31.03.2022 Aufrufe

Das Magazin MAI / JUN 2022

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

den einsamen Astronauten Dave Bowman in einem Farbenrausch aus<br />

verfremdeten Landschaften und Sternenbildern in die Unendlichkeit.<br />

Den Eindruck einer vollkommen fremdartigen Musik erzielte Ligeti<br />

sieben Jahre zuvor durch die Übereinanderschichtung von bis zu 87<br />

selbständigen, teils kanonartig verschobenen Orchesterstimmen. <strong>Das</strong><br />

Gehör kann ihre Konturen nicht mehr voneinander trennen und vermittelt<br />

nur noch den Eindruck einer in sich oszillierenden Klangballung.<br />

Oder einer Kollision verschiedenfarbiger Wolken, die, innerlich<br />

kaum merklich bewegt, im Ganzen dennoch ihre Gestalt verändern<br />

und sich durchdringen, vermischen.<br />

orientalischer Teppiche, hatte diese antiken Textilfragmente im Pariser<br />

Louvre gesehen und war begeistert von ihrer unvollkommenen Symmetrie.<br />

Ihre Muster, deren Formen und Farben sich nie exakt wiederholten,<br />

regten ihn an, etwas Ähnliches mit Tönen zu versuchen. Wie<br />

stets in seiner Musik vermied Feldman auch in »Coptic Light« das Offensichtliche,<br />

leicht Durchschaubare. Die kleinen, subtilen Variationen<br />

waren es, die ihn interessierten. Jürgen Ostmann<br />

Dann Otto Ketting – der einstmals meistgespielte niederländische<br />

Komponist ist im heutigen Konzertleben kaum mehr präsent. Und<br />

doch hat er uns noch viel zu sagen, findet der Komponist und Musikwissenschaftler<br />

Elmer Schönberger, der soeben eine Biographie<br />

seines 2012 verstorbenen Kollegen veröffentlicht hat. Er hatte Kettings<br />

Musik 1973 bei einem Konzert im Amsterdamer Concertgebouw kennengelernt.<br />

Der »Pas de deux« stand damals auf dem Programm und<br />

bescherte dem jungen Musikstudenten ein Erlebnis, an das er sich fast<br />

ein halbes Jahrhundert später noch lebhaft erinnerte: »körperlich wie<br />

Strawinsky, raffiniert wie Webern, direkt wie Jazz«, so seine prägnante<br />

Einordnung des Stücks. Dabei war Ketting, als er es 1961 schrieb,<br />

selbst gerade erst 25 Jahre alt, absolvierte gerade ein Aufbaustudium<br />

bei Karl Amadeus Hartmann in München. »Die Tatsache, dass der<br />

Junge nur zwei Jahre älter war als ich, als er sich all diese aufregenden<br />

Noten ausdachte, war für mich unvorstellbar. Und das ist sie immer<br />

noch.«<br />

Was unterscheidet eigentlich ein Orchester von einem Klavier? Vor<br />

allem die Tatsache, dass es kein Pedal hat, meinte Jean Sibelius.<br />

Dieses Bonmot nahm der große US-amerikanische Komponist Morton<br />

Feldman zum Anlass, mit satztechnischen Mitteln eben doch ein<br />

Orchesterpedal zu schaffen, das Klänge nachhallen und ineinander<br />

verschwimmen lässt. Neben der Pedal-Idee hatte sein spätes Werk<br />

»Coptic Light« aber noch eine weitere Inspirationsquelle, die schon<br />

im Titel anklingt: Teppiche der koptischen Christen aus der Zeit des<br />

römischen Reichs. Feldman, nebenbei ein leidenschaftlicher Sammler<br />

Concertgebouworkest<br />

Konzerttermin<br />

Samstag, 7. Mai <strong>2022</strong>, 20:00<br />

Cantando Admont<br />

Concertgebouworkest<br />

David Robertson Dirigent<br />

György Ligeti Atmosphères für großes Orchester<br />

Cristóbal de Morales Zain.<br />

»Candidiores nazarei eius nive« für fünf Gesangsstimmen<br />

aus: Lamentationi di Morales für vier, fünf und sechs Gesangsstimmen<br />

Beat Furrer Neues Werk – Deutsche Erstaufführung<br />

Kompositionsauftrag von ACHT BRÜCKEN | Musik für Köln, gefördert durch die<br />

Ernst von Siemens Musikstiftung, und das Concertgebouworkest<br />

Otto Ketting Pas de deux für Blasorchester<br />

Morton Feldman Coptic Light für Orchester<br />

<strong>Das</strong> Konzert wird für einen Stream auf philharmonie.tv aufgezeichnet. Der<br />

Stream wird unterstützt von JTI. Der Sendetermin wird später bekannt gegeben.<br />

Kottmair Architekten unterstützen ACHT BRÜCKEN | Musik für Köln.<br />

<strong>Das</strong> <strong>Magazin</strong><br />

45

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!