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vsao Journal Nr. 2 - April 2022

Tier - Ein ambivalentes Verhältnis Pneumologie Lufthygiene als Erfolgsfaktor Allergene - Die Gesichter der Ekzeme Politik - Qualitätsentwicklung – amtlich verfügt

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Perspektiven<br />

Abbildung 1. Klinische Ekzemstadien. a: Erythematöse Phase; b: Vesikulobullöse Phase; c: Krustöse Phase; d: Squamöse Phase; e: Lichenifizierte Phase.<br />

Basisbehandlung<br />

Die Behandlungsstufen schliessen sich<br />

nicht gegenseitig aus, können kombiniert<br />

werden, und aufgrund der rein morbostatischen<br />

Effekte der Behandlungen muss<br />

zwischen ihnen oftmals hin und her gewechselt<br />

werden bzw. müssen sie wiederholt<br />

angewandt werden. Nur die Basisbehandlung<br />

soll kontinuierlich durchgeführt<br />

werden! Das bedingt, dass sie sich<br />

gut anfühlen muss, wenn wir vom Patienten<br />

einfordern, dass er sie kontinuierlich<br />

durchführt – die Basistherapie muss also<br />

personalisiert werden! Die Beschreibung<br />

der spezifischen Pflegeprodukte sprengt<br />

den Rahmen dieses Reviews, und ist eine<br />

der Kernkompetenzen des dermatologisch<br />

tätigen Facharztes. Je nach individuellem<br />

Empfinden des Patienten und ev.<br />

vorliegender kontaktallergischer Komorbiditäten<br />

können Pflegeprodukte auf<br />

Harnstoffbasis, Glycerin-, Milchsäure-,<br />

Vaseline-, Ceramid oder andere Basis erfolgen.<br />

Für Harnstoff / Urea, einem natürlichen<br />

Bestandteil des natural moisturizing<br />

factors der Haut, liegen sehr gute Untersuchungsresultate<br />

hinsichtlich Reduktion<br />

des Wasserverlustes, der Trockenheit,<br />

Rötung und Juckreiz vor, und sogar das<br />

Hautmikrobiom soll sich unter Harnstoff<br />

weg von den prädominanten Staphylokokken<br />

hin zum normalisiertem, vielfältigerem<br />

Mikrobiom entwickeln. Häufig<br />

wird jedoch die Erfahrung gemacht, dass<br />

gerade im Kindesalter oder bei stark xerotischer<br />

Komponente Urea-haltige Produkte<br />

initial nicht gut vertragen werden (stinging<br />

effect), hier können andere Topika<br />

eingesetzt werden. Die wichtigste Erkenntnis<br />

jeder Basistherapie: mindestens<br />

1 x täglich durchführen, sich Zeit nehmen,<br />

und vor allem GENUG auftragen. Das<br />

heisst auch für uns Ärzte: GENUG verschreiben!<br />

Eine tägliche Ganzkörpertherapie<br />

bei einem erwachsenen Patienten<br />

bedingt, ein Rezept über ca. 300 gr / Woche<br />

zu verschreiben. Leider werden diese<br />

Mengen nur selten verschrieben, noch<br />

seltener von den Krankenkassen übernommen,<br />

und schliesslich auch leider von<br />

den Patienten nicht regelmäs sig angewandt.<br />

Dabei ist es erwiesen, dass die<br />

Basistherapie, eine angepasste Hygiene<br />

(nicht zu häufiges Duschen), der (zurückhaltende)<br />

Einsatz eines Syndet als Seifenersatz,<br />

sowie die Wahl wenig irritierender<br />

Kleidungsstücke (Seidenunterwäsche besser<br />

als Baumwolle, synthetische Stoffe<br />

oder gar Wolle) bereits dazu führen, dass<br />

häufig auf Kortikosteroide verzichtet werden<br />

kann. Darüber hinaus mehren sich<br />

Studienhinweise, dass die tägliche Ganzkörperbehandlung<br />

von Risikosäuglingen<br />

(Risiko für AD bei vorbelasteten Eltern)<br />

mit Ölbädern oder Öl in Wasser Emulsionen<br />

ab der 1. Lebenswoche im Sinne einer<br />

Primärprävention zu einer singifikanten<br />

Reduktion von Ekzemerkrankungen im<br />

späteren Leben führt.<br />

Antientzündliche / antimikrobielle<br />

Lokaltherapie<br />

Kommt es trotz sorgfältiger Basistherapie<br />

zu einem entzündlichen Schub (lokal oder<br />

generalisiert), so ist der Einsatz eines Klasse<br />

II-IV topischen Kortikosteroides (TCS)<br />

gerechtfertigt, wobei es ausserhalb des<br />

Gesichtsbereiches (Klasse II) in der Regel<br />

besser ist, kurz und heftig ein starkes Kortikosteroid<br />

einzusetzen, als überlang ein<br />

schwaches. Je nach Ekzemphase sollten<br />

als Galenik eine Lotion, Creme oder Salbe<br />

verwendet werden, Hersteller und Produkte<br />

gibt es unzählige, am besten arbeiten<br />

Grundver sorger mit einer kleinen Palette<br />

an Produkten, die sie gut kennen. Eine<br />

typische Verschreibung für einen Ekzemschub<br />

beim Erwachsenen bedingt<br />

eine ordentliche Menge an TCS: pro Prozent<br />

befallene und zu therapierende Haut<br />

muss pro Tag (bei Einmalanwendung) ca.<br />

0.2 g angewandt werden. Bei 40 % KOF Befall<br />

also 8 g / Tag, bei einer Dauer von 10<br />

Tagen Behandlung also ca. 80 g TCS. Nach<br />

einer Therapiedauer von typischerweise<br />

7 – 14 Tagen (täglich) kann eine proaktive<br />

Dauertherapie erfolgen für mindestens<br />

2 Monate mit 1 – 2 × / Woche topische Steroidanwendung<br />

auf die abgeheilten Herde.<br />

Unter dieser sekundärprophylaktischen<br />

Anwendung werden – v. a. bei sorgfältiger<br />

Basistherapie – weniger Rezidive,<br />

und über den längeren Verlauf gesamthaft<br />

weniger topische Steroide auf die Haut<br />

aufgetragen bei Patienten mit chronisch-rezidivierender,<br />

aktiver AD und reaktiver<br />

Steroidgabe. Die Steroidtherapie<br />

erfolgt zusätzlich zur Basistherapie, die<br />

Patienten müssen darauf aufmerksam gemacht<br />

werden, dass sie > 1 h / Tag für die<br />

Hautpflege aufwenden müssen. Bei<br />

Nicht-Beherrschen der (ausgedehnten)<br />

Entzündungsherde ist eine ambulante Betreuung<br />

mittels Tuchtherapie in vielen<br />

dermatologischen Zentren möglich und<br />

sinnvoll. Topische Calcineurininhibitoren<br />

(TCI) können TCS in vielen Situationen ersetzen,<br />

auch hier sollen fettigere Galeniken<br />

bevorzugt an trockenen Hautstellen<br />

eingesetzt werden. Bei nicht genügender<br />

Krankheitskontrolle kann auf TCS umgestiegen<br />

werden.<br />

Lichttherapie<br />

Falls die Basistherapie und die topische<br />

antientzündliche Therapie nicht zum gewünschten<br />

Erfolg führen, oder aufgrund<br />

der starken Ausprägung / Ausdehnung<br />

nicht mehr möglich sind, kann eine Kombination<br />

mit der Lichttherapie, in der Regel<br />

UVB311nm, bei einer Dermatologin<br />

oder am Spital eine deutliche Verbesserung<br />

des Hautzustandsbildes mit sich<br />

bringen. Zeitlich ist mit wöchentlich idealerweise<br />

3 Sitzungen (Aufenthaltsdauer<br />

beim Dermatologen kurz, ca. 2 – 5 Min.)<br />

über ca. 8 – 12 Wochen zu rechnen, eine Ferienunterbrechung<br />

ist möglich in Absprache<br />

mit dem behandelnden Dermatologen.<br />

Einen besonders grossen Stellenwert<br />

hat die Lichttherapie bei den Hand- /Fussekzemen,<br />

dort wird mit Erfolg v. a. die<br />

Hand- / Fuss-Bade-PUVA Therapie eingesetzt<br />

mit gleichem Rhythmus wie die<br />

UVB311nm Therapie. Rund 2 /3 der Patienten<br />

profitieren deutlich von der Lichttherapie<br />

mit oft längerer Wirkungsdauer als<br />

mit TCS. Auch hier ist die Basistherapie<br />

(mit-)entscheidend für den langanhaltenden<br />

Erfolg.<br />

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2/22 <strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong>

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