Lehrbuch des Surmeirischen

Vergleiche zum Dialekt der Stadt Basel, der in der
deutschsprachigen Schweiz einen ähnlichen Ruf hat, nicht so
abwegig.
Die nächste direkte Konfrontation mit dem Rätoromanischen
erlebte ich erst wieder in der zweiten Woche meines
Grundwehrdienstes - oder meiner Rekrutenschule, wie der
Ausdruck in der Schweiz immer noch lautet. Da die Offiziere
auch etwas über den intellektuellen Stand der neu eingerückten
Soldaten wissen wollten, musste jeder einen Aufsatz schreiben,
der auf ein paar vorgegebenen kurzen Sätzen aufzubauen war.
Das ging ja noch, aber was ich dann sah, liess mich staunen,
weil ich bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste, dass es nicht
nur ein Rätoromanisch gibt: Neben Deutsch, Französisch und
Italienisch, den drei Amtssprachen des Bundes schon seit dem
Jahr 1848, als die Eidgenossenschaft praktisch neu gegründet
wurde und die immer noch bestehende Gestalt bekam, standen
nicht weniger als fünf rätoromanische Varianten zur Auswahl -
eben die oben erwähnten Sursilvan, Sutsilvan, Surmiran, Puter
und Vallader. Damit wollte man die Chancengleichheit für alle
bewahren und es ist in der ganzen Welt sicher einmalig, dass in
einer Armee gleich acht Sprachen erlaubt sind, und wenn wir die
im Jahr 1982 erschaffene Kunstsprache Rumantsch Grischun
noch dazuzählen, sind es sogar neun.
Tatsächlich gibt es noch heute rein rätoromanischsprachige
Einheiten in Form von Zügen - also etwa dreissig Köpfen -, zu
denen sich jemand einteilen lassen kann, wenn er oder sie es
will. Wie genau das funktioniert, weiss ich nicht aus eigener
Anschauung, aber ich habe später immer wieder festgestellt,
dass die Rätoromanen sich mehr oder weniger gut verstehen,
wenn sie nicht allzu schnell sprechen. An dieser Meinung ändert
auch nicht das etwas verunglückte Treffen mit einer Gruppe von
jungen Burschen, die alle aus verschiedenen rätoromanischen
Regionen stammten, wie ich von einem Bekannten erfuhr, der
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