Kurier_01-22
Vereinskurier der Traditionsgemeinschaft Flugkörpergeschwader 1 e.V.
Vereinskurier der Traditionsgemeinschaft Flugkörpergeschwader 1 e.V.
- Keine Tags gefunden...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Vereinskurier der Traditionsgemeinschaft Flugkörpergeschwader 1
- Landsberg am Lech -
auf einen großen Lagerplatz neben der
Iglinger Straße. Und schon stürzten sich die
zweibeinigen „Holzwürmer“ mit Beilen und
Äxten auf das grüne Holzgewirr und zerrten
die stärksten Äste heraus. Ältere Holzsammler
zogen und schoben ihre überladenen
Leiterwägen oft mit letzter Kraft nach Hause.
Die Bevölkerung wurde 1948 mehrmals
gewarnt: „Das Betreten des von den US-
Besatzungstruppen belegten DAG-Geländes
ist nur durch das Hauptportal mit gültigem
Passierschein erlaubt. Immer wieder versuchen
Personen – trotz Warnung auch im
Amtsblatt – durch Zaunlücken in das Innere
der ehemaligen Industrieanlagen zu gelangen,
um Holz, Beeren und Pilze zu sammeln.
Das ist ausdrücklich verboten. Bei Zuwiderhandlungen
droht Bestrafung durch die US-
Militärgerichte.“
Trotzdem gelangten Jugendliche auf der
Ostseite durch geöffnete Einstiegschächte
und unterirdische hohe Kanalrohre in das
DAG-Gelände. In dem Sperrgebiet mit den
vielen leer stehenden Gebäuden war vielerlei
Brauchbares zu finden.
Chewing-Gum, Chocolate, Coffee, Cornedbeef,
Milk, Peanut-Butter, Potatoes.
Gelangweilt smokende GIs schnipsten gekonnt
ihre Camel- oder Lucky Strike-Kippen
vor die Füße von Passanten, die nach Nikotin
lechzten. Raucher waren mit einer Hand voll
Kippen – im Straßenjargon „Hugos“ – very
happy. Jeder Tabakkrümel wurde in selbst
gedrehten Glimmstängeln oder in der Pfeife
zu genussvollem Virginia-Qualm. Jugendliche
Anfänger-Raucher fragten scheinheilig:
„Have you a Cigarett for my Father?“ Die
US-Zigarettenwährung lag bei ca. 120 RM
für eine Packung!
Die Amis waren aus ihren großflächigen
Bei den Soldiers saß der Sold locker!
Schon lange gehörten die lässig-lockeren
amerikanischen Soldaten zum Straßenbild:
Schiffchenmützen und Army-Springerstiefel
– die quietschenden „Ohio-Latschen“. Uniformen
in oliv, sandfarben und dem Blau der
Air Force. Zur Verständigung mit den Amis
musste der Lechrainer Dialekt durch englische
Worte ersetzt werden. „Fressalien“-
Englisch lernte jeder am schnellsten: Bread,
Vielleicht war der Sergeant ein amerikanischer Farmerssohn,
der bei Penzing unter den kritischen Augen
des Bauern die Sense schwang.
Staaten unendliche Highway-Dimensionen
gewöhnt. Übersee-Verkehrsrowdys fluchten
über die langsamen bayerischen Ochsen- und
Pferdefuhrwerke. Die überwiegend farbigen
36