SOZIALE VERANTWORTUNG
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Texten und wenn unser Publikum<br />
dadurch zum Nachdenken angeregt<br />
wird, haben wir schon viel erreicht.<br />
Allerdings gibt es auch Bands, die nur<br />
über Partys und Saufen singen, bei denen<br />
ich als Hörer gar nicht möchte, dass die<br />
plötzlich die Missstände auf dieser Welt<br />
anprangern. (lacht)<br />
itchyofficial.de<br />
instagram.com/<br />
itchyofficial1<br />
Als Punk-Band setzt ihr mit eurer<br />
Musik und euren Texten ein klares<br />
Zeichen und setzt euch stark für<br />
soziale und nachhaltige Themen ein.<br />
Was war der Auslöser für euer Engagement?<br />
Panzer: Als Jugendlicher fand ich es<br />
einfach total spannend, dass es sich bei<br />
Punkrock um mehr handelt als nur um<br />
ein Musikgenre. Punkrock ist eine Haltung,<br />
die zwar jede*r für sich anders definiert,<br />
aber der allumfassende Konsens<br />
ist schon sich gegen unterschiedlichste<br />
Missstände aufzulehnen, die Stimme für<br />
die Schwächeren zu erheben und sich für<br />
positive Dinge einzusetzen. Mich haben<br />
damals die Texte von verschiedenen<br />
Bands dazu gebracht, über diverse kleine<br />
und große Themen überhaupt erstmals<br />
nachzudenken und für mich zu klären,<br />
wie ich persönlich dazu stehe. Wir schreiben<br />
natürlich auch viele Songs, die rein<br />
gar nichts mit Politik oder Gesellschaftskritik<br />
zu tun haben, aber wenn wir heute<br />
Fan-Nachrichten bekommen, in denen<br />
steht, dass wir es mit Songs und Musikvideos<br />
wie beispielsweise „Why still<br />
bother“ oder „The sea“ geschafft haben,<br />
dass sich Fans jetzt auch aktiv für den<br />
Meeresschutz engagieren, ist das für uns<br />
das größte Kompliment überhaupt.<br />
Jede Aktion hat<br />
Auswirkungen und jedes<br />
Engagement für die gute<br />
Sache ist wichtig. Egal in<br />
welcher Richtung.<br />
FOTOS: DIANA MÜHLBERGER<br />
Gibt es bestimmte Projekte oder<br />
Problematiken, die euch besonders<br />
am Herzen liegen und für die ihr euch<br />
besonders einsetzt? Wo bedarf es<br />
eurer Meinung nach mehr gesellschaftliche<br />
Aufmerksamkeit?<br />
Sibbi: Oh Gott, da gibt es leider mehr<br />
Themen als man zählen kann. Wir haben<br />
uns in den letzten zehn Jahren hauptsächlich<br />
mit dem Thema Meeresschutz<br />
beschäftigt, hier gibt es so viele wichtige<br />
Bereiche, die alle mehr Aufmerksamkeit<br />
verdienen. Bei uns war es konkret die<br />
Problematik des Unterwasserlärms, hier<br />
haben wir die ziemlich große “Sonar<br />
Sucks” Kampagne zusammen mit der<br />
WDC ins Leben gerufen. Danach ging<br />
es mit Sea Shepherd hauptsächlich um<br />
den Schutz der Meeresbewohner. In<br />
der jüngsten Vergangenheit hatten wir<br />
dann mit OceanCare und Greenpeace<br />
tolle Unterstützer*innen im Bereich der<br />
Plastik-Verschmutzung der Weltmeere<br />
gefunden. In allen Bereichen konnten<br />
wir tatsächlich auch Dinge bewirken,<br />
teilweise ziemlich große und weitreichende,<br />
was uns zeigt, dass unser Engagement<br />
echt Sinn macht und wichtig ist.<br />
Panzer: Wir versuchen z.B. auch auf<br />
unseren Konzerten coolen Organisationen<br />
und NGOs eine Plattform zu geben.<br />
Auf unseren Tourneen sind immer auch<br />
engagierte Leute aus unterschiedlichen<br />
Bereichen dabei, die mit einem Stand vor<br />
Ort sind, Gespräche mit dem Publikum<br />
führen, Spenden sammeln und Infomaterial<br />
verteilen. Von „Kein Bock auf Nazis“<br />
über „Sea Punks“ zu „OceanCare“ u.v.m.<br />
Als Band habt ihr eine klare Haltung,<br />
aber hat sich auch euer persönlicher<br />
Alltag verändert? Was tut ihr im täglichen<br />
Leben dafür, um nachhaltig zu<br />
leben? Engagiert ihr euch auch in eurer<br />
Freizeit für Projekte oder ehrenamtlich?<br />
Panzer: Ich gehe natürlich auch privat<br />
auf Demos. Präsenz auf der Straße finde<br />
ich einfach wichtig. Wenn ich sehe, dass<br />
irgendwelche Nazis wirre Geschichten<br />
über Hass und Rassismus in meiner<br />
schönen Stadt erzählen wollen, raffe ich<br />
mich auf und freue mich dann, wenn die<br />
Gegendemo zigmal größer und imposanter<br />
ist, als die traurig aussehende Planwagen-Kundgebung<br />
der Faschisten. Auch<br />
sonst passe ich meinen persönlichen<br />
Lebensstil meinen Idealen an und versuche<br />
dem so gut es geht gerecht zu werden.<br />
Das klappt natürlich mal mehr und mal<br />
weniger gut. Was mir wichtig ist zu sagen:<br />
Wir drei sind auch keine Heiligen und<br />
ganz sicher machen wir auch dutzende<br />
Dinge, die beispielsweise nicht komplett<br />
nachhaltig sind. Wenn wir die Möglichkeit<br />
haben ein großes Festival in der Ukraine<br />
zu spielen, reisen wir mit dem Flugzeug<br />
dorthin - auch wenn ich weiß, dass das<br />
schlecht fürs Klima ist. Im Gegenzug<br />
ernähre ich mich seit 13 Jahren komplett<br />
vegetarisch und seit einiger Zeit weitestgehend<br />
vegan. In meiner Heimatstadt<br />
bewege ich mich zu 99% zu Fuß oder mit<br />
der Bahn und beim Einkaufen ist mein<br />
Kopf so auf Plastikverzicht und Regionalität<br />
getrimmt, dass es eigentlich schon gar<br />
keinen Spaß mehr macht, weil ich immer<br />
ein irre schlechtes Gewissen bekomme,<br />
wenn doch mal wieder eine Plastikverpackung<br />
im Korb landet. Ich glaube wirklich<br />
nicht, dass es darum geht absolut perfekt<br />
zu sein. Es geht vielmehr darum, das persönliche<br />
Verhalten zu hinterfragen und<br />
den Willen es konstant zu verbessern und<br />
sich weiterzuentwickeln. Außerdem ist<br />
es mir auch privat wichtig, NGOs, deren<br />
Arbeit ich großartig finde, finanziell und<br />
bei diversen Aktionen zu unterstützen<br />
und ihnen zu helfen den Druck auf Politik<br />
und Wirtschaft weiter hochzuhalten.<br />
Immer mehr junge Menschen beschäftigen<br />
sich mit der Thematik des<br />
Klimawandels oder gehen auf die<br />
Straßen, um sich gegen soziale Missstände<br />
einzusetzen. Wie seht ihr diese<br />
Bewegung und wie denkt ihr, können<br />
wir sie unterstützen?<br />
Sibbi: Alles was hier in den letzten<br />
Jahren passiert, ist beeindruckend. Vor<br />
allem wenn man sieht, wie jung die<br />
Menschen sind, die sich hier so großartig<br />
engagieren. Da werd ich manchmal<br />
richtig beschämt, wenn ich sehe, dass<br />
da Teenager wirklich hart dafür arbeiten<br />
und ihre Freizeit opfern, damit die Welt<br />
ein besserer Ort wird, und dann zurückdenke,<br />
was ich mit 15 oder 16 hauptsächlich<br />
im Kopf hatte. Das ist schon<br />
toll, was da in den letzten Jahren für ein<br />
Ruck durch die Welt ging. Unterstützen<br />
können wir das alle, indem wir die Dinge<br />
die beanstandet werden einfach ernst<br />
nehmen und versuchen, sie im Kollektiv<br />
besser zu machen.<br />
Was sind eure Top-5-Tipps für mehr<br />
Engagement im Alltag, die wirklich<br />
jeder problemlos umsetzen kann?<br />
Panzer: 1) Intelligentes Contra geben,<br />
wenn ihr rassistische, sexistische oder<br />
homophobe Kommentare mitbekommt.<br />
Macht manchmal Spaß. Meistens nicht.<br />
Ist aber trotzdem notwendig.<br />
Sibbi: 2) Ressourcen sparen. Kann man<br />
in so vielen Bereichen. Wasser und Strom<br />
nicht unnötig verschwenden, nicht<br />
überall hin mit dem Auto fahren, nicht<br />
für jeden Kurztrip das Flugzeug nehmen,<br />
Essen aufessen, anstatt es wegzuwerfen,<br />
auf Einwegartikel verzichten, usw. So<br />
viele kleine Dinge, die ganz easy besser<br />
zu machen sind.<br />
Panzer: 3) Support your local Straßenzeitung!<br />
Bei uns im Süden beispielsweise<br />
das „Trott-war“- Magazin. Super Sache.<br />
Sibbi: 4) Mehr ITCHY hören. Sorry, ich<br />
musste die Stimmung hier kurz etwas<br />
auflockern.<br />
Panzer: 5) ... und während man dann z.B.<br />
beim Einkaufen mehr ITCHY hört und<br />
grade einen Apfel kaufen möchte, auf<br />
welchem ein Sticker mit „Herkunftsland<br />
Neuseeland“ klebt: Den dann eben nicht<br />
kaufen. Das ist dumm. Also das mit dem<br />
Apfel. Das mit ITCHY ist ziemlich schlau.