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Alpine Technologien 2021

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AKTUELL<br />

Fragen an die Experten<br />

Die Radius-Themenausgaben informieren<br />

und vermitteln zeitgemäßes<br />

Wissen in kompakter Form. In dieser<br />

Rubrik beantworten unsere Experten<br />

aktuelle Fragestellungen. In dieser<br />

Ausgabe werden zu den Themen<br />

„Simulationsmodelle zur Unternehmenssteuerung“<br />

und „Prozesse<br />

der Nachhaltigkeitsentwicklung“ in<br />

Wintersport-Destinationen spezielle<br />

Detailfragen geklärt.<br />

Sophia W., Bruneck: Aktuell steuern<br />

wir auf die zweite kritische Wintersaison<br />

zu, und als Dienstleister für die Liftbetreiber<br />

wissen wir inzwischen nicht<br />

mehr so recht, wie wir uns zu verhalten<br />

haben, um eine Zukunft zu sichern. An<br />

wen sollten wir uns orientieren?<br />

Florian Burger: In dieser Zeit der<br />

anhaltenden Unsicherheit führt an<br />

einer Simulation und Szenarien-Modellierung<br />

im Rahmen der Unternehmenssteuerung<br />

kein Weg mehr vorbei.<br />

Viele Unternehmen verwenden<br />

aktuell nur behelfsmäßige Simulationsmodelle,<br />

die grob und häufig nicht<br />

integrierte Effekte auf die Ergebnisrechnung<br />

abbilden.<br />

Zu Beginn sollte als Ausgangspunkt ein<br />

einfaches, aber konsistentes Basismodell<br />

erstellt werden, welches dann mit<br />

zunehmendem Reifegrad über mehrere<br />

Stufen ausgebaut wird. Die erste<br />

Stufe besteht aus drei Komponenten,<br />

dem Base Case, welcher mittels eines<br />

Treibermodells weiterentwickelt und<br />

mittels dazugehörigen Maßnahmen<br />

ergänzt wird, woraus sich dann ein<br />

Szenario ableiten lässt. Durch Verändern<br />

der Treiber und den verschiedenen<br />

Kombinationen aus Maßnahmen<br />

ergeben sich dann unterschiedliche<br />

Szenarien. Der Fokus muss auf der<br />

Anpassung der Treiberwerte sowie<br />

der Erzeugung der Maßnahmenpakete<br />

liegen. Dazu braucht es einen<br />

möglichst schlanken Base Case durch<br />

die Verwendung eines existierenden<br />

Forecasts oder einer bereits erstellten<br />

Planung. Operative Parameter aus<br />

unterschiedlichen Unternehmensbereichen<br />

sollen für das Treibermodell zur<br />

Weiterentwicklung integriert und in<br />

finanzielle Größen übersetzt werden.<br />

Zusammen mit den Maßnahmen ergibt<br />

sich schlussendlich ein Szenario. Die<br />

Maßnahmen sollten dabei in Form<br />

von Business Cases mit den operativen<br />

und finanziellen Auswirkungen auf die<br />

relevanten Treiber vorliegen. Auf diese<br />

Weise lassen sich die Maßnahmen nach<br />

Belieben dazuschalten und sind mit<br />

dem Treibermodell verknüpft.<br />

Der wesentliche Nutzen der Szenario-<br />

Modellierung dient zur Simulation<br />

verschiedener zukünftiger Entwicklungen<br />

unter Unsicherheit. Ist die erste<br />

Stufe der Implementierung erfolgt und<br />

die Basis geschaffen, wird die Qualität<br />

der Szenarien weiter erhöht, indem<br />

man eine quantitative Risikokomponente<br />

berücksichtigt. Aus „zufälligen“<br />

Störungen resultieren Risiken und<br />

Chancen, welche durch die Volatilität<br />

der Zukunft hervorgerufen werden<br />

(VUCA-Welt). Die Unsicherheit wird<br />

durch eine Abweichung von einem<br />

geplanten Zielwert dargestellt. Daher<br />

können Risiken und Chancen als<br />

Streuung um einen simulierten Erwartungswert<br />

modelliert werden. Wie<br />

wird die qualitative Modellierung von<br />

Risiken durchgeführt?<br />

Anfangs müssen strategische und<br />

operative Risiken und Chancen identifiziert<br />

werden. Informationen werden<br />

aus unterschiedlichen Daten gesammelt.<br />

Daten können interne Dokumente aus<br />

der Vergangenheit sein, welche Risikofälle<br />

dokumentiert haben, oder es können<br />

externe Schadensdatenbanken vorliegen.<br />

Die Datenqualität ist bei der Modellierung<br />

jedoch essenziell. Nun werden die<br />

Risiken auf dieser Basis der gesammelten<br />

Informationen, stochastischer Verteilungsfunktionen<br />

beschrieben. Die Art des<br />

Risikos ist für die Wahl der entsprechenden<br />

Verteilerfunktion ausschlaggebend.<br />

Ihre Auswirkung auf die im Simulationsmodell<br />

verwendeten Treiber wird<br />

festgelegt. Im nächsten Schritt erfolgt die<br />

Risikosimulation. Um eine Korrelation<br />

abzubilden, werden Treibermodell und<br />

Risiken verknüpft und Abhängigkeiten<br />

abgebildet. Auf diese Weise wird eine<br />

detaillierte Analyse ermöglicht, um die<br />

Auswirkung eines Szenarios auf die Unternehmensentwicklung<br />

zu verdeutlichen.<br />

Die Risikoanalyse unterstützt die<br />

Entscheidungsfindung, und das Risikomanagement<br />

wird mit der Unternehmenssteuerung<br />

gekoppelt. Die Berücksichtigung<br />

von Wahrscheinlichkeiten<br />

kann ein weiterer wichtiger Schritt auf<br />

dem Weg zur systematischen Berücksichtigung<br />

von Risiken sein.<br />

Walter S.: Ich bin Hotelier und habe<br />

schon immer auf die Qualität und Innovation<br />

von Dienstleistungen geachtet.<br />

Wir befinden uns kurz vor der Wintersaison,<br />

und ich frage mich, wie sich der<br />

Schneetourismus weiterentwickeln kann<br />

und was ich ganz konkret tun kann, um<br />

Ziele der Nachhaltigkeit zu erreichen.

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