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Lehrbuch des Surmeirischen

Dies ist zwar nicht das erste und auch nicht das umfangreichste Lehrbuch für das Surmeirische, das in Mittelbünden nur noch von knapp 2'000 Menschen gesprochen wird und damit die zweitkleinste romanische Sprache ist - die kleinste ist das noch von wenigen Hundert gesprochene Sutselvische in den beiden westlichen Seitentälern -, aber das modernste, also auf dem heutigen Stand.

Dies ist zwar nicht das erste und auch nicht das umfangreichste Lehrbuch für das Surmeirische, das in Mittelbünden nur noch von knapp 2'000 Menschen gesprochen wird und damit die zweitkleinste romanische Sprache ist - die kleinste ist das noch von wenigen Hundert gesprochene Sutselvische in den beiden westlichen Seitentälern -, aber das modernste, also auf dem heutigen Stand.

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einem Sonderfall der Toleranz. Offiziell gilt es aber als<br />

italienischsprachig, <strong>des</strong>halb erscheinen die amtlichen<br />

Dokumente immer noch allein auf Italienisch; zumin<strong>des</strong>t kommt<br />

dieses immer an erster Stelle, also zuoberst.<br />

Zur Abrundung <strong>des</strong> Gesamtbil<strong>des</strong> ist noch zu erwähnen, dass<br />

südlich <strong>des</strong> Hinterrheintals und <strong>des</strong> San Bernardino-Passes<br />

noch zwei weitere lombardische Dialekte gesprochen werden:<br />

Der Misoxer Dialekt im Misox (Mesalcina) und der Dialekt <strong>des</strong><br />

Calancatals (Val Calanca), wobei die beiden fast identisch sind.<br />

Obwohl diese zwei Täler kulturell eigentlich zum Tessin gehören,<br />

sind sie schon seit Jahrhunderten ein Teil von Graubünden, und<br />

die Bewohner legen tatsächlich auch Wert darauf, als Bündner<br />

bezeichnet zu werden. Beide Dialekte müssen zwar genauso wie<br />

die im Bergell und im Puschlav um ihr Überleben kämpfen, aber<br />

sie haben es viel leichter als die rätoromanischen, weil hinter<br />

ihnen eine der meistgesprochenen Sprachen Europas steht, die<br />

zudem auch eine der kulturellen Weltsprachen ist. Da in diesen<br />

lombardischen Dialekten genauso wie im Engadinischen, aber<br />

nicht in den anderen rätoromanischen Dialekten die beiden<br />

Vokale «ö» und «ü» häufig vorkommen, denken beim ersten<br />

Hören viele, es handle sich um das Rätoromanische.<br />

Die Zweisprachigkeit mit Deutsch hat zwar den Vorteil, dass die<br />

Rätoromanen die gleichen Voraussetzungen mitbringen wie die<br />

Deutschbündner, die heute etwa drei Viertel der<br />

Kantonsbevölkerung stellen, aber sie hat für Auswärtige, die ihre<br />

Kenntnisse anwenden wollen, den Nachteil, dass sie kaum dazu<br />

kommen, sie bei den Einheimischen anzuwenden, weil diese da<br />

lieber unter sich bleiben wollen - es sei denn, jemand spricht den<br />

betreffenden Dialekt ausgezeichnet. Doch diese Erfahrung<br />

machen wir ja auch in anderen Ländern, in denen vor allem<br />

Englisch fest verankert ist, weil es schon im Kindergarten oder<br />

spätestens ab der ersten Klasse in der Volksschule unterrichtet<br />

wird. Sobald die Leute merken, dass jemand zu wenig sattelfest<br />

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