KSSG_Magazin_150Jahre
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ICH BIN DER MANN<br />
FÜR ALLE FÄLLE<br />
«Es macht mich heute noch verrückt, dass mein Chef bei unserem<br />
letzten Jassturnier besser war als ich. Schliesslich habe ich ihm das<br />
Jassen erst beigebracht. Jassen, Brett- und Computerspiele sind meine<br />
grosse Leidenschaft. Das liegt in der Familie. Auch im HELP-Team<br />
klopfen wir über Mittag oft einen Jass.<br />
Meistens gewinne ich. Nur beim Jassturnier eben nicht, weil ich mal<br />
wieder einen Migräneanfall hatte. Mein Körper und mein Kopf wollen<br />
halt nicht immer so, wie ich es will. Das ist schon seit meiner Geburt<br />
so. Deshalb habe ich nur sechs Jahre die Schule besucht und danach<br />
eine Anlehre als Landschaftsgärtner gemacht.<br />
i<br />
Seit 15 Jahren arbeite ich am Kantonsspital St.Gallen (<strong>KSSG</strong>). Manche<br />
sagen, ich sei ein Mädchen für alles. Aber das höre ich nicht gern.<br />
Mädchen! Wenn schon: der Mann für alle Fälle! Denn ich erledige<br />
tatsächlich alles Mögliche. Meistens beginnt mein Arbeitstag um<br />
7:00 Uhr mit dem Morgenappell in der Gärtnerei. Dann werden die<br />
Arbeiten verteilt: hier eine Hecke scheren, dort etwas einpflanzen<br />
oder auf dem Campus Unkraut jäten. Sogar das tägliche Fischefüttern<br />
und die Scheibenreinigung der beiden Aquarien auf der Palliativstation<br />
in Haus 02 liegen in unserer Verantwortung. Und ausserdem<br />
sind wir natürlich ständig mit unseren Putzwagen auf dem Campus<br />
unterwegs, um diesen sauber zu halten.<br />
Was schön ist: Ich bin viel an der frischen Luft. Schon als Kind war<br />
ich am liebsten im Wald, um den Vögeln, den Blättern und Insekten<br />
zu lauschen.<br />
Da ich ständig unterwegs bin im <strong>KSSG</strong>, kenne ich fast jeden und<br />
jeder kennt mich. «Hallo» hier, «Sali» dort. Ein kleiner Schwatz ist<br />
immer drin. Dabei bekomme ich viel Lob für meine Arbeit. Neulich<br />
war ich wieder am «Fötzeln», da kommt ein Besucher auf mich zu<br />
und streckt mir einen 10-Franken-Schein entgegen: Weil wir hier<br />
immer so akkurat für Sauberkeit sorgen würden. Das Geld liegt jetzt<br />
in unserer Kaffeekasse.»<br />
Florian Rohner (34) arbeitet seit 2007 in einem geschützten<br />
Arbeitsumfeld im <strong>KSSG</strong> und seit 2012 in der Gruppe<br />
HELP, in der zehn Mitarbeitende mit körperlicher oder<br />
kognitiver Beeinträchtigung ins Arbeitsleben integriert<br />
werden. Die Arbeit von Florian Rohner ist jeden Tag anders,<br />
so wie die Sonnenuntergänge, die er in seiner Freizeit so<br />
gerne fotografiert.<br />
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