Das Magazin MAI / JUN 2022
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Cantando Admont<br />
Tonwolke<br />
trifft<br />
Klangteppich<br />
Ein Vokalensemble der Spitzenklasse<br />
trifft auf das traditionsreiche<br />
Concertgebouworkest<br />
Cantando Admont und das Concertgebouworkest – ein noch junges<br />
Vokalensemble (der Spitzenklasse) trifft eines der traditionsreichsten<br />
und weltbesten Sinfonieorchester. Die Spezialität der Sängerinnen<br />
und Sänger: Sie spannen in ihren Programmen einen Bogen über viele<br />
Jahrhunderte der Musikgeschichte, konfrontieren Alte mit neuester<br />
Musik. So auch bei ihrem Kölner Auftritt: Er beginnt mit Cristóbal<br />
de Morales, dem ersten international erfolgreichen spanischen Komponisten<br />
der Musikgeschichte. Im 16. Jahrhundert waren seine Messen<br />
und Motetten in allen katholischen Ländern Europas und sogar in<br />
Lateinamerika weit verbreitet. Berühmt wurden daneben auch seine<br />
Vertonungen der Klagelieder des Propheten Jeremia. Diese Dichtungen<br />
beziehen sich eigentlich auf die Zerstörung Jerusalems im Jahr<br />
586 v. Chr., werden aber in christlicher Tradition mit dem Leiden und<br />
Sterben Jesu in Beziehung gesetzt und in der Karwoche gesungen.<br />
Morales‘ Trauergesänge erzeugen mit ihren langen Phrasen und sparsam<br />
eingesetzten Dissonanzen eine enorm intensive, spannungsvolle<br />
Atmosphäre.<br />
Erst 2016 von der Dirigentin Cordula Bürgi gegründet debütierte Cantando<br />
Admont schon zwei Jahre später mit Beat Furrers Musiktheaterstück<br />
»Begehren« bei den Salzburger Festspielen. Danach kooperierte<br />
das Ensemble noch mehrfach mit dem in Österreich lebenden Schweizer<br />
Komponisten, der nun etwas ganz Neues für die Gruppe geschrieben<br />
hat. Was ist über Furrers aktuelles Werk bekannt? Nur so viel, dass<br />
es mit Texten aus »Eisejuaz« zu tun hat, dem grandiosen, erst 2017 ins<br />
Deutsche übersetzten Roman der Argentinierin Sara Gallardo. Dessen<br />
Protagonist aus dem Volk der Matacos erzählt seine dramatische Geschichte<br />
in einer ganz und gar ungewöhnlichen Sprache. Sie ist geprägt<br />
vom Denken und der Ausdrucksweise seiner indigenen Kultur<br />
und eröffnet eine neue, nie erlebte Wahrnehmung der Welt.<br />
Eingebettet sind die beiden Vokalwerke zwischen bedeutende Orchesterkompositionen<br />
des vergangenen Jahrhunderts. György Ligetis<br />
Stück »Atmosphères« ist bereits ein Klassiker der Moderne und einem<br />
Millionenpublikum bekannt: Vom US-amerikanischen Regisseur<br />
Stanley Kubrick 1968 ohne Wissen des Komponisten für den Soundtrack<br />
des Films »2001: Odyssee im Weltraum« gekapert, begleitet es<br />
44 <strong>Das</strong> <strong>Magazin</strong>