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KSSG_Magazin_150Jahre

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ROCKET SCIENCE*<br />

Spitzenforschung zeichnet sich dadurch aus, dass sie in wissenschaftlichen<br />

Publikationen veröffentlicht wird und sich in einem harten Wettbewerb<br />

um Forschungsgelder durchsetzt. Hier stellen wir fünf Highlights aus dem<br />

Medizinischen Forschungszentrum des Kantonsspitals St.Gallen vor.<br />

Experimentelle Dermatologie<br />

Dr. Fiamma Berner und Dr. David Bomze, Medizinisches Forschungszentrum<br />

Dr. Fiamma Berner und Dr. David Bomze aus der Forschungsgruppe<br />

von Prof. Dr. Lukas Flatz haben 2020 den Pfizer Forschungspreis in der<br />

Kategorie Onkologie erhalten. In ihrem Forschungsprojekt haben die<br />

jungen Forschenden autoimmune Nebenwirkungen identifiziert, die<br />

bei der Behandlung von Lungenkrebserkrankungen auftreten können.<br />

Die Ausgangslage: Zwar kann man die «Bremsen des Immunsystems»<br />

heute durch sogenannte Inhibitoren lösen – ein medizinscher Durchbruch,<br />

der 2018 mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde. Allerdings<br />

wird dadurch nicht nur der Tumor zurückgedrängt, sondern es steigt<br />

auch das Risiko für unerwünschte Autoimmunreaktionen in anderen<br />

Körperorganen wie der Haut. Genau das zeigt die Studie des St.Galler<br />

Forschungsteams erstmals umfassend, sodass das Risiko für Nebenwirkungen<br />

in Zukunft besser abgeschätzt werden kann.<br />

* «Rocket Science»: something that is very difficult to learn or understand<br />

(The Brittanica Dictionary; dt.: etwas, das sehr schwer zu lernen oder zu verstehen ist)<br />

Coronaviren im Verdauungstrakt<br />

Dr. Natalia Pikor, Medizinisches Forschungszentrum<br />

Das Kantonsspital St.Gallen (<strong>KSSG</strong>) hat Forschungsprofessorinnen<br />

und -professoren, nur dürfen sich<br />

diese nicht so nennen, da das <strong>KSSG</strong> kein universitäres<br />

Spital ist. Eine aufstrebende <strong>KSSG</strong>-Wissenschaftlerin<br />

von professoralem Format ist die 36-jährige<br />

Dr. Natalia Pikor, die für ihr Projekt «Antivirale<br />

Immunität gegen Coronaviren im Gastrointestinaltrakt»<br />

mit der renommierten Peter Hans Hofschneider<br />

Stiftungsprofessur ausgezeichnet wurde. Und darum<br />

geht es: Während die Folgen einer Coronainfektion<br />

für die Lunge und die Atemwege gut dokumentiert<br />

sind, erforscht Dr. Pikor die möglichen Auswirkungen<br />

auf den menschlichen Verdauungstrakt,<br />

insbesondere auf Magen, Darm und Leber. Die<br />

Entschlüsselung dieser Mechanismen soll dazu<br />

beitragen, Risikopatientinnen und -patienten mit<br />

Multiorganerkrankungen bei einer Coronainfektion<br />

besser therapieren zu können.<br />

Immunorgane im Darm, die sogenannten Peyerschen Platten.<br />

Die rot markierten Zellen sind vom Coronavirus infiziert.<br />

HELICAL: Mit Big Data zu gesunden Blutgefässen<br />

Projektleitung Prof. Dr. Alfred Mahr und Solange<br />

Gonzalez Chiappe, Klinik für Rheumatologie<br />

Big Data sind in aller Munde. Auch in der Medizin<br />

soll die Verarbeitung und Analyse riesiger Datenmengen<br />

zu neuen Erkenntnissen und letztlich besseren<br />

Therapien führen. Das EU-Projekt HELICAL<br />

steht für «HEalth data LInkage for ClinicAL benefit».<br />

In diesem interdisziplinären Projekt spannen<br />

17 akademische Partner aus acht europäischen Ländern,<br />

darunter die Klinik für Rheumatologie des<br />

<strong>KSSG</strong>, und neun industrielle Partner zusammen,<br />

um grosse klinische Datensätze unter Berücksichtigung<br />

des Datenschutzes und mithilfe gigantischer<br />

Computer auszuwerten. Als Fallbeispiel dient die<br />

chronische Vaskulitis, die entzündliche Erkrankung<br />

der Blutgefässe. Konkret bietet HELICAL 15 jungen<br />

Forschenden, darunter Solange Gonzalez Chiappe<br />

vom <strong>KSSG</strong>, die Möglichkeit, während 36 Monaten<br />

einen PhD (Philosophical Doctorate) in hochmoderner<br />

Datenanalyse zu erlangen. Ziel ist es, über Big<br />

Data die umweltbedingten Auslöser und komplexen<br />

Wirkungsmechanismen chronischer Krankheiten<br />

zu verstehen.<br />

Das Medizinische Forschungszentrum (MFZ)<br />

Das MFZ schafft für seine über 60 Mitarbeitenden<br />

eine attraktive Forschungsumgebung, um die<br />

akademische Lehre, Forschungskompetenz und<br />

Innovationskräfte am Kantonsspital St.Gallen zu<br />

stärken. Es besteht aus<br />

· dem Institut für Immunbiologie mit den<br />

Forschungsgruppen Immunbiologie, Dermatologie,<br />

Neuroimmunologie und Neurochirurgie<br />

· der Clinical Trials Unit (CTU) zur Koordination<br />

der klinischen Forschungstätigkeit mit anderen<br />

Spitälern und Industriepartnern<br />

· mehreren angegliederten Forschungsgruppen<br />

von den <strong>KSSG</strong>-Kliniken für Onkologie, Infektiologie<br />

und Urologie.<br />

Mit dem MFZ entspricht das <strong>KSSG</strong> dem Leistungsauftrag<br />

des Kantons St.Gallen «für den Betrieb von<br />

anwendungsorientierter Forschung (...) zur Gewinnung<br />

wissenschaftlicher Erkenntnisse sowie zur Verbesserung<br />

der Prävention, Diagnostik und Behandlung<br />

von Krankheiten».<br />

i<br />

Blutdruck und postoperative Komplikationen<br />

Projektleitung Prof. Dr. Miodrag Filipovic, Stv. Chefarzt, Klinik für<br />

Anästhesiologie, Intensiv-, Rettungs- und Schmerzmedizin<br />

Eine Kernaufgabe der Anästhesie ist es, während Operationen Vitalzeichen<br />

wie den Blutdruck zu kontrollieren und zu regulieren. Dabei<br />

ist bekannt, dass ein zu tiefer Blutdruck bei der Operation statistisch<br />

gesehen postoperative Komplikationen und Todesfälle begünstigt.<br />

Doch was passiert, wenn der Blutdruck während der Operation medikamentös<br />

etwas erhöht wird? Liessen sich dadurch postoperative<br />

Komplikationen reduzieren? Auf diese Fragen will die BBB-Studie (Biomarker,<br />

Blutdruck, BIS) Antworten finden. Nach dem Zufallsprinzip<br />

werden Patientinnen und Patienten in zwei Gruppen unterteilt: eine<br />

Kontrollgruppe mit dem heute üblichen Zielblutdruck sowie eine<br />

Gruppe mit einem erhöhten intraoperativen Zielblutdruck. Danach<br />

werden beide während zwölf Monaten bezüglich Komplikationen<br />

verglichen. Die Studie ist von hohem klinischem Interesse, und die<br />

Durchführung wurde vom Schweizerischen Nationalfonds unterstützt.<br />

Ein «Flugsimulator» für Chirurginnen und Chirurgen<br />

Projektleitung Prof. Dr. Bruno Schmied, Chefarzt Klinik für Allgemein-,<br />

Viszeral-, Endokrin- und Transplantationschirurgie<br />

Wovon Pilotinnen und Piloten längst profitieren, soll auch in der<br />

Chirurgie Fuss fassen: das Training am Simulator. Initiiert wird der<br />

Paradigmenwechsel – Training am Monitor statt am Menschen – durch<br />

das Projekt PROFICIENCY. Dessen Leiter, Prof. Dr. Bruno Schmied,<br />

Chefarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Endokrin- und Transplantationschirurgie<br />

im <strong>KSSG</strong>, freut sich: «Das innovative Weiterbildungsangebot<br />

wird die chirurgische Weiterbildung in der offenen<br />

und minimalinvasiven Chirurgie entscheidend verbessern.» Auch<br />

Innosuisse ist begeistert: Die Schweizerische Agentur für Innovationsförderung<br />

des Bundes unterstützt das Projekt PROFICIENCY mit<br />

zwölf Millionen Franken.<br />

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