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TITELTHEMA<br />

DAS FORSCHUNGSPROJEKT<br />

„Zeitarbeitsfirmen im Wandel zur Beschäftigungsindustrie?“<br />

Im Rahmen des Forschungsprojekts werden Dokumente wie Veröffentlichungen von<br />

nationalen und internationalen Verbänden und einzelnen Firmen ausgewertet und Geschäftsmodelle<br />

analysiert. Dazu finden Interviews mit Branchenexperten, Wissenschaftlern,<br />

Verbandsvertretern und Firmen statt. Das Team von Prof. Pongratz hat beispielsweise mit<br />

Betriebsräten und Managern von Randstad und Adecco, aber auch mit dem iGZ-Bundesvorsitzenden<br />

Christian Baumann gesprochen. Weitere Gespräche mit Vertretern von digitalen<br />

Dienstleistungsanbietern wie LinkedIn, Xing, Stepstone und Kununu sind geplant. Das Projekt<br />

läuft bis Mitte 2022.<br />

Sie sprechen vor allem von großen Unternehmen,<br />

die natürlich auch einen ganz anderen finanziellen<br />

Spielraum und andere Möglichkeiten haben.<br />

Inwieweit ist denn Ihre Forschung auch für kleinere<br />

und mittelständische Firmen in der Branche<br />

interessant?<br />

Es ist immer gut, die Großen zu beobachten. Der Blick<br />

sollte aber verstärkt auf die neuen digitalen Player der<br />

Branche fallen, die bisher wenig beachtet werden: Welche<br />

Rolle spielen beispielsweise LinkedIn, Glassdoor<br />

oder Indeed – oder in Deutschland Xing, Stepstone oder<br />

Twago? Inwieweit für Mittelständler eine vergleichbare<br />

Diversifizierungsstrategie sinnvoll ist, da wäre ich vorsichtig<br />

– zum einen weil dafür oft die finanziellen Mittel<br />

fehlen, aber auch wegen der für die neuen Felder erforderlichen<br />

Kompetenzen. Und was unsere Forschungen<br />

auch zeigen: Selbst die Großen stoßen mit ihren<br />

Diversifizierungsstrategien auf erhebliche Schwierigkeiten.<br />

Personalvermittlung als Geschäftsfeld wächst auch<br />

nicht unbegrenzt: Zwar steigt die Nachfrage aufgrund<br />

des Fachkräftemangels, aber die Konkurrenz unter den<br />

Anbietern ist groß. Zeitarbeitsfirmen haben es schwer,<br />

im Feld der Personalvermittlung Fuß zu fassen, weil<br />

sie ein schlechtes Image haben – aufgrund der gesellschaftlichen<br />

Bewertung von Zeitarbeit als prekäre Beschäftigung<br />

vor allem im niedrig qualifizierten Bereich.<br />

Da ist es gar nicht so einfach, sich als kompetenter<br />

Personalvermittler darzustellen. Es gibt freilich andere<br />

Strategien, mit diesen Entwicklungen umzugehen.<br />

Welche denn?<br />

Die großen Unternehmen wie Randstad und Adecco<br />

kaufen kleinere Anbieter aus diversen Geschäftsfeldern –<br />

Personalvermittlungen oder Plattformen. Sie haben aber<br />

oft Schwierigkeiten, diese zu integrieren. Für Mittelständler<br />

bietet sich vielmehr an, mit anderen spezialisierten<br />

Unternehmen zu kooperieren, zum Beispiel als<br />

Zeitarbeitsfirma mit einer Freelancer-Agentur, mit einer<br />

Online-Vermittlung oder mit Personalvermittlungen, weil<br />

diese das nötige Spezialwissen mitbringen. Gemeinsam<br />

im Verbund könnte man dann ein diversifiziertes Angebot<br />

machen. Eine zweite Strategie, die meines Erachtens<br />

noch viel zu wenig diskutiert wird, die aber längerfristig<br />

erfolgsversprechend sein könnte, ist die Qualifizierung<br />

der eigenen Mitarbeiter – auch all jener, die im Einsatz<br />

beim Kunden sind. Denn der Fachkräftemangel wird sich<br />

nicht durch Personalvermittlung auflösen lassen. Gesellschaftlich<br />

stehen wir vor der Herausforderung: Wir brauchen<br />

mehr Fachkräfte. Das Problem lässt sich nur zum<br />

Teil durch Einwanderung lösen. Die Qualifizierung der<br />

eigenen Leute wäre ein guter Weg für die Zeitarbeitsbranche,<br />

um das Angebot an Fachkräften zu sichern, so<br />

auch ein besseres Image zu erlangen und sich vielleicht<br />

sogar als Dienstleister für Qualifizierung zu etablieren.

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