Ausgabe 3 (April 2022) | FNG-Magazin
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Ernährung<br />
DIE KRAFT DER NATUR<br />
SEKUNDÄRE PFLANZENSTOFFE<br />
Das Wissen um die so genannten sekundären Pflanzenstoffe (Phytochemicals) ist noch relativ jung. Besondere Bedeutung kommt dabei<br />
den zu den Polyphenolen gehörenden Flavonoiden zu. Diese wasserlöslichen Substanzen finden sich in Obst, Gemüse, Gewürzen,<br />
aber – und das ist die erfreuliche Nachricht – auch in Genussmitteln wie Wein und Tee.<br />
Ein echtes „französisches Paradoxon“<br />
Natürlich ist das zur Verfügung stehende Datenmaterial zu sekundären<br />
Pflanzenstoffen im Vergleich zu den nutritiven Nährstoffen<br />
noch ein wenig dürftig, aber es gibt berechtigte Hoffnung,<br />
dass vor allem das Herz von einer reichlichen Flavonoidzufuhr<br />
(sekunderäre Pflanzenstoffe) profitieren könnte. So kam übrigens<br />
auch der Rotwein zu seinem Ruf als gesundes Genussmittel.<br />
Aufgrund des „french paradox“ gilt Rotwein heute als eine<br />
Art Wundermittel im Kampf gegen den Herzinfarkt, vor allem bei<br />
Rotweintrinkern. Das mag vielleicht etwas übertrieben sein und<br />
schon gar nicht einen literweisen Genuss des Rebensaftes rechtfertigen.<br />
Tatsächlich fielen die Franzosen den Wissenschaftlern<br />
allerdings durch drei bemerkenswerte Faktoren auf, zu denen<br />
auch ihr Rotweinkonsum gehörte: Ein erstens mit allen westlichen<br />
Nationen vergleichbares Risikopotential durch die Ernährung,<br />
eine zweitens trotzdem viel geringere Sterblichkeit durch<br />
Herzinfarkte (Finnland: ca. 1.000 tödliche Herzinfarkte / 100.000<br />
Einwohner * Frankreich: ca. 200) und drittens einen extrem hohen<br />
Rotweinkonsum, der die schädigenden Faktoren der Ernährung<br />
aufzuheben scheint. Zumindest bis zu einem gewissen Grad. Ein<br />
echtes „französisches Paradoxon“ also, das es wert schien, genauer<br />
untersucht zu werden.<br />
Dabei erwies sich Rotwein – übrigens abhängig vom Anbaugebiet<br />
mit großen Unterschieden – als eine wahre Flavonoid-<br />
Schatzkammer. Vom Querzetin bis zum Resveratrol finden sich<br />
die sekundären Pflanzenstoffe nicht nur in großer Menge, sondern<br />
auch in bemerkenswerter Vielfalt. Trotz dieser Vorzüge ist<br />
regelmäßig zu hoher Alkoholkonsum allerdings nach wie vor<br />
nicht nur der Gesundheit sportlicher Menschen abträglich. Mehr<br />
ist in diesem Fall also auf keinen Fall besser. Ein bis zwei Gläser<br />
am Tag dürfen es, müssen es aber natürlich nicht sein, denn die<br />
Natur bietet auch ohne Rotwein reichlich Möglichkeiten, seine<br />
Flavonoidzufuhr hoch zu halten und in den Genuss der antioxidativen<br />
Wirkungen zu kommen.<br />
Five a day<br />
Seit der Forscher Harman 1981 in „The aging process“ auf die Bedeutung<br />
freier Radikaler für den Alterungsprozess hingewiesen hat,<br />
gilt eine großzügige Zufuhr von Antioxidantien als das wirkungsvollste<br />
Mittel im Kampf gegen das Alter und die damit verbundenen<br />
vermehrt auftretenden chronischen Erkrankungen. Der regelmäßige<br />
Verzehr von möglichst frischem Obst und Gemüse ist eine der einfachsten<br />
Möglichkeiten, ein breites Spektrum an antioxidativ wirksamen<br />
Substanzen zu sich zu nehmen. Besonders gute „Lieferanten“<br />
sind Tomaten, Spinat, grüne Bohnen, Broccoli, alle Kohlsorten,<br />
Knoblauch, Mandeln, Erdbeeren, Äpfel, Orangen, Heidelbeeren (reich<br />
an Gerbsäure), Pflaumen und Hamamelis. Immer mehr Anerkennung<br />
findet auch Kakao aufgrund seines hohen Anteils an zu den sekundären<br />
Pflanzenstoffen zählendenden Bioflavonoiden. Allerdings nicht<br />
in Form von Milchschokolade. Mindestens 60% Kakaoanteil sollte<br />
das bevorzugte Produkt schon enthalten. In der Süßwarenabteilung<br />
schaffen das leider nur einige Bitterschokoladen, die zeichnen sich<br />
jedoch durch ihre bemerkenswerten antioxidativen und sogar blutverdünnenden<br />
Eigenschaften aus. Der Geschmack ist für den an<br />
Milchschokolade gewöhnten Gaumen zugegebenermaßen ein wenig<br />
gewöhnungsbedürftig.<br />
Die wichtigste Faustregel lautet jedoch: „Five a day“ - also 5 Portionen<br />
am Tag – sie gilt nicht umsonst mittlerweile als anerkannte<br />
Strategie zur Vorbeugung auch schwerer Erkrankungen wie Krebs.<br />
Gemeint ist damit der über den Tag verteilte Verzehr von 5 Portionen<br />
Obst und Gemüse. Hört sich viel an, ist es aber nicht, denn mit Portion<br />
sind vergleichsweise geringe Mengen gemeint, wie eine Handvoll<br />
Erdbeeren oder Trauben als Zwischenmahlzeit, eine Tomate oder ein<br />
Stück Paprika zum Abendbrot. Eine Gemüsebeilage zur Hauptmahlzeit<br />
sollte für leistungs- und gesundheitsbewusste Seniorensportler<br />
ohnehin obligatorisch sein.<br />
- <strong>FNG</strong> Redaktionsteam<br />
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