründet, so<br />

dass abwechselnd die »Concordia« <strong>und</strong><br />

die »Herzog Friedrich« an der Dampferanlegestelle<br />

»Dampfschiffpavillon« festmachten.<br />

Um die Jahrh<strong>und</strong>ertwende stellte eine<br />

weitere Linie, nun mit einem Motorboot,<br />

genannt »de Motor«, die Verbindung<br />

nach Maasholm <strong>und</strong> im Sommer nach<br />

<strong>Schlei</strong>münde her.<br />

Seite 12 - <strong>Fjord</strong> & <strong>Schlei</strong> <strong>maritim</strong> <strong>04</strong>/21

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