Hinz&Kunzt 350 April 2022
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Jan van Aken (61) saß von<br />
2009 bis 2017 für die<br />
Hamburger Linke im Bundestag.<br />
„Jede militärische<br />
Antwort ist falsch.“<br />
Jan van Aken war Biowaffeninspekteur der Vereinten Nationen<br />
und gilt als versierter Kritiker von Waffenlieferungen. Der Friedensaktivist<br />
plädiert für mehr Diplomatie – auch mit Blick auf den Krieg in der Ukraine.<br />
INTERVIEW: BENJAMIN LAUFER<br />
FOTOS: PICTURE ALLIANCE / PHOTOTHEK<br />
Hinz&<strong>Kunzt</strong>: Herr van Aken, wie<br />
schwer ist es, dieser Tage pazifistisch<br />
zu bleiben?<br />
Jan van Aken: Für mich persönlich nicht<br />
schwer. Ich bin kein Radikalpazifist und<br />
finde es völlig in Ordnung, dass sich die<br />
Menschen in der Ukraine mit der Waffe<br />
in der Hand verteidigen. Pazifismus<br />
heißt für mich, dass wir in Deutschland<br />
darüber nachdenken, wie wir sie nichtmilitärisch<br />
unterstützen können. Die<br />
Bilder berühren mich emotional, aber<br />
ich bin ein unglaublich rationaler<br />
Mensch. Deswegen fällt es mir leicht,<br />
die Emotionalität beiseitezuschieben.<br />
Rational betrachtet ist jegliche militärische<br />
Antwort falsch.<br />
Unser Gespräch findet Anfang <strong>April</strong><br />
statt, die Bilder der Gräueltaten von<br />
14<br />
Butscha sind noch ganz frisch.<br />
Sie bleiben dennoch bei Ihrer Haltung,<br />
Waffenlieferungen in die Ukraine<br />
abzulehnen?<br />
Die Bilder gab es ja auch schon vorher,<br />
aus Mariupol. Das ist Krieg, und der ist<br />
grauenvoll. Natürlich haben sich die<br />
Menschen dort über Waffenlieferungen<br />
gefreut – eine Panzerfaust ist für sie<br />
besser als keine Panzerfaust. Aber die