ÜSERS DORF BROGGE
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MEIN Lieblingsplatz<br />
Nein, Lieblingsplatz sei schon etwas übertrieben, wenn ich ihn an seinem Arbeitsort fotografiere,<br />
meint Göpf Fleuti lachend, obwohl er sich hier sehr wohl fühle und gerne hier arbeite. Dies sei ihm<br />
allerdings zur Zeit nicht möglich, macht ihm doch eine Schulterverletzung zu schaffen, welche er sich<br />
nicht einmal beim Arbeiten mit den riesigen Pneus zugezogen hat. Glatteis war schuld daran, dass er<br />
unglücklich stürzte. Gerne hätte er mich zu einer Bratwurst von Raubers Grill eingeladen, aber der<br />
hatte zur Zeit des Interviews ausgerechnet Betriebsferien. Dort sieht man oder frau meinen Gesprächspartner<br />
jeden Samstag beim gemütlichen Austausch von Neuigkeiten aus Bruggen. Hinter dem<br />
Bratwurstgrill fühlte sich Göpf auch immer sehr wohl, und ich erinnere mich an viele Feste, an denen<br />
er den Absatz der Würste mit seinen flotten Sprüchen förderte.<br />
Am 22. 12. 1945 kam Göpf Fleuti im Kantonsspital<br />
zur Welt, als seine Eltern nahe beim Platztor an<br />
der St.Jakobstrasse wohnten. An diese Zeit kann<br />
er sich überhaupt nicht erinnern, denn schon bald<br />
zügelte die Familie an die Felsenstrasse, von wo<br />
aus er die 1.-3. Klasse im Schulhaus St.Leonhard<br />
besuchte. Während der 3. Klasse erfolgte ein<br />
Umzug nach Herisau, dann nach Schwellbrunn,<br />
und schliesslich kehrte er mit seiner Familie für<br />
die fünfte Klasse nach St.Gallen zurück, und von<br />
jetzt an war Bruggen sein Wohnort. Bei Sepp<br />
Müller durchlief er die harte Realschulzeit, wo er<br />
nach Pferdesporttagen beim Aufräumen auf dem<br />
Breitfeld mithalf, um Geld für die Klassenkasse<br />
zusammenzutragen. Einmal glaubte ein übereifriger<br />
Seminarist, er müsse die Knaben mit einem<br />
Haselrütchen zu schnellerem Arbeiten antreiben.<br />
Die Striemen auf seinem Rücken hatten zur Folge,<br />
dass sogar sein Vater in der Schule vorsprach.<br />
Ein ganz spezielles Lehr- und Wanderjahr erwähnt<br />
Göpf in seinem Rückblick: Ein Jahr auf einem<br />
18<br />
Rheinschiff zwischen Basel und Rotterdam war<br />
für ihn ein harter Lehrplätz: Den ganzen Tag<br />
krampfen und am Abend dann als 14-Jähriger<br />
allein das Schiff “hüten”, das war doch zuviel des<br />
Guten, und Göpf Fleuti stellte seine Bärenkräfte<br />
wieder in den Dienst einheimischer Firmen. Allerdings<br />
sei er auch hier oft “verseckelt” worden,<br />
wenn er daran denke, wie oft ihm versprochen<br />
wurde, er könne in der Firma den Auto-Führerschein<br />
erwerben. Nun, so buckelte er halt Kohlensäcke<br />
oder jede Menge Holz. Klaviere und Flügel<br />
habe er zusammen mit seinem Onkel aus vielen<br />
Wohnungen herunter und wieder hinaufgeschleppt,<br />
alles unter der scharfen Stimme seines<br />
Meisters, der ihm vorsagte, wo sich der nächste<br />
Tritt befand. Auf meine Frage, ob er davon<br />
nicht Rückenschäden davon getragen habe, winkt<br />
er wirsch ab und lacht – und meine Gedanken<br />
gehen zu den Riesenpneus, vor denen er fürs Foto<br />
posierte.