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Historisches aus dem<br />
Stadtarchiv Kappeln<br />
Text <strong>und</strong><br />
Fotos:<br />
Peter Wengel/<br />
Stadtarchiv<br />
Kappeln<br />
Kappelner auf<br />
großer Fahrt<br />
Schoner »Emanuel« aus Cappeln, gebaut 1865, Kapitän Rasewitz.<br />
Das erste Dampfschiff auf der <strong>Schlei</strong> um 1848. Raddampfer »Schley«. Stich von M. Kurz<br />
Es ist zwar überliefert, dass die Kappelner<br />
bereits in frühester Zeit neben dem<br />
Fischfang der Seefahrt sehr zugetan<br />
waren, jedoch sind außer dem Bericht<br />
über die kühne Fahrt der beiden Schiffer<br />
Hans Thieß <strong>und</strong> Jan Gerth in die Türkei<br />
im Jahre 1666 keine weiteren Nachrichten<br />
über Einzelheiten erhalten. Leider<br />
gibt es über diese Reise keine Urk<strong>und</strong>en<br />
oder Unterlagen.<br />
Man darf annehmen, dass die Seefahrt<br />
in den Jahren darauf infolge der nordischen<br />
Kriege auch für Kappelner Schiffe<br />
mit allerlei Gefahren verb<strong>und</strong>en war.<br />
Auch produzierten infolge dieser Kriege<br />
viele Güter kaum genug, so dass man<br />
kaum nennenswerte Überschüsse erzielen<br />
konnte.<br />
Der Wasserweg war damals selbst mit<br />
kleinen Schiffen der bequemste <strong>und</strong> der<br />
billigste. Kappelner Schiffer beförderten,<br />
namentlich in der Blütezeit des Fleckens,<br />
die mit Ende des Nordischen Krieges<br />
1721 begann, meist hochwertige Waren,<br />
wozu neben den Räucherheringen<br />
vornehmlich Produkte aus den landwirtschaftlichen<br />
Großbetrieben aus Kappeln<br />
<strong>und</strong> Umgebung gehörten, insbesondere<br />
Butter, Käse, Fleisch <strong>und</strong> Wurstwaren.<br />
In erster Linie setzte damals der Handel<br />
mit der wachsenden dänischen Hauptstadt<br />
Kopenhagen in starkem Maße ein.<br />
Die Kappelner Schiffer beförderten die<br />
Waren im Auftrag der Gutsherren, den<br />
größten Teil aber kauften sie bereits als<br />
die so genannten Veredelungsprodukte<br />
auf <strong>und</strong> fuhren auf eigene Rechnung. Ein<br />
Teil dieser Schiffe <strong>und</strong> ihre Eigner bzw.<br />
Kapitäne aus den Jahren um 1753 sind<br />
namentlich bekannt <strong>und</strong> sollen hier kurz<br />
erwähnt werden: »Die Krone« (Lorenz<br />
Asmussen), »Frau Christine« (Johann<br />
Friedrich Ottsen), »Frau Anna« (Hinrich<br />
Daniel Lorentzen), »Der junge Tobias«<br />
(Johannes Hinrich Otto), »Die Hoffnung«<br />
(Carl Albrecht <strong>und</strong> Bernd Viereck), »Der<br />
ringende Jacob«. Mit dem Eintritt in<br />
das Zeitalter der Technisierung, der Erfindung<br />
der Dampfmaschine, erwiesen<br />
sich die Kappelner Segler als nicht mehr<br />
konkurrenzfähig.<br />
Die nach dem Kriege 1864 erfolgte<br />
Loslösung der Herzogtümer von Dänemark<br />
veranlasste diese, sich auf die eigene<br />
Landwirtschaft zu besinnen. Damit<br />
brachen die einst so regen Wirtschaftsbeziehungen<br />
zum Norden ab, der Handel<br />
unseres Flecken Kappeln begann zu<br />
stagnieren <strong>und</strong> die einst so stolze Flotte<br />
der Segelschiffe, die in ihrer Blütezeit im<br />
Zolldistrikt Kappeln – hierzu gehörten<br />
auch Arnis <strong>und</strong> Maasholm – 157 Fahrzeuge<br />
umfasste, schmolz bis zum Jahr 1875<br />
auf 34 in Kappeln beheimatete Schiffe<br />
zusammen. 1884 waren es nur noch 14<br />
<strong>und</strong> im Jahre 1900 schließlich nur noch<br />
zwei, von denen das eine 1907 nach<br />
Ekens<strong>und</strong> verkauft wurde, das andere<br />
machte keine Fahrt mehr.<br />
Einer der letzten Segelschiff-Kapitäne<br />
Kappelns war Hinrich Christoph Rasewitz,<br />
der 1844 in einem kleinen Haus<br />
gegenüber des heutigen »<strong>Schlei</strong>boten«<br />
geboren wurde. Bereits mit 14 Jahren<br />
ging er zur See. 1870, mit 26 Jahren,<br />
erwarb Rasewitz das damals vom Norddeutschen<br />
B<strong>und</strong> erteilte Zertifikat, ein<br />
Segelschiff als Kapitän zu führen. Er war<br />
Eigner des Zweimastschoners »Emanuel«.<br />
Mit diesem Schiff unternahm er viele<br />
weite Reisen, sogar bis nach Kalkutta in<br />
Indien. Den Schoner hat Rasewitz, als<br />
er heiratete, verkauft. Bereits ein Jahr<br />
später ist das Schiff mit Mann <strong>und</strong> Maus<br />
gesunken.<br />
Schon sehr früh wurden auf der <strong>Schlei</strong><br />
Dampfschiffe eingesetzt. Wann die ersten<br />
in Kappeln beheimatet waren, ist<br />
nicht bekannt, aber man weiß, dass König<br />
Friedrich VI. von Dänemark im Sommer<br />
1831 mit einem solchen Dampfschiff<br />
Kappeln passiert hat. In der Mitte<br />
des 19. Jahrh<strong>und</strong>ert verkehrte hier der<br />
Raddampfer »Schley« <strong>und</strong> etwas später<br />
die zu Kappeln gehörige »Merkur«, unter<br />
Kapitän Schnittger.<br />
Als Ersatz für die unterbrochene Kopenhagener<br />
Route wurde eine Dampferlinie<br />
von Spediteur <strong>und</strong> Makler Konsul<br />
Möller aus der Mühlenstraße ins Leben<br />
gerufen, um landwirtschaftliche Erzeugnisse<br />
nach Kiel <strong>und</strong> in den Süden zu<br />
transportieren. Eine zweite Dampferlinie<br />
wurde in den 90er Jahren gegründet, so<br />
dass abwechselnd die »Concordia« <strong>und</strong><br />
die »Herzog Friedrich« an der Dampferanlegestelle<br />
»Dampfschiffpavillon« festmachten.<br />
Um die Jahrh<strong>und</strong>ertwende stellte eine<br />
weitere Linie, nun mit einem Motorboot,<br />
genannt »de Motor«, die Verbindung<br />
nach Maasholm <strong>und</strong> im Sommer nach<br />
<strong>Schlei</strong>münde her.<br />
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