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KSSG_Magazin_150Jahre

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«Die Kunst ist», sagt Barbara Giger-Hauser, Leiterin<br />

Departement Pflege, «achtsam und präsent zu sein.<br />

Das Caring hängt ab von der Dauer, aber eben auch<br />

von der Tiefe.» Gerade in turbulenten Zeiten sei<br />

eine zuwendende Pflege wichtig. Einerseits, weil sie<br />

gemäss Studien Einfluss auf die Genesung hat, zum<br />

Beispiel, indem sie bei Patientinnen und Patienten<br />

die Partizipation, Selbstpflegefähigkeit oder Therapiemotivation<br />

stärkt. Andererseits, weil das Caring<br />

laut Studien nicht nur Patientinnen und Patienten<br />

gesünder macht, sondern das Personal auch glücklicher.<br />

Je mehr Zeit eine Pflegefachperson für das<br />

Caring hat, desto zufriedener ist sie in ihrem Beruf.<br />

Routinetätigkeiten wie die Medikamentausgabe erledigt<br />

Ruth Koster im Eiltempo – bei gebotener Genauigkeit.<br />

Dennoch ist das Caring am <strong>KSSG</strong> heute kein individueller Glaubensakt<br />

mehr, sondern eine im Pflegeleitbild festgeschriebene Norm. Das<br />

aber schmälert seine Bedeutung nicht. Im Gegenteil: Caring wird wie<br />

andere professionelle pflegerische Kompetenzen gezielt gefördert<br />

und geschult – zum Beispiel durch Weiterbildungen und Workshops<br />

zu Themen wie Achtsamkeit, Aromapflege und Basale Stimulation.<br />

Balsam für den Schlaf<br />

Kurz vor 21:00 Uhr: Ruth Koster misst bei der Patientin in Zimmer 11<br />

Temperatur, Blutdruck und Sauerstoffsättigung. Eine Routinetätigkeit,<br />

flink ausgeführt.<br />

Dann wird die Pflegefachfrau nochmals langsam. Sehr langsam. Sie<br />

dimmt das Licht und schlägt das Fussende der Bettdecke zurück. Sie<br />

tropft etwas Lavendelöl auf ihre Hand und reibt damit sanft die Füsse<br />

der Patientin ein. Zuwendung, Duft und Wärme – eine Wohltat für<br />

den Schlaf. Ruth Koster lächelt, als der Patientin die Augen zufallen.<br />

DER INNOVATIONSGEIST<br />

BLEIBT GEFORDERT<br />

Drei leitende Frauen aus dem Departement Pflege des<br />

Kantonsspitals St.Gallen über die Entwicklung und die<br />

Zukunft der Pflege am führenden Ostschweizer Spital.<br />

DENISE EIGENMANN<br />

Leiterin Aus-, Fort- und Weiterbildung<br />

«Die Medizin macht seit einigen Jahren gewaltige Fortschritte. Und mit jedem Schritt vorwärts<br />

müssen wir uns fragen: Welche zusätzlichen Kompetenzen braucht das Personal dafür? Wir<br />

nehmen die Bedürfnisse wahr, beobachten Trends, analysieren den Markt und entwickeln<br />

passende Bildungsangebote – sowohl für die Mitarbeitenden des Kantonsspitals St.Gallen<br />

(<strong>KSSG</strong>) als auch für externes Fachpersonal. Das <strong>KSSG</strong> ist bekannt für seinen Pioniergeist,<br />

gerade in der Bildung. Unsere Expertise im Vermitteln von Wissen ist gross. Darum ist uns<br />

die Vernetzung mit Gesundheitsinstitutionen in der ganzen Schweiz ebenso wichtig wie die<br />

Mitarbeit in Gremien und an Vernehmlassungen. Wir haben Wichtiges zu sagen!»<br />

BARBARA GIGER-HAUSER<br />

Leiterin Departement Pflege<br />

«Seit 2021 – mit der Coronapandemie und dem Ja<br />

zur Pflegeinitiative – sind der Pflegeberuf und seine<br />

Rahmenbedingungen in den Fokus der öffentlichen<br />

Aufmerksamkeit gerückt. Wir wollen diesen Aufschwung<br />

nutzen, um unser Berufsbild weiter zu verfeinern<br />

und attraktiv zu gestalten. Der Pflegeberuf<br />

hat nichts mehr mit dem Bild von früher gemein,<br />

das geprägt war von Aufopferung und Demut. Heute<br />

ist die Pflege eine Wissenschaft und ein Beruf mit<br />

einem Bildungsweg auf Hochschulstufe. Dank<br />

der Akademisierung stehen diplomierten Pflegefachpersonen<br />

zig Aufstiegsmöglichkeiten offen,<br />

sei es auf einem Fachgebiet, in der Bildung oder<br />

im Management. Welche Chance eine Pflegefachperson<br />

auch nutzt: eine abwechslungsreiche, sinnstiftende,<br />

bereichernde und krisensichere Arbeit ist<br />

ihr gewiss – die beste auf der Welt.»<br />

BARBARA SCHOOP<br />

Leiterin Entwicklung & Qualitätsmanagement Pflege<br />

«Zum Selbstverständnis der früheren «Krankenschwestern» gehörte<br />

zusätzlich zur Pflegearbeit auch das ganze «Drumherum», der Zimmerservice<br />

genauso wie die Seelsorge, Reinigungsarbeiten und die Wartung<br />

der Geräte und des Mobiliars. Die heutige professionelle Pflege aber<br />

ist ein perfektes Zusammenspiel im ganzen Versorgungsnetz aus sehr<br />

gut ausgebildeten, hochkompetenten spezialisierten Fachkräften aus<br />

zig Disziplinen. Es gibt längst nicht mehr nur die Krankenschwester –<br />

die heute wohlgemerkt Pflegefachfrau heisst oder in der männlichen<br />

Variante Pflegefachmann –, sondern über 20 verschiedene Pflegeberufe,<br />

von der Expertin Anästhesiepflege über die Stroke Nurse, Palliativpflege<br />

bis zur Wundexpertin. Die Spezialisierung in der Pflege ist mit jener in<br />

der Medizin einhergegangen und noch längst nicht abgeschlossen.<br />

Unser Innovationsgeist bleibt gefordert.»<br />

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