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SOZIALE VERANTWORTUNG

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Lesen Sie mehr auf sozialeverantwortung.info 13<br />

Texten und wenn unser Publikum<br />

dadurch zum Nachdenken angeregt<br />

wird, haben wir schon viel erreicht.<br />

Allerdings gibt es auch Bands, die nur<br />

über Partys und Saufen singen, bei denen<br />

ich als Hörer gar nicht möchte, dass die<br />

plötzlich die Missstände auf dieser Welt<br />

anprangern. (lacht)<br />

itchyofficial.de<br />

instagram.com/<br />

itchyofficial1<br />

Als Punk-Band setzt ihr mit eurer<br />

Musik und euren Texten ein klares<br />

Zeichen und setzt euch stark für<br />

soziale und nachhaltige Themen ein.<br />

Was war der Auslöser für euer Engagement?<br />

Panzer: Als Jugendlicher fand ich es<br />

einfach total spannend, dass es sich bei<br />

Punkrock um mehr handelt als nur um<br />

ein Musikgenre. Punkrock ist eine Haltung,<br />

die zwar jede*r für sich anders definiert,<br />

aber der allumfassende Konsens<br />

ist schon sich gegen unterschiedlichste<br />

Missstände aufzulehnen, die Stimme für<br />

die Schwächeren zu erheben und sich für<br />

positive Dinge einzusetzen. Mich haben<br />

damals die Texte von verschiedenen<br />

Bands dazu gebracht, über diverse kleine<br />

und große Themen überhaupt erstmals<br />

nachzudenken und für mich zu klären,<br />

wie ich persönlich dazu stehe. Wir schreiben<br />

natürlich auch viele Songs, die rein<br />

gar nichts mit Politik oder Gesellschaftskritik<br />

zu tun haben, aber wenn wir heute<br />

Fan-Nachrichten bekommen, in denen<br />

steht, dass wir es mit Songs und Musikvideos<br />

wie beispielsweise „Why still<br />

bother“ oder „The sea“ geschafft haben,<br />

dass sich Fans jetzt auch aktiv für den<br />

Meeresschutz engagieren, ist das für uns<br />

das größte Kompliment überhaupt.<br />

Jede Aktion hat<br />

Auswirkungen und jedes<br />

Engagement für die gute<br />

Sache ist wichtig. Egal in<br />

welcher Richtung.<br />

FOTOS: DIANA MÜHLBERGER<br />

Gibt es bestimmte Projekte oder<br />

Problematiken, die euch besonders<br />

am Herzen liegen und für die ihr euch<br />

besonders einsetzt? Wo bedarf es<br />

eurer Meinung nach mehr gesellschaftliche<br />

Aufmerksamkeit?<br />

Sibbi: Oh Gott, da gibt es leider mehr<br />

Themen als man zählen kann. Wir haben<br />

uns in den letzten zehn Jahren hauptsächlich<br />

mit dem Thema Meeresschutz<br />

beschäftigt, hier gibt es so viele wichtige<br />

Bereiche, die alle mehr Aufmerksamkeit<br />

verdienen. Bei uns war es konkret die<br />

Problematik des Unterwasserlärms, hier<br />

haben wir die ziemlich große “Sonar<br />

Sucks” Kampagne zusammen mit der<br />

WDC ins Leben gerufen. Danach ging<br />

es mit Sea Shepherd hauptsächlich um<br />

den Schutz der Meeresbewohner. In<br />

der jüngsten Vergangenheit hatten wir<br />

dann mit OceanCare und Greenpeace<br />

tolle Unterstützer*innen im Bereich der<br />

Plastik-Verschmutzung der Weltmeere<br />

gefunden. In allen Bereichen konnten<br />

wir tatsächlich auch Dinge bewirken,<br />

teilweise ziemlich große und weitreichende,<br />

was uns zeigt, dass unser Engagement<br />

echt Sinn macht und wichtig ist.<br />

Panzer: Wir versuchen z.B. auch auf<br />

unseren Konzerten coolen Organisationen<br />

und NGOs eine Plattform zu geben.<br />

Auf unseren Tourneen sind immer auch<br />

engagierte Leute aus unterschiedlichen<br />

Bereichen dabei, die mit einem Stand vor<br />

Ort sind, Gespräche mit dem Publikum<br />

führen, Spenden sammeln und Infomaterial<br />

verteilen. Von „Kein Bock auf Nazis“<br />

über „Sea Punks“ zu „OceanCare“ u.v.m.<br />

Als Band habt ihr eine klare Haltung,<br />

aber hat sich auch euer persönlicher<br />

Alltag verändert? Was tut ihr im täglichen<br />

Leben dafür, um nachhaltig zu<br />

leben? Engagiert ihr euch auch in eurer<br />

Freizeit für Projekte oder ehrenamtlich?<br />

Panzer: Ich gehe natürlich auch privat<br />

auf Demos. Präsenz auf der Straße finde<br />

ich einfach wichtig. Wenn ich sehe, dass<br />

irgendwelche Nazis wirre Geschichten<br />

über Hass und Rassismus in meiner<br />

schönen Stadt erzählen wollen, raffe ich<br />

mich auf und freue mich dann, wenn die<br />

Gegendemo zigmal größer und imposanter<br />

ist, als die traurig aussehende Planwagen-Kundgebung<br />

der Faschisten. Auch<br />

sonst passe ich meinen persönlichen<br />

Lebensstil meinen Idealen an und versuche<br />

dem so gut es geht gerecht zu werden.<br />

Das klappt natürlich mal mehr und mal<br />

weniger gut. Was mir wichtig ist zu sagen:<br />

Wir drei sind auch keine Heiligen und<br />

ganz sicher machen wir auch dutzende<br />

Dinge, die beispielsweise nicht komplett<br />

nachhaltig sind. Wenn wir die Möglichkeit<br />

haben ein großes Festival in der Ukraine<br />

zu spielen, reisen wir mit dem Flugzeug<br />

dorthin - auch wenn ich weiß, dass das<br />

schlecht fürs Klima ist. Im Gegenzug<br />

ernähre ich mich seit 13 Jahren komplett<br />

vegetarisch und seit einiger Zeit weitestgehend<br />

vegan. In meiner Heimatstadt<br />

bewege ich mich zu 99% zu Fuß oder mit<br />

der Bahn und beim Einkaufen ist mein<br />

Kopf so auf Plastikverzicht und Regionalität<br />

getrimmt, dass es eigentlich schon gar<br />

keinen Spaß mehr macht, weil ich immer<br />

ein irre schlechtes Gewissen bekomme,<br />

wenn doch mal wieder eine Plastikverpackung<br />

im Korb landet. Ich glaube wirklich<br />

nicht, dass es darum geht absolut perfekt<br />

zu sein. Es geht vielmehr darum, das persönliche<br />

Verhalten zu hinterfragen und<br />

den Willen es konstant zu verbessern und<br />

sich weiterzuentwickeln. Außerdem ist<br />

es mir auch privat wichtig, NGOs, deren<br />

Arbeit ich großartig finde, finanziell und<br />

bei diversen Aktionen zu unterstützen<br />

und ihnen zu helfen den Druck auf Politik<br />

und Wirtschaft weiter hochzuhalten.<br />

Immer mehr junge Menschen beschäftigen<br />

sich mit der Thematik des<br />

Klimawandels oder gehen auf die<br />

Straßen, um sich gegen soziale Missstände<br />

einzusetzen. Wie seht ihr diese<br />

Bewegung und wie denkt ihr, können<br />

wir sie unterstützen?<br />

Sibbi: Alles was hier in den letzten<br />

Jahren passiert, ist beeindruckend. Vor<br />

allem wenn man sieht, wie jung die<br />

Menschen sind, die sich hier so großartig<br />

engagieren. Da werd ich manchmal<br />

richtig beschämt, wenn ich sehe, dass<br />

da Teenager wirklich hart dafür arbeiten<br />

und ihre Freizeit opfern, damit die Welt<br />

ein besserer Ort wird, und dann zurückdenke,<br />

was ich mit 15 oder 16 hauptsächlich<br />

im Kopf hatte. Das ist schon<br />

toll, was da in den letzten Jahren für ein<br />

Ruck durch die Welt ging. Unterstützen<br />

können wir das alle, indem wir die Dinge<br />

die beanstandet werden einfach ernst<br />

nehmen und versuchen, sie im Kollektiv<br />

besser zu machen.<br />

Was sind eure Top-5-Tipps für mehr<br />

Engagement im Alltag, die wirklich<br />

jeder problemlos umsetzen kann?<br />

Panzer: 1) Intelligentes Contra geben,<br />

wenn ihr rassistische, sexistische oder<br />

homophobe Kommentare mitbekommt.<br />

Macht manchmal Spaß. Meistens nicht.<br />

Ist aber trotzdem notwendig.<br />

Sibbi: 2) Ressourcen sparen. Kann man<br />

in so vielen Bereichen. Wasser und Strom<br />

nicht unnötig verschwenden, nicht<br />

überall hin mit dem Auto fahren, nicht<br />

für jeden Kurztrip das Flugzeug nehmen,<br />

Essen aufessen, anstatt es wegzuwerfen,<br />

auf Einwegartikel verzichten, usw. So<br />

viele kleine Dinge, die ganz easy besser<br />

zu machen sind.<br />

Panzer: 3) Support your local Straßenzeitung!<br />

Bei uns im Süden beispielsweise<br />

das „Trott-war“- Magazin. Super Sache.<br />

Sibbi: 4) Mehr ITCHY hören. Sorry, ich<br />

musste die Stimmung hier kurz etwas<br />

auflockern.<br />

Panzer: 5) ... und während man dann z.B.<br />

beim Einkaufen mehr ITCHY hört und<br />

grade einen Apfel kaufen möchte, auf<br />

welchem ein Sticker mit „Herkunftsland<br />

Neuseeland“ klebt: Den dann eben nicht<br />

kaufen. Das ist dumm. Also das mit dem<br />

Apfel. Das mit ITCHY ist ziemlich schlau.

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