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»feine adressen – finest« – Berlin 4 21

Interview: Dr. med. Christoph Wendelmuth · Living: Es werde Licht · Travel: Wellness-Auszeit

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finest health | 45 b<br />

<strong>–</strong> 1940) in »Alcohol and Longevity« beschrieben.<br />

Die eingangs genannten, desaströsen Folgen des chronischen<br />

Äthylismus insbesondere des 19. Jahrhunderts wurden vor<br />

ca. 30 Jahren vom Paradigmenwechsel des »French Paradox«<br />

(Renaud SC, et al. Lancet 1992; WHO-MONICA-Studie<br />

2000) gefolgt. Es wurde kenntlich, dass in mediterranen<br />

Ländern der gefällige Alkoholumgang (trotz z.T. mehr<br />

fettreicher Ernährung) mit erheblicher Reduktion von<br />

Herzinfarkt-Todesfällen einherging, ganz im Gegensatz<br />

zu dem in den angelsächsischen Ländern (eine kürzliche<br />

Studie aus England <strong>–</strong> Knott CS, et al. BMI 2015 <strong>–</strong> wollte<br />

die ungünstigen Effekte nochmals bestätigt wissen; allein<br />

das hier erfolgte »binge drinking« stand dem mediterranen<br />

entgegen). Grundsätzlich wichtig bleibt die Dosis,<br />

die auch wissenschaftlich untersucht wurde, u.a. in einer<br />

Langzeitbeobachtung der Harvard University, der großen<br />

Health Professional Study. Bei Männern geht das relative<br />

Risiko des chronischen Koronarsyndroms bis 30 g/Tag (2 <strong>–</strong><br />

3 Drinks) hochsignifikant runter, danach aber wieder hoch.<br />

Das wurde durch sehr viele weitere Studien einheitlich so<br />

bestätigt. Es besteht also graphisch entlang der Alkoholdosis<br />

zur Erkrankung(svermeidung) eine Glockenkurve (bell<br />

shape curve). In der Augsburger Monica-Studie wurde die<br />

Sterblichkeitsrate von Abstinenzlern erst über 80 g/Tag<br />

wieder erreicht. Bei Frauen besteht <strong>–</strong> ohne chauvinistische<br />

Hintergründe <strong>–</strong> der Grenzwert bei der Hälfte. Frauen verfügen<br />

<strong>–</strong> übrigens auch Asiaten <strong>–</strong> nur über die Hälfte der<br />

Alkoholdehydrogenase, einem alkoholabbauenden Enzym<br />

in der Leber.<br />

Beachtenswerter Weise wurde die bislang älteste Frau der<br />

Welt, Jeanne Calment (1875 <strong>–</strong> 1997) 122 Jahre alt. Sie<br />

stammte aus dem Weingebiet Vallée du Gers und trank täglich<br />

Wein (»Wine, I am in love with that«). Nebenbei hörte<br />

sie mit 117 Jahren mit dem Rauchen auf.<br />

Warum besteht eine antiatherosklerotische Wirkung<br />

(Vorsorge vor Verdickung und Verkalkung von Gefäßen)<br />

bei moderatem Weingenuss? Nun, es ist belegt, dass<br />

eine antientzündliche Wirkung besteht, was an allen<br />

Entzündungsparametern des Blutes messbar wird, voran der<br />

des sogenannten C-reaktiven Proteins. Weiterhin werden<br />

die Blutplättchen gehemmt als auch das Gerinnungsystem<br />

an vielen Stellschrauben, sodass weniger Gerinnsel in den<br />

Gefäßen entstehen.<br />

Auch die sog. Insulinsensitivität<br />

wird verbessert; antidiabetische<br />

Effekte (im Gegensatz zur früheren<br />

Warnung von Alkohol bei Diabetikern)<br />

ist belegt.<br />

Ein wissenschaftliches Problem zum Weingenuss muss bei<br />

diesen Feststellungen immer vorsichtig abgewogen werden,<br />

i.e. des Confoundings, der Einflussfaktoren. In der Gruppe<br />

von Weintrinkern gegenüber Gruppen anderer alkoholi­

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