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Lehrbuch des Surmeirischen

Dies ist zwar nicht das erste und auch nicht das umfangreichste Lehrbuch für das Surmeirische, das in Mittelbünden nur noch von knapp 2'000 Menschen gesprochen wird und damit die zweitkleinste romanische Sprache ist - die kleinste ist das noch von wenigen Hundert gesprochene Sutselvische in den beiden westlichen Seitentälern -, aber das modernste, also auf dem heutigen Stand.

Dies ist zwar nicht das erste und auch nicht das umfangreichste Lehrbuch für das Surmeirische, das in Mittelbünden nur noch von knapp 2'000 Menschen gesprochen wird und damit die zweitkleinste romanische Sprache ist - die kleinste ist das noch von wenigen Hundert gesprochene Sutselvische in den beiden westlichen Seitentälern -, aber das modernste, also auf dem heutigen Stand.

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Wirklichkeit spricht eine andere Sprache.<br />

Während das Sutselvische, <strong>des</strong>sen Name von "unterhalb <strong>des</strong><br />

Wal<strong>des</strong>" abgeleitet wird und das wie oben geschrieben dem<br />

Schmelztiegel Chur am nächsten liegt und <strong>des</strong>halb schon immer<br />

am meisten gefährdet war, im Jahr 1980 noch von etwa 1'200<br />

Personen gesprochen wurde, stellen sie heute nur noch etwa die<br />

Hälfte, und die meisten sind alte Leute. Es scheint nur noch eine<br />

Frage von kurzer Zeit zu sein, bis der Unterricht in dieser<br />

Sprache auch in Donat, dem letzten Dorf, eingestellt werden<br />

muss.<br />

Auch mit dem <strong>Surmeirischen</strong>, <strong>des</strong>sen Name eigentlich "oberhalb<br />

der Mauer" bedeutet, steht es schlecht: 1980 gaben noch etwa<br />

3'000 Menschen diese Sprache als Muttersprache an, nach den<br />

neuesten Angaben sind es heute nur noch knapp 2'000. Wie sehr<br />

sich diese Sprache auf dem Rückzug befindet, zeigt sich auch<br />

an den verschiedenen Sprachenkarten, die seit ein paar<br />

Jahrzehnten immer wieder auf den neuesten Stand gebracht<br />

werden. Zeigte sich das surmeirische Sprachgebiet noch vor<br />

einem halben Jahrhundert wie ein Dreieck mitten im Kanton,<br />

weist es heute vor allem im Osten schon empfindliche Löcher<br />

auf. Dass das Dorf Bergün heute endgültig zum Sprachgebiet<br />

<strong>des</strong> Puter gezählt wird, liegt nicht nur an seinem oben erwähnten<br />

surmeirisch-oberengadinischen Mischdialekt namens<br />

«Bargunsegner», sondern auch noch mehr daran, dass dort in<br />

der Primarschule schon seit jeher im Puter unterrichtet wird und<br />

nicht im <strong>Surmeirischen</strong>, obwohl es geografisch gesehen mehr<br />

nach dem Norden ausgerichtet ist und nicht nach dem Engadin,<br />

aber eben nur geografisch. Faktisch ist es schon seit den Zeiten<br />

der Reformation mit dem Engadin eng verbunden, weil Bergün<br />

als einziges Dorf Mittelbündens seinerzeit zum neuen Glauben<br />

übergetreten ist - genauso wie das ganze Oberengadin. Zudem<br />

spielt auch noch mit, dass Bergün keinen direkten Zugang mehr<br />

zum surmeirischen Sprachgebiet oder genauer zu Tiefencastel<br />

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