2021/10 |Unternehmen #79 | Ausgabe Oktober 2021 | !
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LEBEN unternehmen [!]<br />
Von Bohnerwachs zu Bau-Chemie<br />
Mit so einem Glas 1300 GT fuhr Utz früher Rundrennen.<br />
FOTOS VOLKMAR KÖNNECKE<br />
Schöne Details: die Rückleuchten des Glas 1300 GT und die<br />
Einfüllöffnung für Kühlwasser eines Jaguar.<br />
1978 trat Dr. H. Werner Utz<br />
in den väterlichen Betrieb ein.<br />
Zwei Jahre arbeitete er mit seinem<br />
Vater zusammen. Doch<br />
die beiden waren sehr unterschiedlich.<br />
H.Werner Utz’Umgang<br />
mit den Mitarbeitern, seine<br />
offene Kommunikation und<br />
seine Personalentscheidungen<br />
waren geprägt von seiner Persönlichkeit<br />
und seinem Studium<br />
an der Uni München mit<br />
dem Schwerpunkt Arbeits-und<br />
Organisationspsychologie.<br />
Nach dem Ausscheiden seines<br />
Vaters stellte er frühzeitig auf<br />
lösungsmittelfreie Produkte<br />
und eine nachhaltige, ökologische<br />
Produktion um. 1997<br />
brachte er das Familienunternehmen<br />
an die Börse und stellte<br />
sich mit ergänzenden Übernahmen<br />
breiter auf. 2016<br />
wechselte er in den Aufsichtsrat<br />
der Uzin Utz AG, dessen<br />
Vorsitzender er ist.<br />
Angefangen hatte sein Großvater<br />
1911 mit der Herstellung<br />
chemischer Produkte in Wien.<br />
Nach der Übersiedlung nach<br />
Ulm 1919, produzierte er Bohnerwachs,<br />
Schuhcreme und<br />
Seifenpulver, bis sein Vater im<br />
Jahr 1948 mit der Anmeldung<br />
der Marke Uzin den Grundstein<br />
der Klebstoffära legte. Heute<br />
ist das Unternehmen (Jahresumsatz<br />
384 Millionen Euro,<br />
1335 Mitarbeiter) Marktführer<br />
im Bereich bauchemischer Systemprodukte<br />
für den Boden.<br />
ihm bis heute das Cabrio.<br />
Die Sammlung ist englisch<br />
geprägt mit Klassikern von Jaguar<br />
und Aston Martin. Aber es<br />
finden sich auch andere Schätzchen<br />
wie zwei Glas 1300 GT,<br />
zwei Saab-Modelle, ein Lotus<br />
Elan und zwei neuere Jaguar<br />
XK. „Die Form dieser beiden<br />
Modelle ist einfach gelungen,<br />
die beiden werden absehbar<br />
Oldtimer“, sagt Utz. Der Glas<br />
weckt Erinnerungen. „Genauso<br />
ein Glas war mein erstes eigenes<br />
Auto mit dem ich in den<br />
60er und 70er Jahren Rundstreckenrennen<br />
gefahren bin. Und<br />
das Saab-Pärchen ist etwas ganz<br />
Besonderes. Von Kennern werde<br />
ich auf diese Marke am meisten<br />
angesprochen“.<br />
Für seine Sammlung wird<br />
selbst der ehemalige Kuhstall<br />
mit Werkstatt und Hebebühne,<br />
der zu seinem Herrenhaus aus<br />
dem 18.Jahrhundert gehört, langsam<br />
zu klein. Utz und seine Frau<br />
Sabine Gum erwarben das restaurierungsbedürftige<br />
Anwesen<br />
2002. Heute ist es ein<br />
Schmuckstück.<br />
Mitarbeiter<br />
dürfen Jaguar<br />
MK V fahren.<br />
H. Werner Utz arbeitet selbst in<br />
der Werkstatt und schraubt. Das<br />
überrascht, entspricht aber seinem<br />
unprätentiösen Umgang<br />
mit den Oldtimern. „Den ersten<br />
Oldtimer habe ich mit professioneller<br />
Unterstützung in eineinhalb<br />
Jahren restauriert. Es sind<br />
Alltagsautos – in jeder Hinsicht.<br />
Ich kaufe keine exklusiven Fahrzeuge<br />
und es sind für mich keine<br />
Ausstellungsstücke“. Einladungen<br />
wie beispielsweise zum<br />
Concours d’Elegance lehnt er<br />
daher ab. „Die Autos aus der<br />
Sammlung waren von 1998 bis<br />
2005 bei Oldtimerausfahrten im<br />
Einsatz und mit Roadbook und<br />
Programm das Highlight für<br />
Kunden und Partner des Unternehmens.<br />
Die beiden Jaguar MK<br />
V stehen noch heute allen Mitarbeitern<br />
zur Verfügung die<br />
„sich trauen“, sagt Utz. Zwei<br />
wunderschöne Hochzeitsautos.<br />
Ein Lancia Coupé, Baujahr 1948,<br />
das für den Turiner Autosalon<br />
nur drei Mal gebaut wurde, ist<br />
das älteste Fahrzeug seiner<br />
Sammlung, zu der nur Nachkriegsklassiker<br />
gehören.<br />
Die jährliche Wertsteigerung<br />
seiner Sammlung ist höher als<br />
die Kosten für Unterhalt und<br />
Pflege, aber das ist für den Oldtimerliebhaber<br />
Utz kein Kriterium.<br />
Er genießt Ausfahrten im<br />
Freundeskreis, die mittlerweile<br />
die Teilnahme an Oldtimer Rallyes<br />
abgelöst haben, das Sammeln<br />
und Restaurieren. Von fast<br />
allen seinen Oldtimern kennt er<br />
die Namen der Erstbesitzer und<br />
den Ort der Erstzulassung. Beide<br />
sind international, erzählen<br />
Geschichte und Geschichten<br />
und die sind so interessant wie<br />
die Sammlung und sein Besitzer.<br />
<br />
Sigrid Balke