ahoi! norderney Magazin #36
Das Magazin für Norderney Urlauber.
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KARLOTTA
Ich heiße Karlotta und ich bin jetzt auf Spotify und allen anderen Musikstreaming-Plattformen zu
hören. Das habe ich meinem Schulfreund Can Gargiulo zu verdanken, der den Song "Even Closer"
geschrieben und produziert hat. Ich bin auf der Insel geboren und habe schon als Kind immer viel
gesungen zu Hause. Nach dem Wechsel von der Grundschule auf die Kooperative Gesamtschule
bin ich mit Can in eine Klasse gekommen. Er hat schon mit 13 Jahren in der Norderneyer Band "10
Seconds To Midnight" gespielt. Wir haben uns richtig gut angefreundet und ich bin auch manchmal
zu Auftritten und Bandproben gegangen. Wir haben eine ziemlich aktive Musikszene auf Norderney
und es gibt tolle Proberäume in den alten Kellergewölben unter der Schule. Die Jungs von
der Band und alle meine Freunde und Freundinnen wissen natürlich, wie gerne ich singe. Mit Can
habe ich oft rumgeblödelt, dass wir mal zusammen Musik aufnehmen und ich eine richtige Sängerin
werde. Das war immer nur Spaß. Aber als er "Even Closer" halb fertig hatte und der Text stand,
hat er mich gefragt, ob ich Lust hätte, das Stück mal einzusingen. Die ersten Versuche klangen auf
Anhieb schon ganz gut und haben uns beide total motiviert weiterzumachen. Wir haben uns dann
monatelang oft mehrfach in der Woche getroffen, um an dem Song zu arbeiten. So eine Musikproduktion
ist viel anspruchsvoller und aufwändiger als man glaubt. Für meinen Gesang hatte Can ein
richtig gutes Mikrofon besorgt. Ich habe immer maximal eine Strophe gesungen. Manche Stellen
haben wir bis zu 50 oder 60 mal aufgenommen, teilweise weil meine Stimme den Sprung von
hoch zu tief nicht optimal geschafft hat oder weil ich einen Part anders akzentuiert habe, als wir
uns das eigentlich überlegt hatten. Can hat die Instrumente eingespielt und alles am Computer
mit einer speziellen Software zusammengetüftelt. Das ist von vorne bis hinten sein Song, aber ich
freue mich total, dass ich ihn singen darf. Dafür dass wir die ganze Zeit so viel Spaß hatten, haben
wir am Ende ein richtig gutes Ergebnis hinbekommen. Und je besser der Song wurde, desto mehr
haben wir uns gedacht, wenn wir das so feiern, dann sollten wir das auch für andere hochladen.
In den ersten paar Wochen hat "Even Closer" allein bei Spotify schon fast 20.000 Streams. Ich
bin ein bisschen stolz und glücklich, dass wir das durchgezogen haben - und werde hobbymäßig
bestimmt weiter Musik machen. Zurzeit versuche ich mit speziellen Stimmübungen meine
Vocal Range zu erweitern. Am Ulrichsgymnasium in Norden, auf das ich inzwischen gewechselt
bin, gibt es eine Musical AG, bei der ich demnächst mitmachen möchte. Nach der Schule kann ich
mir vorstellen, Erzieherin oder Kunsttherapeutin zu werden. Dabei gäbe es sicher Möglichkeiten,
meine musikalische Ader einzubringen - zum Beispiel mit den Kindern Lieder singen. Ich hatte die
schönste Kindheit auf Norderney, die man sich vorstellen kann - mit ganz vielen Freiheiten, weil
es die Gefahren und Ängste wie in größeren Städten hier kaum gibt. Aber wenn man älter wird,
verändern sich die Bedürfnisse. Es ist immer noch toll, wenn im Sommer viel los ist und man jederzeit
mit Freunden am Strand sitzen und den Sonnenuntergang anschauen kann. Aber mit 17 fühlt
man sich trotzdem manchmal ein bisschen eingesperrt, weil man immer eine Stunde mit der Fähre
fahren muss bis zum Festland. Mal eben einen Tag zum Shoppen nach Groningen oder abends in
einen coolen Club oder irgendwo aufs Konzert oder ins Theater - das funktioniert einfach nicht. Es
bleibt ein Zwiespalt. Ich werde nach dem Abitur die Insel auf jeden Fall erstmal verlassen. Aber ich
glaube auch, dass ich bestimmt irgendwann zurückkommen werde.