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Hochgefühle 03 2021

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Seite 18<br />

HOCHGEFÜHLE – DAS MAGAZIN DES KLAGENFURTER ALPENVEREINS<br />

Die vergessenen<br />

Steintiere in<br />

Moggessa di là<br />

Dörfer von Moggio<br />

Udinese<br />

Nicht umsonst gilt die 15 km lange Wanderung über die drei Bergdörfer<br />

Moggessa di Quà, Moggessa di Là und Stavoli als eine der schönsten<br />

und außergewöhnlichsten Tageswanderungen in Friaul. Die Tour<br />

beginnt beim 1119 gegründeten Kloster in Moggio Udine di sopra.<br />

Und gleich entspinnt sich eine Diskussion darüber, ob diese Dörfer<br />

nicht nur für den Gemüseanbau des Klosters gegründet wurden, sondern<br />

auch später als entlegene Orte für die heimlichen Kinder der<br />

Mönche dienten.<br />

die alles wieder zurückgewinnen möchte. Der nun<br />

folgende, recht steile Abstieg zum Torrente Glagno<br />

lässt uns immer wieder innehalten, denn bei den<br />

grandiosen Ausblicken muss einfach angehalten und<br />

ausgiebig geschaut werden. Pittoreske Felsen mit<br />

bonsaiähnlichen Kiefern wirken wie kunstvoll konzipierte,<br />

asiatische Landschaftsgärten. In China wären<br />

einige dieser eindrucksvollen Felsformationen sicher<br />

mit poetischen Namen bedacht worden, um die besondere<br />

Schönheit dieses Landstrichs zu unterstreichen.<br />

Unten angekommen gibt es erst einmal ein<br />

ausgelassenes Bad in dem kristallklaren, aber eiskalten<br />

Wasser. Die Aussicht auf die schroffen, umgebenden<br />

Felsen lässt uns auch hier länger verweilen.<br />

Spätestens jetzt merken wir, dass wir mit den veranschlagten<br />

sechs Stunden für diese Wanderung nicht<br />

auskommen, denn zu viele Verlockungen lassen uns<br />

genießerisch verweilen. Am Ende der Badezeit durchwarten<br />

wir den Fluss, um den steilen Anstieg (ca.45<br />

Min.) 30 m flussabwärts nach Stavoli zu beginnen,<br />

dem letzten und größten Bergdorf. Da es mit einem<br />

Seilaufzug ausgestattet ist, konnte es durchweg mit<br />

Nahrungsmitteln und Baumaterial versorgt werden.<br />

So finden sich hier die meisten noch bewohnten<br />

Häuser, mit z. T. aufwändigen Stuckarbeiten sowie<br />

gepflasterte Gässchen im Ortskern. Wir bewundern<br />

das gepflegte Geburtshaus des friulanischen Dichters<br />

Egiziano Pugnetti und suchen beim Brunnen am alten<br />

Waschplatz nach dem beschriebenen Hauch von Jugendstil.<br />

Beim Verlassen des Dorfes durchstreifen wir<br />

zunächst wunderschöne Wiesen mit idyllischen Gemüsegärten<br />

und Obstbäumen. Dann wenden wir uns<br />

wieder auf steilem Weg ins Tal des Torrente Glagno<br />

ab, um dem spektakulären Flussbett auf einem bequemen<br />

Weg folgend bis nach Campiolo die Sopra zu<br />

gehen. Von dort gelangen wir über eine ruhige Straße<br />

bis zum Fuß des Klosters, unserem Ausgangspunkt,<br />

den wir über einen kurzen Treppenpfad in 15 Minuten<br />

erreichen.<br />

Nach einer fast achtstündigen „Genusswanderung“<br />

inklusive 850 m Anstiegen lassen wir den ereignisreichen<br />

Tag in einem mit Weinreben überdachten Gastgarten<br />

mit den besten Pizzen von Friaul ausklingen.<br />

Bericht: Katharina Genau-Zweifel<br />

Sie sind bis heute autofrei geblieben und abgesehen<br />

von Stavoli nur über alte Maultierpfade zu erreichen.<br />

Kaum haben wir Moggio Udinese über die Via Riu verlassen,<br />

beginnt der erste steile Serpentinen-Aufstieg<br />

zu einem Sattel, von dem es über einen alten, mit<br />

Steinen umsäumten Kulturpfad bis nach Moggessa<br />

di Quà geht. Der wilde Mischwald schützt uns weitestgehend<br />

vor der sengenden Sonne. Überall sind<br />

botanische Kostbarkeiten zu entdecken: violette Iris,<br />

Orchideen, Teufelskrallen und vieles mehr werden<br />

uns den ganzen Tag begleiten. Nach rund 1 ½ Stunden<br />

erreichen wir Moggessa di Quà. Aufgeschichtete<br />

Steinfiguren begrüßen uns am Eingang, ebenso wie<br />

der Duft blühenden Holunders. Obgleich die drei<br />

Dörfer nach dem verheerenden Erdbeben von 1976<br />

verlassen wurden, gibt es in den malerischen Ruinen<br />

das eine oder andere liebevoll restaurierte Haus zu<br />

entdecken, das zumindest im Sommer bewohnt wird.<br />

Um das nahe gelegene Moggessa di Là nach einer<br />

halben Stunde zu erreichen, gilt es eine Schlucht zu<br />

umgehen, die wunderschöne Ausblicke auf die umgebende<br />

Bergwelt gewährt. Bei dem kleinen Kirchlein<br />

wird gerastet, während wir das gesamte Dorf erkunden<br />

und zwei Brunnen mit erfrischendem Wasser<br />

finden. Sorgfältig gestaltete Tür- und Fenstereinfassungen<br />

beeindrucken selbst in der Ruinenlandschaft.<br />

Die wenigen bewohnten Einzelhäuser wirken wie<br />

trotzige Bastionen gegen eine überbordende Natur,<br />

Jausenpause vor der Kirche in Moggessa di quà<br />

Brücke über dem Torrente Glagno mit Wanderguide: Ingrid U., und Teilnehmern dieser Wanderung

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