Ausgabe 3 (April 2022) | FNG-Magazin
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Gesundheit<br />
STRESS UND<br />
STRESSMANAGEMENT<br />
Was ist Stress überhaupt?<br />
Es gibt vielerlei Definitionen und Betrachtungsweisen des Stressbegriffs. Eine allgemeingültige Definition,<br />
die man häufig insbesondere in der psychologischen Literatur findet, lautet wie folgt:<br />
„Stress ist ein subjektiv intensiv unangenehmer Spannungszustand, der aus der Befürchtung entsteht, dass eine stark aversive, zeitlich<br />
nahe (oder bereits eingetretene) und lang andauernde Situation sehr wahrscheinlich nicht vollständig kontrollierbar ist, deren Vermeidung<br />
aber subjektiv wichtig erscheint“.<br />
Stress ist also ein unangenehmer Zustand, der jedoch stark durch<br />
unsere subjektive Wahrnehmung entsteht. Stress kann durch äußere<br />
und sichtbare Belastungen, wie Lärm, Zeitdruck oder toxische<br />
Stoffe entstehen. Stress kann jedoch auch durch internale<br />
Belastungen, die innerhalb der Person liegen aufkommen. Beispielsweise<br />
durch Angst vor Misserfolgen, schwierigen Aufgaben,<br />
negativen Glaubenssätzen oder kognitiven Konflikten. Auch<br />
soziale Faktoren stellen häufig Stressoren dar, wie zum Beispiel,<br />
Konflikte mit Familienmitgliedern oder Kollegen, ein schlechtes<br />
Betriebsklima, Isolation oder fehlende Anerkennung.<br />
Chronische, belastende Stresszustände führen zur Beeinträchtigung<br />
des psychischen Wohlbefindens und können sowohl psychische<br />
als auch physische Krankheiten begünstigen.<br />
Kurzer Stress ist wichtig,<br />
chronischer Stress ist gefährlich<br />
Kurzandauernder Stress in Form von körperlichen Reaktionen<br />
auf äußere Reize und Belastungen ist überlebensnotwendig. Die<br />
wichtigste Rolle spielt dabei das Stresshormon namens Cortisol.<br />
Wenn Cortisol fehlt, können wir nicht mit körperlichem Stress<br />
umgehen. Daher ist es in geringer Dosis und in kurzen Schüben<br />
lebensnotwendig. Zum Problem wird Stress jedoch, wenn er<br />
chronisch ist und das Cortisol nicht mehr abgebaut wird. Ohne<br />
kurzanhaltende Stressreaktionen unseres Körpers, könnten wir<br />
nicht überleben. Ist unser Stresslevel jedoch dauerhaft erhöht<br />
können Krankheiten entstehen. Sowohl auf physiologischer als<br />
auch auf psychologischer Ebene hat chronischer Stress negative<br />
Auswirkungen. Das Stresssystem ist sehr komplex. Gehirn,<br />
Immunsystem, Zellen, Darm, Muskulatur, Gefäße, parasympathisches<br />
und vegetatives Nervensystem sind alle miteinander verbunden<br />
und stehen in wechselseitiger Beziehung zueinander.<br />
Disstress und Eustress<br />
(„schlechter“ und „guter“ Stress)<br />
Von Eustress spricht man, wenn ein Stressor im Körper zwar<br />
Stressreaktion auslöst, diese aber nicht als Bedrohung, sondern<br />
als Herausforderung wahrgenommen werden und als etwas<br />
positives interpretiert werden. Eustress spornt uns zu höherer<br />
Leistung an und sorgt häufig für Motivation, Antrieb und Erfolgserlebnisse.<br />
Bei Disstress hingegen fühlt sich der Betroffene hilflos,<br />
überfordert und erfährt all die negativen körperlichen Auswirkungen<br />
im Körper, die im nächsten Abschnitt genauer erläutert<br />
werden.<br />
Allerdings gibt es keine genaue Trennlinie zwischen positivem<br />
und negativem Stress. Festzuhalten ist, dass die Interpretation,<br />
ob ein Stressor positiv oder negativ ist, stark subjektiv ist und<br />
häufig von vergangenen Erfahrungen geprägt wird.<br />
Auswirkungen von<br />
chronischem Stress auf unseren Körper<br />
Die Studienlage zeigt ziemlich eindeutig, dass wir Menschen heute<br />
sehr viel mehr negativen (chronischen)Stress erleben, als vor<br />
30 Jahren. Höhere gesellschaftliche Ansprüche, weniger Freizeit,<br />
erhöhter Termindruck, zunehmende Technologien, Reizüberflutung<br />
und mangelnde Work Life Balance, sorgen dafür, dass wir<br />
vermehrt subjektiven Stress erleben. Obwohl unsere Lebensmittelversorgung,<br />
unser Wohlstand und die Infrastruktur so gut<br />
wie noch nie zuvor sind, herrscht ein enorm hoher Stresspegel in<br />
unserer Gesellschaft.<br />
Das physiologische Stresssystem ist so alt wie der Mensch<br />
selbst. Früher wurden wir von gefährlichen Tieren angegriffen<br />
und waren einem Nahrungsmangel oder langen Durststrecken<br />
ausgesetzt. Die damaligen Stressoren sind das Äquivalent zu<br />
dem modernen Stress von heute: Stau, Streit mit Kollegen, Termindruck<br />
oder unbeantwortete E-Mails. Unser Körper reagiert<br />
noch genauso wie damals auf den Stress, indem er das Stresshormon<br />
Cortisol ausschüttet, und unseren Puls und den Blutdruck<br />
in die Höhe treibt. Zudem sorgt Stress für einen Anstieg<br />
des Blutzuckerspiegels. Das war damals wichtig, da wir nur mit<br />
erhöhtem Blutzuckerspiegel effizient jagen oder dem Stressor<br />
entkommen konnten. Das Problem ist jedoch, dass wir uns heute<br />
deutlich weniger bewegen und uns zusätzlich ungesund und<br />
hochkalorisch ernähren. Das wiederum führt dazu, dass Cortisol<br />
von unserem Körper nicht mehr vollständig abgebaut wird und<br />
in der Blutbahn dauerhaft vorhanden bleibt. Des Weiteren mangelt<br />
es vielen Menschen an effektiven Bewältigungsstrategien<br />
den Stress wieder abzubauen. Das kann im schlimmsten Fall zu<br />
chronisch erhöhten Cortisolwerten im Blut führen.<br />
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