Das Magazin MAI / JUN 2022
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Sarah Wegener<br />
Schumann selbst hielt »<strong>Das</strong> Paradies und die<br />
Peri« für seine »größeste Arbeit und ich hoffe<br />
auch meine beste« – so schrieb er im Juni<br />
1843 kurz nach Fertigstellung des Werks. Die<br />
Uraufführung im Dezember 1843 unter Schumanns<br />
eigener Leitung war ein großer Erfolg,<br />
bald wurde das Stück auch außerhalb<br />
Deutschlands aufgeführt, sogar in Kapstadt<br />
und New York, und brachte Schumann internationale<br />
Berühmtheit. Doch nach Abklingen<br />
der Orientfaszination des 19. Jahrhunderts<br />
wurde es still um dieses besondere Werk, das<br />
sich in keine Schublade einordnen lässt: Ein<br />
»beinahe neues Genre für den Concertsaal«<br />
Konzerttermin<br />
Samstag, 28. Mai <strong>2022</strong>, 20:00<br />
Sarah Wegener Sopran<br />
Katja Stuber Sopran<br />
Valentina Stadler Mezzosopran<br />
Werner Güra Tenor<br />
Sascha Emanuel Kramer Tenor<br />
Krešimir Stražanac Bassbariton<br />
Audi Jugendchorakademie<br />
Le Cercle de l’Harmonie<br />
Jérémie Rhorer Dirigent<br />
Robert Schumann <strong>Das</strong> Paradies<br />
und die Peri op. 50<br />
Oratorium für Solisten, Chor und<br />
Orchester. Libretto nach »Lalla Rookh«<br />
von Thomas Moore<br />
Die Geschichte der Peri ist anrührend, Robert<br />
Schumanns musikalische Umsetzung<br />
ein eindrucksvolles Erlebnis. Doch wen hat<br />
man sich unter dieser Peri eigentlich vorzustellen?<br />
Im Persischen bezeichnet »Peri« eine<br />
Fee oder Elfe. Sie ist das Kind eines gefallenen<br />
Engels und einer Sterblichen. Mit dieser<br />
»unreinen Herkunft« wurde sie vom Paradies<br />
ausgeschlossen. Wieder und wieder unternimmt<br />
die Peri neue Anläufe, um den strengen<br />
Wächter an Edens Tor zu überzeugen und<br />
Zugang zu erhalten. Wieder und wieder wird<br />
sie abgewiesen, doch als sie schließlich die<br />
Tränen eines reuigen Verbrechers beim Anbenprächtigen<br />
Stimme« (FAZ) wird kein noch<br />
so gestrenger Paradieswächter widerstehen<br />
können. Die musikalische Powerfrau mit dem<br />
warmen Timbre studierte zunächst im Hauptfach<br />
Kontrabass, bevor sie sich zu den Höhen<br />
des Soprans emporschwang. Sie gewann<br />
den ersten Preis beim Internationalen Max-<br />
Reger-Wettbewerb und ist seither erfolgreich<br />
in der Welt des Lied-, Oratorien- und Operngesangs<br />
unterwegs. »Wenn man zusammen<br />
in der Musik ist, das ist ein Zustand, den kann<br />
man nicht künstlich erzeugen, das gibt’s wirklich<br />
nur in dem Moment«, so Sarah Wegener.<br />
Sie führt eine exzellente Solistenriege an und<br />
Sascha Emanuel Kramer Katja Stuber Werner Güra<br />
meinte Schumann damit geschaffen zu haben.<br />
<strong>Das</strong> abendfüllende Programm ist keine<br />
Oper, Schumann selbst vermied auch den<br />
Begriff »Oratorium« und bezeichnete das fertige<br />
Werk schlicht als »Dichtung«. Heute wird<br />
es als »weltliches Oratorium« eingestuft – und<br />
ist eine Kategorie für sich. Schumann kleidete<br />
die Suche der Peri nach Erlösung in ein<br />
romantisches Orchesterkolorit, bot dem Chor<br />
eine enorme Formenvielfalt und den Solisten,<br />
insbesondere der Hauptfigur, berückend<br />
schöne Gesangspartien.<br />
Sarah Wegener ist eine ideale Peri: Ihrer<br />
»herrlich leuchtenden, so kraftvollen wie farblick<br />
eines betenden Kindes als Opfergabe<br />
darbietet, öffnen sich für die Peri die Pforten<br />
zum Paradies. Der irische Schriftsteller Thomas<br />
Moore ließ sich von dem Orient-Epos zu<br />
seiner Verserzählung »Paradise and the Peri«<br />
inspirieren. Bereits 1822 erschien eine deutsche<br />
Übersetzung im Verlag von Schumanns<br />
Vater, die der junge Robert sicher kannte. <strong>Das</strong><br />
Libretto zu seinem eigenwilligen Werk basiert<br />
auf der Übersetzung eines Studienfreundes<br />
von Schumann, die der poesiebegabte Komponist<br />
selbst überarbeitete und ergänzte: Hier<br />
war der 33-jährige Schumann so recht in seinem<br />
Element und im Zenit seines Schaffens.<br />
wird begleitet vom Originalklang-Ensemble<br />
Le Cercle de l’Harmonie auf historischen Instrumenten.<br />
»Für Schumann passt mein<br />
Orchester perfekt«, sagt sein Gründer, der<br />
französische Dirigent Jérémie Rhorer. »<strong>Das</strong><br />
wird besonders beim Einsatz der Pauken,<br />
der Naturhörner und der Trompeten deutlich.<br />
Sie sind in dieser historischen Form eindeutig<br />
Teil der Komposition aus dem frühen<br />
19. Jahrhundert.«<br />
Dorle Ellmers<br />
<strong>Das</strong> <strong>Magazin</strong><br />
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