Der Augustdorfer: Lebensgeschichte einer Augustdorferin
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Militär in Augustdorf<br />
„Wir haben unseren Auftrag über zwei Jahrzehnte erfüllt“:<br />
Generalleutnant Johann Langenegger blickte in s<strong>einer</strong> Ansprache auf zwei Jahrzehnte<br />
Einsatz in Afghanistan zurück.<br />
<strong>Der</strong> 23-Jährige Panzerfahrer Alexej Kobelew aus Bielefeld<br />
fiel im Juni 2011 einem Sprengstoffanschlag auf seinen<br />
„Marder“-Schützenpanzer zum Opfer. Das Panzergrenadierbataillon<br />
212 stellte regelmäßig in den zurückliegenden<br />
zwei Jahrzehnten große Teile der Afghanistan-Kontingente<br />
aus Augustdorf. Auch im letzten Einsatzverband<br />
der Bundeswehr waren über 200 <strong>Augustdorfer</strong> Panzergrenadiere<br />
seit Dezember letzten Jahres eingesetzt. Mit<br />
<strong>einer</strong> Schweigeminute zu den Klängen des traditionellen<br />
militärischen Trauerliedes „<strong>Der</strong> gute Kamerad“ wurde den<br />
Gefallenen, Verwundeten und einsatzgeschädigten Soldaten<br />
gedacht. Mit Blick auf die aktuellen Ereignisse in Afghanistan<br />
stellte Langenegger die Leistungen der Einsatzkräfte<br />
der Bundeswehr heraus: „Wir alle haben über zwei<br />
Jahrzehnte unseren Auftrag treu und tapfer erfüllt – wie<br />
es unser Eid von uns verlangt.“ <strong>Der</strong> zweifache Familienvater<br />
diente selbst fast ein Jahr als Chef des Stabes der<br />
NATO-Mission in Afghanistan. „Sie haben mehr gegeben,<br />
als viele von denen, die jetzt über Erfolg oder Misserfolg<br />
urteilen“, so die klare Botschaft des Chefs des Feldheeres<br />
an die „21er“. Mit der Einsatzmedaille der Bundeswehr<br />
würdigte Generalleutnant Langenegger anschließend die<br />
Leistungen ausgewählter Einsatzsoldaten des Panzergrenadierbataillons<br />
212. Auch Brigadegeneral Stephan Willer,<br />
Kommandeur der <strong>Augustdorfer</strong> Kampftruppenbrigade, hob<br />
die Leistungen der Truppe deutlich hervor. „Die Bundeswehr<br />
hat – zuletzt durch die Evakuierungsoperation in Kabul<br />
– zum wiederholten Male ihre Leistungsfähigkeit, ihre<br />
Professionalität und Verlässlichkeit in beeindruckender<br />
Manier unter Beweis gestellt“, machte der Brigadekommandeur<br />
deutlich. „Ob im Einsatz, bei der Pandemiebekämpfung<br />
oder der Beseitigung von Hochwasserschäden:<br />
Wir sind da, wenn wir gebraucht werden!“ Willer erinnerte<br />
an die Entbehrungen, die die wiederkehrenden, monatelangen<br />
Einsätze in dem zentralasiatischen Krisenstaat mit<br />
sich brachten. „Wir denken an die scheinbar endlosen Tage,<br />
Wochen und Monate des Wartens und des Vermissens“,<br />
so der Brigadegeneral. Ebenso erinnerte der Kommandeur<br />
aber auch an die gemeinsamen Erlebnisse im Einsatz, das<br />
gegenseitige Vertrauen und den Stolz auf die erbrachten<br />
Leistungen. <strong>Der</strong> Afghanistan-Einsatz habe die Panzerbrigade<br />
21 nachhaltig geprägt, ist sich Willer sicher. „Hier<br />
vor uns stehen Soldaten, für die Begrifflichkeiten wie „Gefecht“<br />
und „Kampf“ keine abstrakten Schlagwörter aus der<br />
Truppenausbildung sind.“ Die Bewährung in Gefechtssituationen<br />
prägten die Verbände der Brigade, so Willer. <strong>Der</strong><br />
Brigadekommandeur verlas zusätzlich während s<strong>einer</strong> Rede<br />
eine Grußbotschaft von NRW-Ministerpräsident Armin Laschet,<br />
der den Soldatinnen und Soldaten für ihren Einsatz<br />
in Afghanistan dankte. „Eine Generation, viele Millionen<br />
Afghaninnen und Afghanen, verbindet mit ihrem Land den<br />
Einsatz der Bundeswehr für ein Afghanistan, das sicherer,<br />
moderner und freiheitlicher sein kann“, schrieb Laschet<br />
an die Einsatzsoldaten. Schon deshalb sei der Einsatz am<br />
Hindukusch nicht vergebens, betonte der Ministerpräsident.<br />
Zukünftig stehen wieder Kernfähigkeiten im Rahmen<br />
der Landes- und<br />
Bündnisverteidigung<br />
im Mittelpunkt<br />
der Ausbildungsvorhaben<br />
des Großverbandes.<br />
Mit den Klängen<br />
der Nationalhymne<br />
vom<br />
Luftwaffenmusikkorps<br />
aus Münster<br />
ging der Appell<br />
in der Rommel-<br />
Kaserne zu Ende.<br />
„Willkommen zurück“: Generalleutnant Langenegger<br />
zeichnet Einsatzrückkehrer des Panzergrenadierbataillons<br />
212 mit der Einsatzmedaille der Bundeswehr in<br />
Silber aus.<br />
Nach 20 Jahren Einsatz am Hindukusch endete damit aber<br />
auch eine Ära in Augustdorf, die die „Lipperland“-Brigade<br />
so nachhaltig geprägt und verändert hat, wie kein Einsatzauftrag<br />
in der Geschichte zuvor.<br />
Grußbotschaft<br />
von NRW-Ministerpräsident Armin Laschet<br />
„Sehr geehrte Soldatinnen und Soldaten!<br />
Gerne wäre ich heute in Ihrer Mitte. Aufgrund der Evakuierungsoperation<br />
in Afghanistan hat die Bundesverteidigungsministerin<br />
aber darum gebeten, öffentliche<br />
Termine bis auf weiteres zu verschieben. Mir ist es dennoch<br />
ein großes Anliegen, Ihnen auf diesem Weg für<br />
Ihren Einsatz in Afghanistan, für Ihren Mut und Ihre<br />
Tapferkeit und für die damit verbundenen Entbehrungen<br />
und die Entbehrungen Ihrer Familien von Herzen<br />
zu danken. Diejenigen, die für Deutschland gefallen<br />
sind, werden wir nie vergessen.<br />
Eine Generation, viele Millionen Afghaninnen und<br />
Afghanen, verbindet mit ihrem Land den Einsatz der<br />
Bundeswehr für ein Afghanistan, das sicherer, moderner<br />
und freiheitlicher sein kann. Sie haben eine Saat<br />
gelegt, die Früchte tragen wird. Schon deshalb war Ihr<br />
Einsatz nicht vergebens. Die Ereignisse der letzten Monate<br />
und deren Konsequenzen für Einsätze der Bundeswehr<br />
muss die Politik und müssen die politisch Verantwortlichen<br />
aufarbeiten. Dabei muss auch Ihre Stimme<br />
gehört werden. Ich jedenfalls freue mich darauf, dazu<br />
mit Ihnen ins Gespräch zu kommen.“<br />
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<strong>Der</strong> <strong>Augustdorfer</strong>/ Oktober - November '21