K lima w a n d e l & W a sse rk ra ft - SWV
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K<strong>lima</strong>wandel & Wa<strong>sse</strong><strong>rk</strong><strong>ra</strong><strong>ft</strong><br />
pe<strong>ra</strong>turzunahme abhängig. Letzterer ist<br />
unter Vo<strong>ra</strong>u<strong>sse</strong>tzung einer bestimmten<br />
Entwicklung der CO 2-Emissionen gut prognostizierbar.<br />
Ein gut prognostizierbarer<br />
Trend darf allerdings nicht mit einem gut<br />
prognostizierbaren Ereignis in einem bestimmten<br />
Jahr verwechselt werden. Auch<br />
ist natürlich das Wachstum der Gletscher<br />
im Winter von den nur ungenau vo<strong>ra</strong>ussagbaren<br />
Niederschlägen abhängig, doch<br />
das Abschmelzen kann man sich als langsamen<br />
Prozess vorstellen, der dem sich<br />
verändernden K<strong>lima</strong> mehrere Jahre nachhinkt<br />
und demzufolge relativ ausgeglichen<br />
abläu<strong>ft</strong>.<br />
Zwei Institute haben sich im Rahmen<br />
des Projektes «K<strong>lima</strong>änderung und<br />
Wa<strong>sse</strong><strong>rk</strong><strong>ra</strong><strong>ft</strong>nutzung» mit den Gletschern<br />
befasst, das Geog<strong>ra</strong>phische Institut der<br />
Universität Zürich und Versuchsanstalt<br />
für Wa<strong>sse</strong>rbau (VAW) der ETH Zürich. Es<br />
dür<strong>ft</strong>e sich für den Wa<strong>sse</strong><strong>rk</strong><strong>ra</strong><strong>ft</strong>we<strong>rk</strong>betreiber<br />
lohnen, sich mit diesem Thema genauer<br />
zu befa<strong>sse</strong>n, wenn für ihn vergletscherte<br />
Einzugsgebiete eine Rolle spielen.<br />
In sta<strong>rk</strong> vergletscherten Einzugsgebieten<br />
können durch das Abschmelzen der Gletscher<br />
schon heute die Abflü<strong>sse</strong> Jahr für<br />
Jahr grö<strong>sse</strong>r sein als die Niederschläge.<br />
In ein paar Jahrzehnten wird jedoch eine<br />
Trendumkehr eintreten und die Abflü<strong>sse</strong><br />
werden langfristig, bei weggeschmolzenen<br />
Gletschern und erhöhter Evapot<strong>ra</strong>nspi<strong>ra</strong>tion,<br />
im Mittel geringer als die Niederschläge<br />
sein.<br />
Wie im Bericht der VAW dargestellt<br />
wird, ist z.B. der durchschnittliche Zufluss<br />
zu der 2007 m ü.M. gelegenen Fassung<br />
des zu 70% vergletscherten, 81 km 2 gro<strong>sse</strong>n<br />
Einzugsgebiet Gorner, heute schon<br />
rund 50% höher als der Durchschnitt des<br />
letzten Jahrhunderts. Bis 2040 wird der<br />
durchschnittliche Zufluss vielleicht nochmals<br />
20% zunehmen, dann aber vor Ende<br />
des Jahrhunderts unter den Durchschnitt<br />
des vergangenen Jahrhunderts absinken.<br />
Dieses Beispiel kann nicht auf andere vergletscherte<br />
Einzugsgebiete eins zu eins<br />
übert<strong>ra</strong>gen werden, wichtig sind neben<br />
dem Vergletscherungsg<strong>ra</strong>d u.a. die Höhe<br />
des Einzugsgebietes, die zu erwartenden<br />
Niederschlagsveränderungen und, wegen<br />
der Evapot<strong>ra</strong>nspi<strong>ra</strong>tion, die Bodenbeschaffenheit<br />
der nicht vergletscherten<br />
Flächen.<br />
Für die Stromproduktion der ganzen<br />
Schweiz halten sich die Auswi<strong>rk</strong>ungen<br />
des Abschmelzens der Gletscher in Grenzen.<br />
Insgesamt hatte es im Jahr 1999 noch<br />
rund 60 km 3 Eis in den Gletschern der<br />
Schweiz, was etwa 55 km 3 Wa<strong>sse</strong>r entspricht.<br />
Wenn wir annehmen es b<strong>ra</strong>uche<br />
wenigstens 100 Jahre bis die Gletscher<br />
geschmolzen sind, dann stehen während<br />
dieser Abschmelzphase, in der wir schon<br />
drin sind, theoretisch jährlich rund 0.5 km 3<br />
mehr Wa<strong>sse</strong>r zur Verfügung. Dies ist, im<br />
Vergleich zu den 60 km 3 Niederschlägen,<br />
die jährlich auf die Schweiz fallen und von<br />
denen etwa ein Drittel genutzt wird, nicht<br />
besonders viel.<br />
Von potenziellem Intere<strong>sse</strong> ist auch<br />
der Umstand, dass die sich zurückziehenden<br />
Gletscher z.T. Seen von beachtlicher<br />
Grö<strong>sse</strong> zurück la<strong>sse</strong>n (siehe Studie<br />
des Geog<strong>ra</strong>phischen Instituts der Universität<br />
Zürich im Projekt «K<strong>lima</strong>änderung und<br />
Wa<strong>sse</strong><strong>rk</strong><strong>ra</strong><strong>ft</strong>nutzung»). Diese Seen können<br />
für die Wa<strong>sse</strong><strong>rk</strong><strong>ra</strong><strong>ft</strong>nutzung allenfalls von<br />
Intere<strong>sse</strong> werden. Zudem werden auch<br />
höher gelegene Fassungen das Potenzial<br />
der Wa<strong>sse</strong><strong>rk</strong><strong>ra</strong><strong>ft</strong>nutzung vergrö<strong>sse</strong>rn. Dies<br />
könnte für hoch gelegene Einzugsgebiete<br />
theoretisch ein nicht unwesentliches Potenzial<br />
eröffnen. In den beiden von der<br />
VAW untersuchten Einzugsgebieten wird<br />
mit einer Erhöhung der Gleichgewichtslinie<br />
(oberhalb der Linie wächst der Gletscher,<br />
unterhalb schmelzt er weg) von 600 Metern<br />
gerechnet. Dieses theoretische Potenzial<br />
könnte aber nur durch wesentliche Umbauten<br />
bestehender Wa<strong>sse</strong><strong>rk</strong><strong>ra</strong><strong>ft</strong>we<strong>rk</strong>e<br />
ober bei Neubauten genutzt werden, so<br />
z.B. bei neu konzipierten Pumpspeicherwe<strong>rk</strong>en.<br />
3. Veränderungen<br />
der mittleren Zuflü<strong>sse</strong><br />
Wichtig für die Wa<strong>sse</strong>rwirtscha<strong>ft</strong> sind vor<br />
allen die Veränderungen der Zuflü<strong>sse</strong> zu<br />
den Wa<strong>sse</strong><strong>rk</strong><strong>ra</strong><strong>ft</strong>anlagen (Fassungen und<br />
Stauseen). Mengenmässig ergeben sich<br />
diese aus dem Zusammenspiel der veränderten<br />
Niederschläge, der veränderten<br />
Verdunstungen und dem veränderten Abschmelzen<br />
der Gletscher. Wichtig sind<br />
auch die zeitlichen Veränderungen, sowohl<br />
die saisonalen als auch die kurzfristigen<br />
Veränderungen, die sich durch die<br />
vermutete Zunahme der Extremereigni<strong>sse</strong><br />
ergeben. Letztere werden im Projekt «K<strong>lima</strong>änderung<br />
und Wa<strong>sse</strong><strong>rk</strong><strong>ra</strong><strong>ft</strong>nutzung»<br />
nicht behandelt.<br />
Hydrologen teilen Einzugsgebie te<br />
und deren Abflü<strong>sse</strong> in verschiedene Typen<br />
ein. Die Gruppe Hydrologie des Geog<strong>ra</strong>phischen<br />
Instituts der Universität Bern hat<br />
im Rahmen des Projektes «K<strong>lima</strong>änderung<br />
und Wa<strong>sse</strong><strong>rk</strong><strong>ra</strong><strong>ft</strong>nutzung» für je ein Einzugsgebiet<br />
aller 16 Typen, die k<strong>lima</strong>gedingten<br />
Veränderungen der Abflü<strong>sse</strong> berechnet. 3<br />
Für die Berechnung des Abflu<strong>sse</strong>s in Funktion<br />
der Niederschläge wurde im Prinzip<br />
jeweils da<strong>sse</strong>lbe Modell verwendet. Dabei<br />
wurden Regen und Schnee, Tempe<strong>ra</strong>turen<br />
(über Null und unter Null) und verschiedene<br />
Flächen (Eis, Fels, unterschiedliche Böden<br />
und Vegetation) unterschieden. Die Modellpa<strong>ra</strong>meter<br />
wurden für jeden Einzugsgebietstyp<br />
an der Vergangenheit sepa<strong>ra</strong>t<br />
geeicht. Dies erlaubte, aufgrund der regionalen<br />
K<strong>lima</strong>prognosen, die Berechnung<br />
der zukün<strong>ft</strong>igen Abflü<strong>sse</strong>.<br />
Es ergeben sich für die 16 Einzugsgebietstypen<br />
recht unterschiedliche Resultate.<br />
Auf der Alpennordseite wi<strong>rk</strong>en sich<br />
im Winter prognostizierte Erhöhungen der<br />
Niederschläge positiv aus, in der ganzen<br />
Schweiz werden in den wärmeren Sommern<br />
ein höherer Anteil der Niederschläge<br />
verdampfen und sich so der Wa<strong>sse</strong><strong>rk</strong><strong>ra</strong><strong>ft</strong>nutzung<br />
entziehen und es wird in vielen<br />
Gebieten auch mit weniger Abflü<strong>sse</strong>n gerechnet.<br />
Bei Letztem ist allerdings die Sicherheit<br />
der Aussage nicht sehr hoch.<br />
Wa<strong>sse</strong><strong>rk</strong><strong>ra</strong><strong>ft</strong>we<strong>rk</strong>e können bei hoher<br />
Wa<strong>sse</strong>rführung o<strong>ft</strong> nicht alles Wa<strong>sse</strong>r<br />
nutzen. Da in der Schweiz im Sommer meist<br />
viel Wa<strong>sse</strong>r zur Verfügung steht, führen die<br />
verminderten Zuflü<strong>sse</strong> im Sommer nicht<br />
unbedingt zu einer Minderproduktion. In<br />
sechs Fallbeispielen (K<strong>ra</strong><strong>ft</strong>we<strong>rk</strong>e Löntsch,<br />
Prättigau, Mattma<strong>rk</strong>, Oberhasli, Goug<strong>ra</strong><br />
und Göschene<strong>ra</strong>lp) wurden die durch die<br />
saisonal veränderten Zuflü<strong>sse</strong> bedingten<br />
Mehr- und Mindererträge berechnet. Sie<br />
werden in anderen Teilen dieses He<strong>ft</strong>es erläutert.<br />
Diese Berechnungen geben zwar<br />
wichtige Hinweise auf mögliche Entwicklungen,<br />
führen jedoch nicht zu quantitativ<br />
belastbaren Aussagen. Dies aus folgenden<br />
Gründen:<br />
Alle Berechnungen über die K<strong>lima</strong>veränderungen<br />
beziehen sich auf das<br />
IPCC-Szenario A1B. Andere Entwicklungen<br />
der CO 2-Zunahme sind auch<br />
möglich.<br />
Die Regionalisierung der globalen K<strong>lima</strong>modelle<br />
führt zu unterschiedlichen<br />
Resultaten. Insbesondere sind quantitative<br />
Resultate der regionalen, sai-<br />
3 Dabei ging es auch um die F<strong>ra</strong>ge, ob es Einzugsgebiete gibt, die aufgrund des veränderten K<strong>lima</strong>s in der Typologie neu eingeteilt werden müs-<br />
sen.<br />
310 «Wa<strong>sse</strong>r Energie Lu<strong>ft</strong>» – 103. Jahrgang, 2011, He<strong>ft</strong> 4, CH-5401 Baden