KSSG_Magazin_150Jahre
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
«WAS MACHT EIGENTLICH EIN CEO?»<br />
(MIA LEIBUNDGUT, 17)<br />
«KANNST DU DIR VORSTELLEN, EINMAL<br />
ALS ERSTE FRAU CEO DES KANTONSSPITALS<br />
ST.GALLEN ZU WERDEN?»<br />
(STEFAN LICHTENSTEIGER, 55)<br />
Mia Leibundgut ist 17 Jahre jung und absolviert am Kantons spital<br />
St.Gallen ihre Ausbildung zur Kauffrau. Stefan Lichtensteiger ist 55 Jahre<br />
alt und seit Mai 2022 CEO des Kantonsspitals St.Gallen. Ein Gespräch<br />
über Geld und Gesundheit, Frauen in Chefsesseln und die Zukunft des<br />
Kantonsspitals.<br />
Mia Leibundgut (M. L.): Grüezi, Herr Lichtensteiger!<br />
Stefan Lichtensteiger (S. L.): Hallo, Frau Leibundgut.<br />
Darf ich Ihnen gleich das Du anbieten? Ich<br />
bin der Stefan.<br />
M. L.: Gerne, Mia!<br />
S. L.: Wie geht es dir? Hattest du einen guten Arbeitstag?<br />
M. L.: Ja, die Arbeit macht mir viel Spass. Ich war<br />
allerdings etwas nervös. Ich habe noch nie mit<br />
einem CEO gesprochen. Aber meine Chefin hat<br />
behauptet, der Stefan sei ganz ein Netter.<br />
S. L. (lacht): Das ist schön zu hören.<br />
M. L.: Es ist ja auch interessant, den Chef alles fragen<br />
zu können, was einem in den Sinn kommt. Zum<br />
Beispiel: Was macht ein CEO den ganzen Tag?<br />
S. L.: Das klingt jetzt vielleicht langweilig, aber:<br />
Ich sitze viel, und zwar in Sitzungen. Von Montagfrüh<br />
bis Freitagmittag ist mein Terminkalender<br />
voll mit Sitzungen. Und ganz ehrlich: Das ist überhaupt<br />
nicht langweilig. Vielmehr geht es meist um<br />
Weichenstellungen, um Projekte, um Entscheidungen,<br />
welche in ihrer Summe die Zukunft unseres<br />
Zentrumsspitals prägen. Ausserdem bin ich ein<br />
Teamplayer. Ich tausche mich aus, höre zu und<br />
fälle wichtige Entscheidungen nie alleine, sondern<br />
primär zusammen mit meinen Kolleginnen und<br />
Kollegen der Geschäftsleitung.<br />
M. L.: Vor fünf Minuten hattest du ja eine Sitzung.<br />
Worum ging es da?<br />
S. L.: Da hatte ich Besuch aus Rorschach. Wir diskutierten<br />
Möglichkeiten, um die finanzielle Situation<br />
der dortigen Hämodialyse zu verbessern. Das<br />
ist anspruchsvoll, weil ambulante Behandlungen<br />
aufgrund des veralteten Tarifsystems nicht kostendeckend<br />
entschädigt werden. Das Gesundheitswesen<br />
ist stark reguliert und diese Regulierungen und<br />
Tarife hinken vielen Entwicklungen hinterher. Es<br />
gibt viel zu tun.<br />
«Es gibt viel zu tun.» (Stefan Lichtensteiger)<br />
M. L.: Immer geht es nur ums Geld, wenn ich in<br />
der Zeitung etwas über Spitäler lese. Das finde ich<br />
schade.<br />
S. L.: Das kann ich verstehen. Aber die Gesundheitskosten<br />
steigen stetig, das spiegelt sich in immer<br />
höheren Krankenkassenprämien und das spüren<br />
die Leute in ihrem Portemonnaie. Und auch der<br />
Kanton St.Gallen bemerkt das, weil er der Eigentümer<br />
des Kantonsspitals St.Gallen (<strong>KSSG</strong>) ist. Er will<br />
Lösungen von uns sehen, wie wir in Zukunft wieder<br />
kostendeckend arbeiten können. Und ich bin das<br />
Bindeglied zwischen Verwaltungsrat, der politisch<br />
gewählt ist, und unserer Geschäftsleitung, welche<br />
die im Verwaltungsrat beschlossenen Strategien<br />
umsetzen muss.<br />
M. L.: Aber gerät da nicht unsere eigentliche Aufgabe<br />
aus dem Fokus? Wir müssen doch vor allem<br />
für eine bestmögliche medizinische Versorgung<br />
unserer Patientinnen und Patienten sorgen …<br />
S. L.: Diesen Fokus dürfen wir nie verlieren. Wir<br />
tragen eine grosse Verantwortung gegenüber den<br />
Steuerzahlerinnen und -zahlern, aber vor allem<br />
gegenüber unseren Patientinnen und Patienten.<br />
M. L.: Warum steigen die Kosten denn die ganze Zeit?<br />
S. L.: Aus meiner und aus volkswirtschaftlicher<br />
Sicht steigen die Gesundheitskosten nicht, weil die