O+P Fluidtechnik 5/2022
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HYDRAULIKTANKS<br />
FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG PEER REVIEWED<br />
3. HYDRAULIKTANKMODELL NACH DEM<br />
STAND DER TECHNIK<br />
Der Hydrauliktank ist ein wesentlicher Anlagenteil von Hydrauliksystemen<br />
und wird entsprechend seiner Funktionen, welche in<br />
der Einleitung genannt wurden, modelliert. Die verfügbaren Hydrauliktankmodelle<br />
werden auf Basis der Anforderungen, der erforderlichen<br />
Genauigkeit und des Aufwands der Simulation angewendet.<br />
Diese Funktionen sind in handelsüblicher Software für<br />
Hydrauliksysteme zu finden; wie beispielsweise Simcenter AME-<br />
Sim 15.2 /AME15/ oder DSHplus 3.9 /DSH39/, die jeweils das Produkt<br />
von SIEMENS bzw. der FLUIDON GmbH sind. Die Grundgleichung<br />
des Hydrauliktanks beruht auf seiner Hauptaufgabe, dem<br />
Volumenstromausgleich. In diesem Fall hat der Tank zwei Anschlüsse<br />
(s. Bild 02). Das Ölvolumen im Tank variiert in Abhängigkeit<br />
von der Zeit aufgrund der unterschiedlichen Zu- und Abflüsse,<br />
was zur zeitabhängigen Änderung des hydrostatischen Drucks am<br />
Boden des Tanks und folglich zur Änderung des Auslassdrucks<br />
führt. Die den Tank beschreibende Gleichung liest den relativen<br />
Tankdruck p Tank<br />
als konstanten Parameter (atmosphärisch oder anderweitig)<br />
sowie die Volumenströme am Ein- und Auslass als Eingangsvariablen<br />
ein, überwacht demzufolge den Ölstand H und berechnet<br />
den Auslassdruck p Aus<br />
. Unter der Annahme, dass das Öl inkompressibel<br />
ist, wird der Auslassdruck nach Gl. 3–1<br />
oder seine zeitliche Ableitung im transienten Fall nach Gl. 3–2<br />
berechnet. Die zeitliche Ableitung des Ölstands lässt sich gemäß<br />
Gl. 3–3 aus den Ölvolumenströmen und dem Querschnitt des<br />
Tab. 01: Einflussgrößen und berücksichtigte Parameterbereiche<br />
Einflussgrößen<br />
Zielgröße<br />
Füllhöhe<br />
H [mm]<br />
eingehende Ölgeschwindigkeit<br />
v Öl,Ein<br />
[m/s]<br />
Ölvolumenstrom<br />
Q Öl<br />
[l/min]<br />
eingehender Luftanteil<br />
a Luft,Ein<br />
[-]<br />
Öldichte<br />
ρ Öl<br />
[kg/m 3 ]<br />
kinematische Viskosität des Öls<br />
v Öl<br />
[mm 2 /s]<br />
Luftdichte<br />
ρ Luft<br />
[kg/m 3 ]<br />
Blasendurchmesser<br />
d B<br />
[mm]<br />
ausgehender Luftanteil<br />
a Luft,Aus<br />
[-]<br />
Untergrenze<br />
237 441<br />
2 4<br />
121,4 481,5<br />
0 0,1<br />
800 1000<br />
5,5 320<br />
1,059 1,204<br />
0,01 0,1<br />
Tanks A Tank<br />
berechnen, wobei positive Werte eines Volumenstroms<br />
stets in den Tank einfließendes Öl repräsentierten.<br />
Somit entspricht der Tank einem Volumenknoten in Bezug auf<br />
das Bild 01.<br />
Für eine Temperaturbetrachtung des Tanks, kann dem Tankmodell<br />
die zeitliche Veränderung der Fluidtemperatur aufgrund<br />
der Änderung der Enthalpie unter Verwendung der Energiegleichung<br />
hinzugefügt werden /AME15/; /Bau01/; /DSH39/. Die<br />
Energiegleichung umfasst dann die temperatur- und druckabhängige<br />
Dichte und die Wärmekapazität des Fluids /AME15/.<br />
Ein erweitertes Berechnungsmodell zur dynamischen Berechnung<br />
fester Partikel in einem Hydrauliksystem wurde von Dombrowski<br />
/Dom14/ vorgestellt. Er entwickelte die Grundkonzepte<br />
in Form mathematischer Gleichungen für die möglichen Partikelquellen<br />
und Partikelsenken, einschließlich des Tanks als Absetzbecken<br />
in <strong>Fluidtechnik</strong>systemen.<br />
In diesem Beitrag wird eine Methode zur Modellierung der komplexen<br />
Luftabscheidefunktion von Hydrauliktanks vorgestellt, damit<br />
das entwickelte Modell zu den Tankmodellen nach dem Stand<br />
der Technik hinzugefügt werden kann. Hierfür wurde ein DIN-Hydrauliktank<br />
in Betracht gezogen. Die unterschiedlichen Größen,<br />
Positionen oder Einbauten ergeben einen neuen Tank, der die Entwicklung<br />
seines spezifischen Tankmodells erfordert.<br />
4. KONZEPT DES LUFTABSCHEIDUNGSMODELLS<br />
Bisher wurde ein Hydrauliktank anhand der in Abschnitt 3 beschriebenen<br />
Gleichungen modelliert. Zur Abbildung der Luftabscheidung<br />
in einem Hydrauliktank fehlen jedoch Modelle in der<br />
eindimensionalen Simulation. Die Grundlagen der Systemfunktionen,<br />
die bisher diskutiert wurden, können durch einfache physikalische<br />
Berechnungsgleichungen beschrieben werden.<br />
Die Luftabscheidung in einem Tank ist jedoch<br />
sehr komplex, sodass eine physikalische Beschreibung<br />
des Verhaltens des Systems nicht möglich ist.<br />
Obergrenze<br />
Es existiert eine Vielzahl von Wechselwirkungen,<br />
die bei der Modellierung berücksichtigt werden<br />
müssen. Dies schließt die Impulsgleichung der Ölströmung<br />
in Bezug zu den Blasen bzw. die Interaktionen<br />
zwischen den Blasen und dem Ölfilm zwischen<br />
den Blasen ein. Zur Modellbildung ist deshalb<br />
die Verwendung einer empirischen Methode<br />
zur Untersuchung des Verhaltens des Systems und<br />
die Anpassung eines mathematischen Modells an<br />
die Systemantworten bei den Parametervariationen<br />
zielführend. Die Systemantworten werden<br />
durch praktische Experimente oder CFD-Simulationen<br />
erzeugt. Als Ergebnis dieser Modellierung<br />
wird die ganze Strömung im Tank als System<br />
durch eine mathematische Gleichung ersetzt. Die<br />
Ein- und Ausgänge des Systems werden als Einund<br />
Ausgänge der Gleichung angesehen.<br />
Ein Hydrauliktank ist eine Komponente, die<br />
zwischen anderen Komponenten eines Hydrauliksystems<br />
liegt. So sind der Einlass und der Auslass<br />
des Tanks jeweils der Aus- und Eingang der<br />
angeschlossenen Komponenten. Intern verhält<br />
sich der Tank wie ein größenvariabler Volu-<br />
30 <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>2022</strong>/05 www.oup-fluidtechnik.de