Zdirekt! 03-2021
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TITELTHEMA<br />
Eine Tasse Kaffee passt nicht<br />
durch den Bildschirm<br />
Die Normalität kehrt allmählich in die Büros der Personaldienstleister zurück – aber<br />
das Personal auch? Die iGZ-Mitgliedsunternehmen sehen neue Chancen, aber auch<br />
die Gefahr, alte Stärken könnten verloren gehen. Ohne den persönlichen Kontakt<br />
zweifelt mancher daran, noch im richtigen Beruf tätig zu sein.<br />
Eine Person wirklich kennenlernen und ihr ein Willkommensgefühl<br />
zu geben – das funktioniert am besten<br />
gemeinsam an einem Tisch statt über zwei Monitore.<br />
„Ich kann ihm die Tasse Kaffee zur Begrüßung nicht<br />
durch den Bildschirm reichen“, erklärt Daniel Recknagel<br />
sein Problem mit Videokonferenzen. Der Betriebsleiter<br />
der ZAC Personalservice GmbH hat im eigenen<br />
Unternehmen Homeoffice aufgrund der Pandemielage<br />
eingeführt – in einigen Bereichen wie der internen<br />
Kommunikation oder bei Kundengesprächen soll es<br />
auch so bleiben. Das persönliche Bewerbergespräch<br />
mit Zeitarbeitnehmern bleibe aber der goldene Standard.<br />
„In unserer Branche kann Homeoffice nur ein<br />
vorrübergehendes Mittel sein.“ Für ihn gehe es beim<br />
Personalmanagement darum, die Bewerber davon zu<br />
überzeugen, dass sie bei ihm im Unternehmen richtig<br />
sind. Recknagel erinnert sich an Bewerber, die mit ihren<br />
Familien in das Unternehmen kamen. Er vermisse das<br />
Gefühl, diese Menschen mit offenen Armen zu empfangen<br />
und ihnen ein berufliches Zuhause zu geben.<br />
Doch nicht jeder kann oder will seine Familie zum Bewerbungsgespräch<br />
mitnehmen – für diese Menschen<br />
bieten die digitalen Möglichkeiten komplett neue<br />
Chancen in der Arbeitswelt. Das erkannte auch Karl<br />
Nothaft, Geschäftsführung der AIDe GmbH Personal-<br />
Service: „Gerade mit Kindern ist es wichtig, auch von zu<br />
Hause arbeiten zu können.“ Aus der Pandemie zieht er<br />
die Lehre, seinen Mitarbeitenden flexible Arbeitszeiten<br />
passend zu ihren Lebenssituationen anzubieten. Rund<br />
ein Drittel der Beschäftigten beim iGZ-Mitgliedsunternehmen<br />
arbeitet einige Tage pro Woche mobil von zu<br />
Hause – jedoch maximal ein Drittel der Arbeitszeit. Der<br />
Großteil der Belegschaft sieht das positiv und möchte<br />
wieder ins Büro, berichtet Nothaft: „Die Beziehung der<br />
Kollegen untereinander leidet, wenn man sich nicht<br />
sieht. Es geht nicht nur darum, stupide seine Aufgaben<br />
abzuarbeiten, sondern auch mal zu plaudern und Infos<br />
am Rande mitzukriegen.“ Wie viele andere Personaldienstleister<br />
wünscht sich Nothaft wieder persönliche<br />
Jobinterviews: „Das Bewerbergespräch vis-à-vis ist ein-