blu November / Dezember 2021
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Wellness 29<br />
PSYCHE<br />
Muss ich das? Darf ich das?<br />
Vor allem Queers merken spätestens<br />
während des Coming-out-Prozesses,<br />
wie viele Regeln, Normen und Stereotypen<br />
es gibt, die erfüllt werden müssen.<br />
Hat man dann sein Coming-out hinter<br />
sich, ist in der Berufswelt meist das zweite fällig,<br />
denn die Mehrheitsgesellschaft, meist binär und<br />
heterosexuell, projiziert erst einmal dasselbe in<br />
den neuen Kollegen hinein. Und ja, es kann sein,<br />
dass Chef*in stutzt, wenn man mit dem gleichgeschlechtlichen<br />
Partner zum Firmenevent kommt.<br />
Es gibt aber noch viel mehr Fallstricke, die auf<br />
einen Menschen warten, wenn er ins kapitalistische<br />
System eintaucht, um Geld zu verdienen.<br />
Das Buch „Bullshit Rules – 50 Regeln, die Sie brechen müssen,<br />
um Erfolg zu haben“ von Julien Backhaus ist dabei ein ganz guter<br />
Ratgeber und wartet schon anhand der Fülle an Ratschlägen<br />
und Tipps mit einer fast ebenso großen Fülle an „Das wusste ich<br />
nicht“-Momenten auf. Gerade wer einmal im Leben Mobbingerfahrungen<br />
gesammelt hat – ein eigentlich fauler Schreihals<br />
schmückt sich mit der von anderen geleisteten Arbeit, bekommt<br />
mehr Lohn und mehr Einfluss, beginnt, einen aus dem Arbeitsplatz<br />
zu drängen –, wird dieses Buch aufmerksam lesen. Und<br />
leider merken: Dieser toxische Tyrann hat ein bisschen was richtig<br />
gemacht. Denn „Eigenlob stinkt!“ stimmt nicht (mehr), man muss<br />
lernen, das zu thematisieren, was man leistet. Nur still seine sehr<br />
gute Arbeit zu machen, garantiert nicht, dass die Chefetage das<br />
wahrnimmt. Nein, wer „abwartet und Tee trinkt“, der wird in manchen<br />
Momenten der Verlierer sein. Ein bisschen Gorilla sollten wir<br />
zulassen: auf die Brust trommeln und auch mal ungefragt erzählen.<br />
Natürlich nicht immerzu, sonst ist man schnell der Unbeliebte,<br />
aber ab und an und nicht nur alle zwei Jahre. Ein Buch, das dir<br />
durchaus etwas bringen kann und zudem mit einem Beitrag von<br />
Harald Glööckler aufwartet. Und seiner Meinung über den Autor<br />
Julien Backhaus: „Ich liebe diesen Kerl, der hat Eier.“ *rä<br />
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