Der Augustdorfer: Lebensgeschichte einer Augustdorferin
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Kunterbuntes<br />
Als Oma und Opa in Detmold waren<br />
Es ist schon einige Zeit her. Omas Bericht.<br />
Unser Vatter und ich, wir waren noch nie in Detmold gewesen.<br />
Eines Tages haben wir uns aufgerafft und sind<br />
nach Detmold gefahren. Wir kamen auch glücklich an. Als<br />
wir auf dem Bahnsteig standen, sah ich ein Schild, da<br />
stand darauf “ Ge-leise“. Ich war ganz aufgeregt und sag<br />
zum Vatter: „Mensch, zieh deine Schuhe aus, hier muss<br />
man leise gehen, da auf dem Schild steht “Geh-leise“. Unser<br />
Vatter und ich ziehen unsere Schuhe aus und so kamen<br />
wir in Socken bei C+A an. Ich wollte mir nämlich einen<br />
Regenschirm kaufen. Am Eingang stand ein f<strong>einer</strong> Herr.<br />
Ich sag zu ihm: “Guten Tag Herr C+A ich wollte einen Regenschirm<br />
kaufen“. <strong>Der</strong> Herr sagt: „Ersten Stock“. Quatsch<br />
denke ich und gehe auf den ersten Verkaufsstand zu und<br />
frage nach einem Schirm. „Ersten Stock“, sagt die Verkäuferin,<br />
und so geht mir das an mehreren Verkaufsständen.<br />
Ich sag zum Vadder: „Hier ist es wie verhext, hier kannste<br />
keinen Schirm kaufen, musste erst einen Stock kaufen.<br />
Nun gehen wir beide weiter durch die Stadt. Ich sag zum<br />
Vatter. „wir wollen doch noch einen Spiegel kaufen“. Nach<br />
lagen suchen fanden wir auch das richtige Geschäft. Den<br />
Spiegel hatten wir schnell ausgesucht. <strong>Der</strong> Verkäufer fragte<br />
uns freundlich: „Darf ich ihnen den Spiegel einschlagen?“<br />
– „ Oh – ne – ne – ne –„ sage ich, bloß nicht,<br />
kaputte Spiegel haben wir genug zu Hause.<br />
Weil wir nun schon mal in Detmold waren, wollten wir auch<br />
ganz gerne mal ins Theater. „Was gibt es denn heute?“<br />
fragt Vatter die Kartenverkäuferin. „Was ihr wollt“ sagt<br />
sie. Ja... was wollen wir denn heute, überlegt Vatter, Was<br />
für ein Theaterstück kenne wir denn noch von der Schule?<br />
Plötzlich strahlt er übers ganze Gesicht – dann nehmen<br />
wir „Wilhelm Tell“. Auf einmal wird Vatter ganz ernst und<br />
sagt: „ Mensch Mutter guck mal, da steht schwarz auf<br />
weiß: Programm 1o Pfennig“ Ne- ne – sag ich, da können<br />
wir nicht reingehen, denk mal an Pro-gramm 10 Pfennig<br />
und das bei deinen Pfunden. Als es nun mit dem Theater<br />
nix war, wollten wir wenigstens ins Kino gehen. Auf der<br />
Straße fragten wir ein Fräulein, wo den ein Kino wäre<br />
„gerade aus „sagte sie. Mein Gott sag ich, was haben wir<br />
doch für ein Pech, nun ist das Kino gerade aus.<br />
Von dem Laufen durch die Stadt waren wir nun richtig<br />
müde geworden und überlegten, ob wir nicht in Detmold<br />
übernachten sollten. Wir fanden auch schließlich ein Hotel.<br />
<strong>Der</strong> Portier sagte, ein Doppelzimmer wäre nicht mehr<br />
frei, wir müssten uns mit zwei Einzelzimmer begnügen.<br />
Och, sagt Vatter, „das macht nix, meine Alte habe ich<br />
doch jede Nacht bei mir“. Bevor wir nun schlafen gingen,<br />
wollten wir ja auch noch etwas essen. <strong>Der</strong> Ober brachte<br />
uns die Speisekarte. Als erstes stand da drauf – Kohlsuppe.<br />
Nee sagt Vatter, den ganzen Tag sehe ich in unserem<br />
Garten Kappes Köpfe genug und jetzt soll ich in Detmold<br />
auch noch Kohlsuppe essen? Nee-nee. Dann stand da auf<br />
der Karte „Karbonade“. Ne, sag ich, wir schlachten doch<br />
selbst ein paar Schweine, Karbonade können wir auch zu<br />
Hause essen. „Ober hier“ ruft Vatter, da steht Menü, das<br />
nehmen wir. „Ja,“ sage ich, „das hört sich französisch<br />
an.“ Und so bestellen wir uns das Menü. Als erstes brachte<br />
uns der Kellner die Vorsuppe. Was war das? „Kohlsuppe.<br />
Nee, das ist ja Betrug, die esse ich nicht“ sagt Vatter. Ich<br />
habe sie mir dann aber doch heruntergewürgt. Als zweiten<br />
Gang gab es dann „Kottelet“, Mensch Mutter, sagt Vatter,<br />
das ist ja Karbonade“. Aber was sollten wir machen, wir<br />
haben es dann doch gegessen. Nach dem Essen waren wir<br />
auch müde und gingen ins Bett.<br />
Neben dem Zimmer vom Vatter lag ein Gast, der krank war.<br />
Er hatte Koliken und brauchte einen Einlauf. <strong>Der</strong> Doktor<br />
kam noch in der Nacht, vertat sich aber in der Tür und kam<br />
bei Vatter rein. Vatter war noch ganz verschlafen und läßt<br />
sich den Einlauf geben. Er dachte, das gehört zum Service<br />
von dem Hotel. Meine Zeit, hatte der eine unruhige Nacht.<br />
Den anderen Morgen waren wir froh, dass wir wieder nach<br />
Hause fahren konnten.<br />
Abends kam unser Nachbar Erfkamps August vorbei und<br />
wollte wissen, wie es denn so in Detmold gewesen wäre.<br />
„Oh August“ fahr bloß nicht nach Detmold. Da mußte<br />
nämlich in Socken durch die Stadt laufen. Wenn du einen<br />
Schirm kaufen willst, mußt du erst einen Stock kaufen.<br />
Kaufst du einen Spiegel, wollen sie den dir im Geschäft<br />
kaputtschlagen. Im Theater mußt du nach Gewicht bezahlen,<br />
pro Gramm 10 Pfennige, das mußt du dir mal vorstellen.<br />
Aber das schlimmste kommt noch. Wenn du im Hotel<br />
deine Kohlsuppe nicht ißt, dann wird sie dir nachts, wenn<br />
du schläfst, von hinten reingespritzt. So ist uns das in<br />
Detmold passiert. Nee- da fahren wir nie wieder hin.<br />
Keine zehn Pferde kriegen uns wieder Nach Detmold,<br />
Ausgegraben von Bodo Diekmann<br />
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<strong>Der</strong> <strong>Augustdorfer</strong>/ Oktober - November '21