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Lehrbuch des Surmeirischen

Dies ist zwar nicht das erste und auch nicht das umfangreichste Lehrbuch für das Surmeirische, das in Mittelbünden nur noch von knapp 2'000 Menschen gesprochen wird und damit die zweitkleinste romanische Sprache ist - die kleinste ist das noch von wenigen Hundert gesprochene Sutselvische in den beiden westlichen Seitentälern -, aber das modernste, also auf dem heutigen Stand.

Dies ist zwar nicht das erste und auch nicht das umfangreichste Lehrbuch für das Surmeirische, das in Mittelbünden nur noch von knapp 2'000 Menschen gesprochen wird und damit die zweitkleinste romanische Sprache ist - die kleinste ist das noch von wenigen Hundert gesprochene Sutselvische in den beiden westlichen Seitentälern -, aber das modernste, also auf dem heutigen Stand.

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<strong>des</strong> oben erwähnten Grossbran<strong>des</strong> von 1464 konnte sich das<br />

Rätoromanische nördlich von Chur bald nicht mehr halten, weil<br />

diese Stadt als eigentliches städtisches Ballungszentrum der<br />

Region rundherum ab diesem Zeitpunkt nicht mehr da war. Nicht<br />

nur bei dieser Sprache, sondern auch bei allen anderen zeigt<br />

sich das in der ganzen Welt: Wenn ein starkes städtisches<br />

Zentrum fehlt, hat es eine Sprache zum Überleben viel<br />

schwieriger als die anderen. Das zeigt sich auch in Graubünden<br />

selber, wo die Italienischsprachigen in den vier Valli, wie diese<br />

Täler locker genannt werden, zwar ebenfalls zurückgehen, aber<br />

als Sprecher einer der grössten europäischen Sprachen, die<br />

zudem im kulturellen Bereich auch noch zu den Weltsprachen<br />

zählt, höchstens um den Weiterbestand ihrer Dialekte, aber nicht<br />

auch der Sprache fürchten müssen.<br />

Gerade weil so viele Rätoromanen in Zürich wohnen, kann es<br />

manchmal zu überraschenden Erlebnissen kommen: Eines<br />

Tages sass ich gemütlich in einem Café, als ich plötzlich hörte,<br />

wie nebenan ein Vater mit seinem kleinen Sohn<br />

Unterengadinisch sprach. Ich konnte das schon damals<br />

heraushören, weil die rätoromanischen Dialekte mich mein<br />

ganzes Leben lang interessiert haben und ich mich<br />

dementsprechend schon früh mit ihnen beschäftigt habe. Da ich<br />

die beiden, die vielleicht gar nicht in Zürich wohnten, sondern nur<br />

auf Besuch waren, nicht persönlich kannte, sprach ich sie nicht<br />

an, aber ein paar Jahre später kam es trotzdem zu einer<br />

besonderen Begegnung bei Bekannten, als der Gastgeber<br />

plötzlich begann, mit seinen beiden erwachsenen Töchtern<br />

Oberengadinisch zu sprechen. Sie waren sehr erstaunt, als ich<br />

ihnen sagte, dass sie Puter sprachen und ich ihren Dialekt von<br />

den anderen unterscheiden und sogar fast alles verstehen<br />

konnte. Darauf sagte mir der Mann, dass diese Sprache für sie<br />

eine Geheimsprache war, die ausserhalb <strong>des</strong> Hauses und vor<br />

allem in anderen Ländern von niemand anderem verstanden<br />

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