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KSSG_Magazin_150Jahre

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1873 // Gründervater<br />

Nach langem politischen Ringen und<br />

dank des unermüdlichen Einsatzes<br />

von Pionieren wie Dr. Jakob Laurenz<br />

Sonderegger wird aus dem kleinen<br />

Gemeindespital das stattliche Kantonsspital<br />

St.Gallen (<strong>KSSG</strong>).<br />

1881 // Soziale Pioniertat<br />

«Armengenössige» und «Bedürftige»<br />

müssen nur die Hälfte der normalen<br />

Tagestaxe bezahlen, genauer gesagt:<br />

einen Franken. Für die Ärmsten wird ein<br />

Freibettenfonds aus privaten Spenden<br />

eingerichtet. Dieser Fonds wird erst mit<br />

dem Inkrafttreten des neuen Krankenversicherungsgesetzes<br />

(KVG) 1996 aufgehoben.<br />

1873<br />

1888 // Vorläufer der Frauenklinik<br />

Die St.Galler «Entbindungsanstalt»<br />

kommt auf das Areal des Kantonsspitals.<br />

Darin sind 28 Betten sowie Unterrichtsräume<br />

für Hebammenschülerinnen<br />

untergebracht. Administrativ bleiben<br />

die «Entbindungsanstalt» und das Spital<br />

noch bis 1941 teilweise getrennt.<br />

1890 // Prosektur<br />

Das Kantonsspital erhält als erstes<br />

nichtuniversitäres Spital eine Prosektur,<br />

wo Leichen seziert und auf ihre Todesursache<br />

hin untersucht werden. Damit<br />

werden wichtige Grundlagen für die wissenschaftliche<br />

Forschung geschaffen.<br />

1914 – 1918 // Selbstversorgung<br />

im Krieg<br />

Während des Ersten Weltkriegs leidet<br />

die Schweiz unter Rohstoffmangel. Das<br />

<strong>KSSG</strong> hat gut vorgesorgt und grosse<br />

Reserven an Nahrungsmitteln, Kohle<br />

und Verbandsstoff gebunkert. Zudem<br />

bewirtschaftet das Kantonsspital eigene<br />

Gärten und einen Rebberg im Rheintal.<br />

1918 // «Spanische Grippe»<br />

Die «Spanische Grippe» greift um sich:<br />

Am Kantonsspital werden 1279 Infizierte<br />

behandelt, 130 Patientinnen und Patienten<br />

sterben.<br />

1921 // Pflege für Gotteslohn<br />

Ordensschwestern aus Ingenbohl prägen<br />

die Pflege am Kantonsspital. Ihr<br />

Einsatz gilt als Gottesdienst und wird<br />

nur minimal entschädigt. Deshalb wird<br />

auch ziviles Personal nur spärlich entlöhnt.<br />

Es bilden sich erste hierarchische<br />

Führungsmodelle mit Oberschwestern<br />

heraus.<br />

1939 – 1945 // Männer in den<br />

Aktivdienst<br />

Das <strong>KSSG</strong> bildet während des Zweiten<br />

Weltkriegs Pflegerinnen für Militär- und<br />

Zivilspitäler aus. Zudem lichten sich die<br />

eigenen Reihen, da die meisten männlichen<br />

Angestellten in den Aktivdienst<br />

müssen. Einige absolvieren diesen in<br />

der Luftschutztruppe des <strong>KSSG</strong> (Bild).<br />

Immerhin werden die Chefärzte vom<br />

Militärdienst befreit.<br />

1945 // Die eigene Apotheke<br />

Das Spital eröffnet seine eigene Apotheke,<br />

die ein Jahr später zur Kantonsapotheke<br />

erhoben wird.<br />

1948 // Anästhesie gewinnt an<br />

Bedeutung<br />

Dank neuer Narkoseverfahren aus<br />

England und Skandinavien sowie der<br />

Blutspendenorganisation werden lange,<br />

komplexe Operationen möglich. Chefchirurg<br />

Dr. Josef Oberholzer setzt sich<br />

als Erster in der Schweiz dafür ein, die<br />

Anästhesie als eigenständiges Fachgebiet<br />

anzuerkennen. 1960 wird Dr. Franz<br />

Kern zum ersten Chefarzt für Anästhesiologie<br />

am <strong>KSSG</strong> gewählt.<br />

1958 // Kampf gegen Polio<br />

1958 wütet die Kinderlähmung ein<br />

letztes Mal: Bevor sich Ende der 1950er-<br />

Jahre ein Impfstoff verbreitet, übernehmen<br />

Respiratoren im Notfall die künstliche<br />

Beatmung. Erkrankte Kinder dürfen<br />

die «eisernen Lungen», wie die Kapseln<br />

im Volksmund heissen, oft monatelang<br />

nicht verlassen.<br />

1961 // Pioniertat in der<br />

orthopädischen Chirurgie<br />

(Seiten 4 – 5)<br />

1969 // Erste Nierentransplan<br />

tation<br />

Am <strong>KSSG</strong> wird erstmals eine Niere unter<br />

der Leitung von Dr. Danko Sege transplantiert.<br />

Weltweit erfolgen derartige<br />

Transplantationen erst ab 1980 standardmässig.<br />

1970 // Hygienevorbild für Europa<br />

Die «ultrasterile Operationsbox» geht<br />

in Betrieb. Das Operationsteam ist von<br />

den Anästhesistinnen und Anästhesisten<br />

durch eine Trennwand isoliert, trägt<br />

Visierhelme und die bakterienreiche<br />

Atemluft des Patienten oder der Patientin<br />

wird über ein<br />

Schlauchsystem<br />

ins Freie geleitet.<br />

1978 // Freie Menüwahl<br />

Patientinnen und Patienten<br />

können neuerdings aus mehreren<br />

Menüs auswählen. Die<br />

Reorganisation der Essensverteilung<br />

hat die Prozesse<br />

im Spital wesentlich verändert.<br />

1979 // Interdisziplinäre<br />

Notfallstation<br />

Die «Zentrale Notfallstation» am <strong>KSSG</strong><br />

ist die erste interdisziplinäre Notfallstation<br />

der Schweiz. St.Galler Ärztinnen<br />

und Ärzte haben das Konzept der<br />

Emergency Station bei Weiterbildungen<br />

in den USA kennengelernt.<br />

1984 // Die Schwestern treten ab<br />

Aufgrund von Nachwuchsmangel müssen<br />

die Ingenbohler Schwestern ihren<br />

Pflegedienst am <strong>KSSG</strong> nach über 100<br />

Jahren aufgeben.<br />

1890<br />

1945 1978 1994<br />

1888 1921 1958 1972<br />

1988 1995<br />

1972 // Das neue<br />

Wahrzeichen<br />

Das Wahrzeichen des<br />

Kantonsspitals wächst<br />

in die Höhe und thront<br />

mit seinen rund 78 Metern über der<br />

Stadt: das Haus 04. Das Logo auf der<br />

Nord- und Südseite wird erst 17 Jahre<br />

später montiert.<br />

1973 // Der Hort lockt<br />

Wer im Spital arbeitet, kann seine Kinder<br />

in der neuen, spitaleigenen Kindertagesstätte<br />

betreuen lassen – ein fortschrittliches<br />

Angebot, das sich positiv auf die<br />

Rekrutierung von Frauen auswirkt.<br />

1988 // Nierensteinzertrümmerer<br />

Nierensteine mit Ultraschall zertrümmern<br />

– diese neuartige Methode ist<br />

aus finanziellen Gründen vorerst den<br />

Universitätsspitälern vorbehalten. Auf<br />

Initiative des <strong>KSSG</strong> schafft man zusammen<br />

mit den Spitälern Luzern, Aarau,<br />

Frauenfeld und Feldkirch einen mobilen<br />

Zertrümmerer an. Jeden Dienstag zertrümmert<br />

er in St.Gallen.<br />

1988 // Low-Vision-Abteilung<br />

(Seiten 20 – 21)<br />

1994 // Paradigmenwechsel im<br />

Rettungsdienst<br />

Um lebenswichtige Körperfunktionen<br />

schon am Notfallort und während des<br />

Transports aufrechtzuerhalten, wird<br />

der Rettungsdienst unter der Führung<br />

des <strong>KSSG</strong> professionalisiert und ausgebaut.<br />

Zuvor hatte die Stadtpolizei den<br />

Auftrag, Patientinnen und Patienten<br />

schnellstmöglich ins Spital zu transportieren.<br />

1995 // Globalkreditsystem<br />

Das Globalkreditsystem verwandelt das<br />

<strong>KSSG</strong> von einer kantonalen Dienststelle<br />

in ein selbstständig öffentlich-rechtliches<br />

Unternehmen. Das Parlament<br />

spricht dem Spital einen jährlichen<br />

Kredit zu, mit dem es selber haushalten<br />

muss. Das visionäre System hält später<br />

Einzug in zahlreiche Schweizer Spitäler.<br />

1995 // Nein zur Herzchirurgie<br />

Das St.Galler Stimmvolk lehnt eine Herzchirurgie<br />

im eigenen Kantonsspital ab<br />

– die Kampagne privater Konkurrenzkliniken<br />

war erfolgreich. Für Operationen<br />

am offenen Herzen werden Betroffene<br />

weiterhin in ausserkantonale Spitäler<br />

geschickt – ein herber Rückschlag für<br />

das <strong>KSSG</strong>.<br />

Bild: Staatsarchiv St.Gallen

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