Kurier_01-22
Vereinskurier der Traditionsgemeinschaft Flugkörpergeschwader 1 e.V.
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Vereinskurier der Traditionsgemeinschaft Flugkörpergeschwader 1
- Landsberg am Lech -
Freigabe eines der beschlagnahmten Häuser an der Sonnenstraße. Bei der
Schlüsselübergabe Anfang April 1954 freuten sich (von links): Familie Aner,
Colonel Riggle, Bürgermeister Winkelmayer, Vertreter der Staatsregierung an
Oberbürgermeister Thoma.
in „sein Haus“ einlud.
Die Innenräume der Häuser wurden den
Bedürfnissen der Übersee-Wohnkultur angepasst.
Durch Entfernen der Türen entstanden
offene, durchgängige Räume. Da die Ami-
Familien warme Wohnräume wünschten,
bekamen die Häuser leistungsstarke Zentralheizungen
mit großen Heizkesseln. Deutsche
Hausmeister waren für jeweils mehrere
Häuser zuständig. Auch Häftlinge vom nahen
WCP arbeiteten in der US-Siedlung. Ein
polnischer Posten in dunkelblauer Uniform
patroullierte durch die Straßen.
Immer mehr entwickelte sich hier die uns
unbekannte Lebensart des „American way
of life“: Elegante Ladys in chicen Kleidern.
Radiomusik von American Forces Network
(AFN). Bunte elektrische Lichter an zimmerhohen
Weihnachtsbäumen. Amerikanische
Paare tanzten zu
Bing Crosby’s „I’m dreaming
of a white Christmas“.
Am Straßenrand parkten
Jeeps und elegante Ami-
„Schlitten“ mit Stummelheck.
Ein US-Linienbus hielt
regelmäßig an den Haltestellen
Sonnenstraße Nr. 5
und Frühlingstraße Nr. 5.
Die Hausbesitzer schlossen
sich in der „Interessengemeinschaft
der Besatzungsgeschädigten“
zusammen,
um ihre Anliegen bei der
US-Administration und der
städtischen Verwaltung
besser durchsetzen zu können.
Im Juni 1950 verlangten
die „Altbesatzungsverdrängten“ in einer
Denkschrift endlich gerechten Mietausgleich
und ihr beschlagnahmtes Eigentum zurück.
Anfang April 1954 durfte eine Familie, die
jahrelang in einer Baracke wohnte, wieder in
ihr Haus an der Sonnenstraße einziehen. Am
29. Januar 1955 berichtete die „Landsberger
Zeitung“: „Zwölf Hausbesitzer erhielten
nach fast zehn Jahren endlich ihr Eigentum
zurück!“ Doch mehrere Wohnungsinhaber
mussten noch bis Ende August 1955 auf die
Freigabe ihrer belegten Häuser warten. „Zeit
is‘, dass ma den Schlüssel kriag’n“, soll eine
glückliche Hausbesitzerin gesagt haben, als
ihr ein US-Offizier den Hausschlüssel mit
einem herzlichen „Good luck!“ überreichte.