Das Magazin MAI / JUN 2022
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Konzerttermin<br />
Mittwoch 08.06.<strong>2022</strong>, 20:00<br />
Wiener Philharmoniker<br />
Andris Nelsons Dirigent<br />
Sofia Gubaidulina Märchen-Poem für Orchester<br />
Dmitrij Schostakowitsch Sinfonie Nr. 9 Es-Dur op. 70<br />
Antonín Dvořák Sinfonie Nr. 6 D-Dur op. 60 B 112<br />
Herausragende<br />
NEUHEITEN<br />
bei Sony Classical<br />
Schostakowitsch jedoch schrieb mit der neunten seine kürzeste<br />
und heiterste Sinfonie. Der erste Satz, normalerweise der längste<br />
und gewichtigste, dauert nur fünf Minuten und wirkt mit seiner<br />
fiepsenden Piccoloflöte und den ostinaten Zweiton-Fanfaren der<br />
Posaune fast frivol. Erneut sehr ausgelassen gibt sich das Presto-<br />
Scherzo, ebenso das Finale, das mit einem furiosen Geschwindmarsch<br />
endet. Natürlich hörte die staatlich gelenkte Musikkritik<br />
die Sinfonie mit Befremden: »<strong>Das</strong> ganze Volk umjubelt unseren<br />
genialen Führer, Genosse Stalin. Schostakowitsch dagegen ist ein<br />
hässlicher Zwerg. Auf wen zählte er, als er in seiner neunten Sinfonie<br />
den leichtsinnigen Yankee darstellte, statt das Bild des siegreichen<br />
sowjetischen Menschen zu schaffen?« Schostakowitsch<br />
geriet durch dieses Werk zwar nicht sofort in Bedrängnis, doch die<br />
Neunte spielte sicher eine Rolle, als man ihn 1948 als »Formalisten«<br />
kritisierte und aller Ämter enthob.<br />
Martin Fröst Night Passages<br />
Im Trio mit Pianist Roland Pöntinen und Bassist Sébastien<br />
Dubé unternimmt Klarinettist Martin Fröst eine nächtliche<br />
Reise durch das Mystische, Melancholische, Verspielte und<br />
Tiefgründige. Mit Musik von Bach bis Chick Corea, von<br />
Scarlatti zu Folksongs.<br />
martinfrost.se | Erhältlich ab 22.4.<br />
Zum Schluss präsentieren Andris Nelsons und die Wiener Philharmoniker<br />
noch ein unpolitisches Werk, das sich ohne Hintergedanken<br />
hören lässt. Wirklich unpolitisch? Vielleicht nicht ganz. Antonín<br />
Dvořák schrieb seine sechste Sinfonie für Hans Richter, der damals<br />
in Wien die philharmonischen Konzerte leitete. Die für Dezember<br />
1880 geplante Uraufführung musste jedoch nach einer Durchspielprobe<br />
abgesagt werden, angeblich wegen Arbeitsüberlastung des<br />
Orchesters. Der Komponist kannte allerdings die wahren Motive:<br />
Sie lagen in der zunehmenden Voreingenommenheit des Wiener<br />
Publikums und auch der Philharmoniker gegen Kompositionen mit<br />
»slawischem Beigeschmack«. Dabei hatte Dvořák ja gerade erst<br />
kurz zuvor mit seinen »Slawischen Tänzen« einen ersten internationalen<br />
Erfolg gefeiert. Doch danach trat die sogenannte Taaffe-<br />
Stremayrsche Sprachenverordnung in Kraft – sie erlaubte den<br />
Tschechen beim Verkehr mit Behörden den Gebrauch des landeseigenen<br />
Idioms. Dadurch sah die deutschsprachige Minderheit in<br />
Böhmen ihre Vorrechte bedroht, und auf beiden Seiten entstand<br />
eine nationalistisch aufgeheizte Stimmung, die rasch auch die<br />
Hauptstadt des Habsburgerreichs erfasste.<br />
Sie verhinderte allerdings nicht die rasche Durchsetzung der<br />
Sechsten: Ihre Uraufführung wurde einfach nach Prag verlegt, und<br />
kurz darauf genoss man die Sinfonie bereits in einem halben Dutzend<br />
europäischer Länder. Sie begeisterte im ersten Satz durch<br />
kunstvolle Themenverarbeitung und fesselnde Orchestereffekte,<br />
im langsamen zweiten durch warme, schwelgerische Klänge und<br />
üppige melodische Erfindung. Am deutlichsten folkloristisch geprägt<br />
sind die Sätze drei und vier: zunächst ein Scherzo, das schon<br />
im Untertitel den schnellen böhmischen Volkstanz »Furiant« nennt,<br />
dann das Finale mit seinem erneut volkstümlich-tänzerischen Seitenthema.<br />
Dvořák war zwar »Gott sei Dank kein fanatischer Böhm«<br />
(so sein Freund Johannes Brahms), beharrte aber darauf, »dass ein<br />
Künstler auch ein Vaterland hat, für welches er eben auch einen<br />
festen Glauben und ein warmes Herz haben muss.« Politik und<br />
Kunst wollte er nach Möglichkeit voneinander fernhalten – doch<br />
ganz gelingen konnte ihm das nicht. Jürgen Ostmann<br />
Yo-Yo Ma, Leonidas Kavakos & Emanuel Ax<br />
Beethoven for Three<br />
Die drei befreundeten Musiker spielen Beethovens ikonische<br />
Sinfonien in spannenden Trio-Bearbeitungen: Die 2. Sinfonie in<br />
der Bearbeitung von Ferdinand Ries und die berühmte 5. Sinfonie<br />
in einer ganz neuen Bearbeitung von Colin Matthews.<br />
Rachel Willis-Sørensen Rachel<br />
<strong>Das</strong> erste Album der amerikanischen Sopranistin mit Arien<br />
aus Verdis La Traviata, Otello und Il Trovatore, Dvořáks<br />
Lied an den Mond, dem Vilja-Lied von Lehár, Mozarts<br />
Don Giovanni, Puccinis La Bohème und dem Duett<br />
O Soave fanciulla mit Jonas Kaufmann.<br />
SONYCLASSICAL.DE<br />
leonidaskavakos.com<br />
rachelwillissorensen.com | Erhältlich ab 8.4.