ahoi! norderney Magazin #36
Das Magazin für Norderney Urlauber.
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NORBERT
Mein Name ist Norbert Harm und ich bin Norderneyer im Ruhestand. Viele Urlaubsgäste kennen
mich noch von meiner jahrzehntelangen beruflichen Tätigkeit im hiesigen Einzelhandel,
für dessen Verband ich mich bis heute vor Ort auf der Insel und in Ostfriesland mit Freude als
erster Vorsitzender engagiere. Ich interessiere mich privat sehr für den Motorsport und pflege
seit den 1980ern eine große Sammelleidenschaft für Automodelle im Maßstab 1:18 und 1:43.
Insbesondere begeistere ich mich für die Geschichte und die Fahrzeuge von Ferrari. 18 mit Liebe
zum Detail nachgebildete Sportwagen dieses legendären italienischen Automobilherstellers
bilden den Kern meiner insgesamt rund 200 Modelle umfassenden Sammlung. Auf Geschäftsreisen
habe ich regelmäßig Spielzeugläden aufgesucht und nach neuen interessanten Autos
geschaut. Das macht den Reiz aus - das Stöbern, Entdecken und Zusammentragen. Ich bin früher
auch gerne zu Formel-1-Rennen gefahren. Als wir in Hockenheim mal zu einem Empfang bei
Castrol eingeladen waren, parkten 30 knallrote Ferraris vor dem Gebäude. Da konnte ich ganz
nah rangehen und sehr viele Details im Original sehen, was ich an meinen Modellen so bewundere.
Als ich mich 1989 auf Norderney mit meinem Modegeschäft selbstständig gemacht habe,
gehörte die Sammlung natürlich zur Ladendekoration. Da konnte ich Tag für Tag feststellen, wie
groß das Interesse insbesondere der männlichen Kundschaft am Sammeln war. So haben sich
viele gute Gespräche ergeben - und dem Umsatz hat es auch nicht geschadet. Mein Lieblingsauto
ist übrigens kein Ferrari, sondern der ab 1962 gebaute AC Cobra von Carroll Shelby, von dem
ich natürlich auch ein Modell habe. Heute ist meine Sammelleidenschaft ein bisschen abgekühlt
- aber ich erfreue mich jeden Tag an dem, was ich habe. Das Ausscheiden aus dem Berufsleben
hat für mich eine Umstellung bedeutet. Inzwischen habe ich mich gut damit arrangiert und
mache - neben der Zeit für die Familie - sehr viel für mich und meine Gesundheit. Ich laufe jeden
Tag meine 17.000 Schritte, gehe zur Sommerzeit jeden Morgen um halb acht schwimmen, spiele
Golf, spiele Boule - was will ich mehr. Bewegung, Bewegung, Bewegung - dafür ist die Insel
ein idealer Ort und einfach nur wunderschön. Es gibt auf Norderney kaum einen Weg, den ich
nicht kenne. Auf meinen Touren kreuz und quer über die Insel entdecke ich immer wieder neue
Facetten. Man nimmt die Dinge intensiver wahr, wenn man zu Fuß geht. Ich mag besonders den
Zuckerpatt in Richtung Weisse Düne, der - seit er für Fahrräder gesperrt ist - zu einem wunderbaren
Erholungsweg für Wanderer geworden ist. Wenn ich morgens losmarschiere, komme ich
manchmal auch an den bekannten Rentnerbänken vorbei. Dort sitzen immer vier bis fünf ältere
Herren. Ich grüße dann freundlich und halte einen kleinen Plausch, aber länger hinsetzen würde
ich mich nicht - dafür fühle ich mich zu jung. Mit der Distanz zum Beruf hat sich nicht nur mein
Blick auf die Landschaft der Insel verändert. Als Selbstständiger oder Verantwortlicher eines Geschäfts
hat man vieles vor allem durch diese eine Brille gesehen. Das liegt vielleicht in der Natur
der Sache. Heute weiß ich, wie wichtig es ist, die Dinge aus unterschiedlichen Perspektiven zu
betrachten. Auf Norderney findet in vielen Köpfen ein Umdenken statt, wie es zukünftig auf der
Insel weitergehen soll. Diese Diskussionen halte ich für gut und wichtig.