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Z direkt! <strong>03</strong>/<strong>2021</strong> TITELTHEMA 7 Schon in der Antike zog der griechische Philosoph Heraklit großen Nutzen aus dem Fortschritt seiner Zeit. Heraklit setzte sich über das oft gehörte „Das haben wir schon immer so gemacht!“ hinweg, stellte die Ordnung der Welt infrage und hörte auf, seine Gedanken mühevoll in Tontafeln zu ritzen: Er schrieb sie mit Tinte auf Papyrus. Für die Menschen in der Antike war diese Innovation epochal – ähnlich epochal wie für uns Internet, Multimedia und Digitalisierung, die Nachfolger des geschriebenen Wortes auf Papier. Heraklits Erkenntnis von vor zweieinhalb Tausend Jahren gilt heute wie damals: „Nichts ist so beständig wie der Wandel.“ Oder etwas moderner mit den Worten von Sänger Herbert Grönemeyer ausgedrückt: „Stillstand ist der Tod, geh voran, bleibt alles anders.“ Wir schreiben das Jahr <strong>2021</strong>: Die Menschheit kämpft weiter gegen die Ausbreitung des Coronavirus‘, das veränderte Klima führt zu Hochwasserkatastrophen wie in der Eifel, die Ära Merkel als Regierungschefin endet, Kinder fragen im Wahlkampf, ob eigentlich auch ein Mann Bundeskanzler werden kann. Kurzarbeit, Homeoffice, Homeschooling oder doch wieder Lernen in der Schule – unsere heutige Welt ist eine Welt mit vielen Herausforderungen und wir müssen lernen, mit diesen zu leben. Auch die Zeitarbeitsbranche. Die Rahmenbedingungen – wie etwa seit April durch das neue Arbeitsschutzkontrollgesetz und das Verbot der Zeitarbeit in der Fleischindustrie – ändern sich und auch die Anforderungen. Ein Beispiel: Mit der voranschreitenden Digitalisierung und der Einführung neuer Technologien besonders in der Fahrzeugindustrie sind die benötigten Fähigkeiten von Arbeitskräften andere als noch vor 15 Jahren. Und die Nachfrage nach Arbeitskräften ist hoch: Allein zwischen Januar und Juni schrieben Personaldienstleister laut dem Personalmarktforschungsinstitut index Research mit rund 1,5 Millionen die meisten Stellenangebote aus. Somit kamen mehr als ein Drittel aller Jobangebote in der ersten Hälfte dieses Jahres aus der Zeitarbeitsbranche – dem Frühindikator der Wirtschaft. In der ersten Jahreshälfte <strong>2021</strong> veröffentlichten laut index Research Unternehmen und öffentliche Einrichtungen in Deutschland 18 Prozent mehr Stellen als im Vorjahreszeitraum. Das macht Mut. Vor allem Fachkräfte im Bauwesen und Handwerk und in den technischen Berufen wie Architekten und Ingenieure sind gefragt. Doch der Markt ist eng, viele Zeitarbeitsunternehmen möchten vermitteln – doch das Personal fehlt. Einige, überwiegend große Unternehmen der Branche suchen daher nach anderen Wegen, Mitarbeiter zu rekrutieren, beispielsweise indem sie Online-Stellenbörsen und Freelancer-Plattformen kaufen, neue Kooperationen eingehen und sich mit ihren Betätigungsfeldern breiter aufstellen. Ein Vorgehen, von dem sich auch kleine und mittelständische Unternehmen Positives abgucken können. Eine wichtige Rolle bei der Professionalisierung der Branche spielen auch die Weiterbildung und Qualifizierung der Mitarbeiter, die immer mehr in den Fokus rücken und für die es verschiedene Förderungsmöglichkeiten gibt. Dazu wird das Thema Nachhaltigkeit zunehmend zum Unterscheidungsfaktor, der für eine Bewerberentscheidung oder einen Kundenauftrag den Ausschlag gibt. Gerade hier können sich Personaldienstleister positionieren, beispielsweise mit einem Bericht zu ihrer Corporate Social Responsibility (CSR), also zur Verantwortung gegenüber Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt. Der iGZ macht es Ihnen als Mitglied leichter – mit Tipps für Ihren CSR-Bericht. Der Verband stattet Sie gern mit einem speziellen CSR- Starter- oder -Profi-Logo für Ihre Außendarstellung aus. Die Coronapandemie scheint sich abzuschwächen, auch wenn die Sorge vor einer weiteren Welle groß ist. Rund 63 Prozent der Menschen in Deutschland sind vollständig geimpft, viele Einschränkungen des alltäglichen Lebens konnten gelockert werden. Das ermöglicht dem iGZ auch wieder, seinen Mitgliedern einen Austausch und ein Netzwerken vor Ort anzubieten. Zur ersten Präsenzveranstaltung nach nahezu eineinhalb Jahren – zur PERSONAL.PRAXIS.WEST. – kamen gut 60 Mitglieder nach Dortmund, eine Vielzahl schaltete sich digital zu. Nicht nur die Mitglieder im hohen Norden hoffen auf ein Treffen im Herbst. Was dann möglich sein wird, bleibt abzuwarten - genauso wie sich die Parteien nach der Bundestagswahl zusammenfinden und welche Leitplanken sie für die Zeitarbeitsbranche legen werden. Nicht alles, was die neue Zeit mit sich bringt, ist schlecht. Vielmehr sind wir es, die gezwungen sind, sich zu verändern. Veränderungen sind nur dann negativ, wenn wir sie nicht aktiv mitgestalten. Das Jahr <strong>2021</strong> ist ein Jahr des Wandels, die Zeitarbeitsbranche sollte die Chance nutzen, voranzugehen. Denn: Bleibt alles anders. SaS