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ahoi! norderney Magazin #36

Das Magazin für Norderney Urlauber.

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Ich heiße Amat und lebe seit 2014 in Deutschland. Urlauber auf Norderney kennen mich vielleicht

von der Düne 13 am Leuchtturm, wo ich seit der Eröffnung 2016 arbeite. Ursprünglich komme ich

aus dem Libanon. Die Hauptstadt Beirut, in der ich geboren und aufgewachsen bin, ist ein wunderschöner

und aufregender Ort. Aber es gibt dort auch viele Konflikte, zum Beispiel zwischen den

Religionen, und auch keine Meinungsfreiheit. In meiner Kindheit war alles gut. Ich bin bis 15 zur

Schule gegangen und habe danach als Bühnentechniker gearbeitet, um Geld zu verdienen. 2011

ist meine Mutter an einer Herzkrankheit gestorben. Danach wurde auch der Krieg in unserem

Nachbarland Syrien immer schlimmer - und viele aus dem Libanon sind dort hingegangen, um zu

kämpfen. Mein Vater ist auch Syrer, aber er hat nie da gelebt. Ich war durch den Krieg ganz durcheinander.

Ich war noch klein, ein Jugendlicher - und ich wusste nicht, was ich tun sollte. Der Druck,

das war alles zu viel für mich. Meine Oma hat mir dann ein bisschen Geld gegeben und mich ermutigt,

aus dem Libanon zu fliehen. Ich bin dann über die Türkei und Griechenland nach Deutschland

gekommen und war zuerst in einem Heim in Meppen im Emsland. Ich kann ganz gut Englisch, aber

ich wollte möglichst schnell Deutsch lernen - die Sprache ist der Schlüssel für alles. Auf dem Handy

gibt es gute Übersetzungsprogramme zum Lernen. Ich habe mir alles selbst beigebracht, vor allem

auch weil ich immer viel gearbeitet und gesprochen habe mit Menschen. Warum soll ich schüchtern

sein? Ich habe von Anfang an versucht, irgendeinen Job zu finden. Zu Hause sitzen und chillen

- das ist nicht mein Ding. 2015 habe ich Jürgen kennengelernt, der hier mit Martina die Düne 13

macht - und er hat mich gefragt, ob ich auf Norderney arbeiten möchte. Seitdem bin in der Saison

von Montag bis Freitag hier - zuerst als Spüler und inzwischen im Service. Am Wochenende

arbeite ich noch in einer Kneipe in Meppen - und im Winter als Paketzusteller bei der Deutschen

Post. Norderney liegt wie meine Heimatstadt Beirut am Meer. Ich fühle mich hier wohl. Nach der

Arbeit bin ich oft echt platt, aber manchmal gehe ich abends noch an den Strand an der Oase oder

trinke irgendwo ein Bierchen mit den Kollegen. Das ist einfach schön. Ich habe immer noch jeden

Tag eine Erinnerung an Beirut in meinem Kopf. Es ist nicht leicht seine Heimat und seine Familie

zu verlassen. Früher habe ich viel libanesische Musik gehört. Jetzt mag ich auch deutsche Sachen

wie Wincent Weiss, Michael Patrick Kelly oder Johannes Oerding. Von dem gibt es ein Lied mit dem

Titel "Heimat" - das sagt viel von dem Gefühl. Ich bin hier in Deutschland angekommen. Auf Norderney

ist alles freundlich. Es hat mir noch nie jemand das Gefühl gegeben, ein Ausländer zu sein.

AMAT

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