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Pro Trafikant 2022

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❚ Staatssekretär a.D. MMag. DDr. Hubert Fuchs im Interview<br />

Handelsspanne & Taba<br />

Das komplizierte Handelsspannensystem für Tabakwaren, verankert im §38 Tabakmonopolgesetz,<br />

bringt für die <strong>Trafikant</strong>en immer weniger Planbarkeit ihrer Einkünfte. Neue <strong>Pro</strong>dukte,<br />

die für einen wachsenden Teil der Raucher zu einem „Umsteigeprodukt“ werden, bringen unter<br />

dem Strich derzeit noch geringere Handelsspannen für die Berufskollegen. Und bei der<br />

E-Zigarette als „Umsteigeprodukt“, wo in der Vergangenheit zumindest eine „Nikotin-Steuer“<br />

für einschlägige <strong>Pro</strong>dukte schon einmal intensiv diskutiert wurde, gibt es überhaupt keine<br />

Mindesthandelsspanne für die <strong>Trafikant</strong>en. Eine bereits 2014 ins Treffen geführter Vorschlag,<br />

den E-Zigarettenvertrieb zumindest für die Nikotin-<strong>Pro</strong>dukte ins Tabakmonopol zu geben, und<br />

so den <strong>Trafikant</strong>en eine gewisse Exklusivität zu verschaffen, wurde von Schwarz, Rot und Grün<br />

abgeschmettert.<br />

<strong>Pro</strong> <strong>Trafikant</strong> spricht mit dem ehemaligen Staatssekretär, Steuerexperten und FPÖ-Finanzsprecher<br />

MMag. DDr. Hubert Fuchs über Preispolitik, Handelsspannen und Steuergerechtigkeit bei Tabakprodukten.<br />

<strong>Pro</strong> <strong>Trafikant</strong> (PT): Warum „hakt“ es jetzt<br />

schon wieder beim aktuellen Handelsspannenmodell<br />

in Österreich. <strong>Trafikant</strong>en<br />

klagen seit Jahren wegen der schwindenden<br />

Spannen, es droht ein neuer Preiskrieg<br />

zwischen den Herstellern und neue<br />

Steuererhöhungen zur Finanzierung der<br />

Corona-Wirtschaftskrise drohen.<br />

STS a.D. MMag. DDr. Hubert Fuchs (HF):<br />

Insgesamt sind Verbrauchssteuern, und das<br />

sind etwa die Alkoholsteuer, die Biersteuer,<br />

die Schaumweinsteuer, die Mineralölsteuer<br />

und die Tabaksteuer sehr „marktsensibel“.<br />

Das gilt national und im EU-weiten Konnex.<br />

Die Schaumweinsteuer musste etwa<br />

wieder ausgesetzt werden, da sie die heimischen<br />

Sektproduzenten gegenüber der<br />

Konkurrenz massiv benachteiligt hat. Und<br />

bei der Mineralölsteuer können wir das<br />

Phänomen des „Tanktourismus“ feststellen<br />

mit allen seine wirtschaftlichen, aber auch<br />

umweltpolitischen Konsequenzen.<br />

PT: In Österreich sind Preispolitik von<br />

Industrie&Großhandel und die Tabaksteuerentwicklung<br />

ein „kommunizierendes<br />

Gefäß“. Die <strong>Trafikant</strong>en sehen sich<br />

da nur als Passagieren und haben im Resultat<br />

die sinkenden Margen zu tragen.<br />

Hat ein solches „System“ noch Zukunft<br />

für das Überleben des heimischen Tabakwarenhandels?<br />

HF: Das <strong>Pro</strong>blem ist sozusagen „systemisch“<br />

angelegt, Durch die Preisbildung,<br />

die sich aus der Verschränkung des §38<br />

Tabakmonopolgesetz und §4 Tabaksteuergesetz<br />

ergeben steht man vor dem Faktum,<br />

dass Industrie&Großhandel gemeinsam<br />

mit der Tabaksteuerpolitik des Finanzministeriums<br />

den Preis und damit die Einzelhandelsspanne<br />

„machen“. Die Resultierende<br />

ist der Deckungsbeitrag für den<br />

einzelnen <strong>Trafikant</strong>en.<br />

PT: Bis <strong>2022</strong> gilt jetzt einmal dieses „verschränkte“<br />

System aus Mindesthandelsspanne<br />

und Tabaksteuer. Hat es noch Zukunft<br />

aus der Sicht der <strong>Trafikant</strong>en?<br />

HF: Wenn man das Tabakmonopol, den sozialpolitischen<br />

Auftrag der Behindertenintegration<br />

und den wirtschaftspolitischen<br />

der Nahversorgung mit Tabakwaren ernst<br />

nimmt, dann sollte dieses im Kern seit<br />

1995 bestehenden Systems zu Gunsten der<br />

<strong>Trafikant</strong>en überarbeitet werden. Und das<br />

bedeutet, dass die Mindesthandelsspanne<br />

zu Lasten der Tabaksteuer auf ein ökonomisch<br />

gebotenes Mindestmaß angehoben<br />

werden muss, von dem aus man dann ein<br />

sinnvolles neues System aufbauen müsste.<br />

PT: Wie sehen Sie insgesamt die Entwicklung<br />

der Inflation bzw. der Betriebskosten<br />

für die <strong>Trafikant</strong>en versus Handelsspannenentwicklung?<br />

HF: Gehälter, Geschäftsmieten und die für<br />

<strong>Trafikant</strong>en relevanten Betriebskosten haben<br />

sich seit 2017, wo das aktuelle System<br />

neuerlich beschlossen wurde, jedenfalls<br />

im Durchschnitt stärker entwickelt, als die<br />

Handelsspannen. Deshalb laufen hier Handelsspannen<br />

und Aufwendungen immer<br />

weiter auseinander. Deshalb braucht es da<br />

spätestens <strong>2022</strong>, am besten aber noch heuer<br />

eine Korrektur.<br />

PT: Wie sehen Sie das Tabakmonopol und<br />

seine Zukunft insgesamt?<br />

HF: Im Hinblick auf den gesetzlichen Auftrag<br />

müssen sich die Rahmenbedingungen<br />

jedenfalls bei den Tabakhandelsspannen<br />

zu Gunsten der <strong>Trafikant</strong>en verändern.<br />

Denn die <strong>Trafikant</strong>en gewinnen eine immer<br />

stärkere „Ankerfunktion“ im Sinne<br />

der heimischen Nahversorgung. Und da<br />

bei den Nebenartikeln, - etwa Lotto/Toto<br />

und Zeitschriften die Deckungsbeiträge<br />

und Umsätze ja auch nicht besser werden,<br />

ist es aus meiner Sicht ein Gebot der Stunde,<br />

hier als Gesetzgeber aktiv zu werden.<br />

<br />

16 | <strong>Pro</strong> <strong>Trafikant</strong>

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