STADTMAGAZIN Bremen November 2022
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Foto: Adobe Stock<br />
Ein Plädoyer für die Eigentumswohnung<br />
Expertentipp: Vertriebsleiter und Prokurist Christian Rau von Justus Grosse zum Thema Immobilienkauf<br />
Ob Bausparverträge, Aktien, ETFs (engl.: „Exchange Traded<br />
Fund”) oder Kryptowährungen: Wenn es um das Thema<br />
Investment geht, sind die Möglichkeiten vielfältig. Auch<br />
der Erwerb von Immobilien ist eine häufig gewählte Methode, um<br />
Geld anzulegen und dabei mitunter selbst von Wohnraum zu profitieren.<br />
Im Zuge der aktuellen Inflation kommt die Frage auf, inwieweit<br />
der Immobilienkauf noch profitabel und empfehlenswert<br />
ist. Christian Rau, Vertriebsleiter und Prokurist von Justus Grosse,<br />
hat dazu eine klare Meinung. Im Experteninterview hält er ein Plädoyer<br />
für die Eigentumswohnung und gibt Tipps für die Suche nach<br />
einem geeigneten Objektes.<br />
Herr Rau, inwiefern ist der Erwerb einer Eigentumswohnung<br />
nach wie vor eine gute Investition?<br />
Aus Sicht eines Investors sind Eigentumswohnungen im Gegensatz<br />
zu Ein-, Zwei- oder Mehrfamilienhäusern auch in den aktuell unsicheren<br />
Zeiten gut handelbar. Zudem haben sie generell den Vorteil,<br />
sowohl selbst bewohnt werden zu können als auch – zum Beispiel<br />
bei Änderung der Lebenssituation – schnell vermietbar zu sein.<br />
Durch die unterschiedlichen Angebotsgrößen an Zimmern und<br />
Flächen sind Eigentumswohnungen darüber hinaus von der Absolutsumme<br />
auch für den kleineren Geldbeutel noch erschwinglicher<br />
und so als Baustein für die private Altersvorsorge leichter in die<br />
persönliche Anlagestrategie einzubauen als etwa Mehrparteienhäuser.<br />
Gerade in Zeiten hoher Inflationsraten ist die Investition<br />
in Immobilien sicher eine gute Idee. Durch einen perspektivischen<br />
Wertzuwachs bei entsprechender Pflege und Instandhaltung kann<br />
die Eigentumswohnung die derzeitige Inflationsrate sicher nicht<br />
ausgleichen, bedeutet aber erheblich weniger Verlust als etwa Tages-<br />
oder Festgeld oder schlimmstenfalls das gute alte Sparbuch<br />
beziehungsweise Bankguthaben. Wer das Risiko von Aktienkäufen<br />
und deren Schwankungen nicht eingehen möchte, kommt an einer<br />
Immobilieninvestition, und sei sie noch so klein, eigentlich nicht<br />
vorbei. Für Selbstnutzer hat eine Eigentumswohnung gerade im<br />
fortgeschrittenen Alter den Charme, dass vieles nicht anfällt oder<br />
einem abgenommen wird: Gartenarbeit, Hausreinigung, eigenständiges<br />
Kümmern um Reparaturen und Instandhaltung, um nur<br />
einige Dinge zu nennen.<br />
Wie sollte man den Wohnungskauf angehen?<br />
Zunächst sollte man, bevor man sich aktiv auf die Suche nach<br />
der „perfekten“ Wohnung begibt, das erste Gespräch mit seinem<br />
Steuerberater und beziehungsweise oder dem Bankberater führen,<br />
um zu ermitteln, wie viel Wohnung<br />
ich mir eigentlich dauerhaft<br />
leisten kann. Man sollte<br />
sich gerade als Kapitalanleger<br />
die Frage beantworten lassen,<br />
in welcher Konstellation und<br />
unter welchen Parametern ein<br />
Erwerb sinnvoll ist. Gerade bei<br />
höheren Zinsen, aktuell liegen<br />
sie bei circa 3,5 Prozent, kann<br />
über die richtige Wahl der Tilgungshöhe<br />
in Kombination mit<br />
den Abschreibungsmöglichkeiten<br />
weiterhin eine auskömmliche<br />
Rendite erzielt werden.<br />
Wichtig für Selbstnutzer einer<br />
Immobilie ist immer die lange<br />
Christian Rau. Foto: Hauke Dressler<br />
Sicht, also ob Zins und Tilgung auch in zehn Jahren noch bedient<br />
werden können und welche Stellschrauben es gibt, um dies flexibel<br />
zu beeinflussen. Wenn man Klarheit über diese Fragen hat, kann<br />
man mit der Suche nach einer passenden Immobilie beginnen. Wobei<br />
ich empfehle, erst einmal nach der richtigen Lage für den eigenen<br />
Wohntraum oder eine langfristig gut vermietbare Wohnung zu<br />
suchen. Hier sollte man etablierte oder aufstrebende Stadtviertel<br />
in Betracht ziehen, in denen man sich gern aufhält oder die man<br />
gern einmal entdecken würde. Wenn dann die Präferenz klar ist,<br />
wird man letztlich auch die passende Wohnung mit einem geeigneten<br />
Grundriss finden.<br />
Was ist Ihr Tipp für Kapitalanleger?<br />
Neben der wirtschaftlichen Betrachtung würde ich immer nur in<br />
ein Objekt investieren, in das ich im „schlimmsten Fall“ selbst einziehen<br />
würde. Für den Nichtprofi-Anleger ist, je nach persönlicher<br />
Situation, eine barrierefreie Zwei- oder Drei-Zimmer-Eigentumswohnung<br />
ohne Sanierungs- oder Instandhaltungsrückstau mit<br />
Balkon grundsätzlich eine gute Wahl. Von „besonderen Wohnungen“<br />
mit ungewöhnlichen Grundrissen oder Ausstattungsextras<br />
würde ich eher abraten. Natürlich sollte bei dieser Betrachtungsweise<br />
auch das Umfeld noch einmal genau unter die Lupe genommen<br />
werden. Würde ich mich als Bewohner in dem Haus wohlfühlen<br />
und gern dauerhaft in dem Quartier wohnen? Wenn ich selbst<br />
diese Fragen ruhigen Gewissens mit Ja beantworten kann, werde<br />
ich auch immer einen Mieter finden, der genauso denkt. (SM)<br />
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